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Brief Liebknechts an Engels Dezember 1867

Der hier von Engels erwähnte ausführliche Brief an Wilhelm Liebknecht ist bis jetzt unseres Wissens nicht aufgefunden worden. Jedoch nimmt Liebknecht in seinem Brief vom 11. Dezember 1867 an Engels zu den von diesem aufgeworfenen Fragen Stellung. Es heißt darin: „In allem Wesentlichen stimme ich natürlich mit Dir überein; bloß in der praktischen Auffassung, nicht in Bezug auf den prinzipiellen Standpunkt, kann eine Meinungsverschiedenheit obwalten… Anders ist es mit Österreich. Hier weichen unsere Ansichten ab. Ich gebe zu, dass ich die Adresse an den Wiener Gemeinderat hauptsächlich machte, um die Preußenfreunde zu ärgern (was auch gelungen ist), aber ich bin wirklich der Überzeugung, dass Österreich bei seinem 1789 angelangt, das heißt, dass die Revolution (vorerst unter monarchischer Eierschale) dort zur ökonomischen und politischen Notwendigkeit geworden ist, und dass, wenn nicht ein Stoß von außen, ich meine von Frankreich kommt (Krieg Badinguets oder Revolution), in Österreich der Anstoß gegeben werden wird, was jedoch nicht verhindert, dass Berlin die Entscheidung gibt … Über die süddeutschen Föderalisten denken wir gleich. Aber ganz fern kann ich mich von ihnen nicht halten. Ihr habt in England auch mit Leuten zu gehen, die Euch nicht konvenieren … Wenn ich nun auch im Reichstag vorsichtig mit der ,sozialen Frage' sein zu müssen glaube, so bin ich darum keineswegs gegen eine allgemeine theoretische sowohl als praktische Agitation…" (Zitiert nach Georg Eckert: „Wilhelm Liebknecht. Briefwechsel mit Karl Marx und Friedrich Engels." The Hague 1963, S.82, 83, 84 und 85.)

Die Adresse Liebknechts und Bebels an den Wiener Gemeinderat war in der „Neuen Preußischen Zeitung", Berlin, vom 1. Dezember 1867 nachgedruckt. Die Antwort des Wiener Gemeinderats erschien am 4. Januar 1868 im „Demokratischen Wochenblatt". [MEW 31, Anm. 458]

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