Züricher internationaler Kongress der II. Internationale im Jahre 1893 – wurde einberufen auf Initiative einer Reihe Schweizer Arbeiterorganisationen. Auf dem am 6. August eröffneten Kongress kamen etwa 440 Delegierte von allen Enden der Welt zusammen. Von der allerersten Sitzung des Kongresses an machten die Anarchisten Versuche seine Arbeit zu vereiteln. Aber als auf Vorschlag Bebels der Kongress eine Resolution über den Charakter des politischen Kampfes der Arbeiterklasse annahm, die den individuellen Terror der Anarchisten missbilligte, entfernten letztere sich demonstrativ. Eines der ersten Resultate der Arbeiten des Kongresses war ein Beschluss über die Notwendigkeit, unverzüglich den Kampf auf dem Weg der Agitation und Propaganda für den 8-Stunden-Arbeitstag zu beginnen. Über die Frage des Verhaltens der Sozialdemokraten im Falle eines Krieges nahm der Kongress als Resultat einer langen Debatte eine Resolution Wilhelm Liebknechts an, die lautete: „Die Beziehungen der Arbeiter zum Krieg sind durch den Beschluss des Brüsseler Kongresses [1868] in der Frage über den Militarismus klar festgelegt. Die internationale revolutionäre Sozialdemokratie aller Länder muss ihre ganze Kraft den chauvinistischen Bestrebungen der herrschenden Klasse entgegenstellen, muss die Arbeiter aller Länder durch Bande der Solidarität immer fester zusammenbinden und unaufhörlich zur Vernichtung des Kapitalismus gehen, der die Menschheit in zwei einander feindselige Kriegslager trennte und die Völkern gegeneinander aufhetzte. Mit der Vernichtung der Klassenherrschaft wird auch der Krieg verschwinden. Der Sturz des Kapitalismus wird der Beginn eines allgemeinen Friedens sein“. Diese mit Mehrheit gegen 14 Stimmen bei 5 Enthaltungen angenommene Resolution wurde durch folgende Abänderung der belgischen Delegation ergänzt: „Die Vertreter der Arbeiter im Parlament halten es für ihre Verpflichtung, gegen die militärischen Budgets zu stimmen, wobei sie sich für allgemeine Abrüstung aussprechen“. Es ist interessant, diese revolutionäre Resolution dem denkwürdigen Verhalten der Leader der internationalen Sozialdemokratie am Anfang des Weltkrieg gegenüberzustellen. Über die Frage der Notwendigkeit des politischen Kampfes als Weg zur Eroberung der politischen Voraussetzungen für die Befreiung der Arbeiterklasse sagt die Resolution des Kongresses im Übrigen: „Die politische Tätigkeit darf auf keinen Fall als Anlass für Kompromisse und Bündnisse dienen, die unsere Organisationen und unsere Solidarität beschädigen können…“. „…in jenen Ländern, wo die Partei des Proletariats durchaus entwickelt ist, bedeutet jeder Kompromiss Verrat an der Arbeitersache“. Die letzte Sitzung des Kongresses fand am 12. August unter dem Ehrenvorsitz Friedrich Engels' statt. [Trotzki, Sotschinenija, Band 8, Anm. 41] |
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