Nach der Spaltung innerhalb des Bolschewismus (Abspaltung der „Wperjod“-Gruppe), die sich nach dem Januar-Plenum des ZK verschärft hatte, zeigten sich einzelne Bolschewiki nicht imstande, das prinzipielle Wesen der Meinungsverschiedenheiten mit der „Wperjod“-Gruppe zu verstehen und den parteifeindlichen Charakter der „Wperjod“-Richtung zu durchschauen. Sie führten die ganze Sache auf organisatorische Teilfragen zurück und beschuldigten Lenin und seine Anhänger der Verschärfung der Meinungsverschiedenheiten und der Spaltungstätigkeit. Aus diesem Teil opportunistisch gestimmter Bolschewiki entstand damals die „neue Fraktion der Versöhnler oder der Tugendhaften“, die sich selber als „Nichtfraktionelle Bolschewiki“, als „Parteibolschewiki“ bezeichneten Die hervorragendsten dieser Versöhnler waren u. a. Losowski und Rykow. Zu ihnen stießen auch einige polnische Sozialdemokraten (Warski, Tyszka u. a.). Auf dem Januar-Plenum des ZK (1910) vertrat, neben Dubrowinski, Goldberg-Meschkowskl und Nogin, Kamenew die versöhnlerische Linie. In ihrer praktischen Arbeit setzten die Versöhnler der Leninschen Linie des vollständigen Bruchs mit den Liquidatoren aller Couleur von rechts und „links“ hartnäckigen Widerstand entgegen, wobei sie eine Linie der prinzipienlosen Vereinigerei befolgten. Was für einen Kampf Lenin gegen die Versöhnler führen musste, kann man (außer aus dem vorlieg. Artikel) aus seinem Briefwechsel mit Rykow vom Februar und März 1911 ersehen, der in Nr. 18 des „Leninski Sbornik“ auf S. 12–35 abgedruckt ist. Die Versöhnler übergingen überhaupt den Opportunismus der Liquidatoren und der „Wperjod“-Gruppe. Außerdem richteten sie wie alle anderen prinzipienlosen Versöhnler in der SDAPR ihren ganzen Unwillen nicht gegen die Opportunisten, sondern gegen Lenin und seine Anhänger. So schrieben sie, dass die „offiziellen Bolschewiki“, d. h. die Anhänger Lenins, in ihrer zirkelmäßigen fraktionellen Einstellung alle anderen Gruppen übertreffen und dass die Fraktionspolitik Lenins und seiner Anhänger den anderen Strömungen eine Berechtigung gegeben habe für ihre fraktionelle Absonderung. Sie erklärten direkt, dass eines der Haupthindernisse des Zusammenschlusses der parteitreuen Elemente eben die „Fraktionspolitik“ Lenins sei, deren Kern nach ihrer Meinung in „Hinausdrängen, Ausschließen, organisatorischem Druck“ bestehe. Während sie auf diese Weise gegen Lenin und seine Anhänger loszogen, nahmen die Versöhnler zugleich alle Opportunisten in Schutz. Über Trotzki dagegen schrieben sie, dass „er und seine Anhänger den parteitreuen Elementen politisch näher stehen als den Liquidatoren“. „Das trifft in noch höherem Maße auf die ,Wperjod‘-Gruppe zu“, fügten sie hinzu. Das waren die Ansichten der Gruppe der Versöhnler in dieser Periode. Daher bezeichnete Lenin die Versöhnler als „inkonsequente Trotzkisten“. Dank dem Kampfe Lenins und der Partei gegen sie erlangte die Gruppe in der Partei keinerlei Einfluss und blieb als formierte Gruppe nicht lange bestehen. Die Lehren des Kampfes gegen sie waren ebenso wie die Lehren des Kampfes mit dem Versöhnlertum in der vorhergegangenen Periode (zwischen dem 2. und dem 3. und dann zwischen dem 3. und dem 4. Parteitage der SDAPR) von größter Bedeutung für den ganzen folgenden Kampf der Partei nach zwei Fronten, da das Versöhnlertum bei einzelnen Elementen der bolschewistischen Partei auch in den folgenden Etappen ihrer Entwicklung anzutreffen war, im Einzelnen auch nach dem Oktober [...] [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 57] |
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