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Chinesische Revolution 1911

1910 begann in China unter Führung Sun Jat-sens eine revolutionäre Bewegung, die in ihrem Verlauf zum Sturz der Monarchie und zur Bildung der Republik führte (1911 Unabhängigkeitserklärung der Südprovinzen mit Sun Jat-sen als Präsidenten; 1912 Abdankung der Mandschudynastie und Proklamierung der chinesischen Republik). Die chinesische Revolution hat im Laufe der Jahre eine immer größere Ausdehnung und Schärfe angenommen und ist heute noch nicht abgeschlossen. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 20.2, Anm. 43]

Im Jahre 1911 brach in China die Revolution aus. Gegen die chinesische absolutistische Regierung, die die Vertreterin der feudalen Großgrundbesitzer und der Bürokratie war, erhoben sich die städtische Bourgeoisie, die Bauernschaft und das Proletariat, das aber zu dieser Zeit noch keine eigene Partei besaß und darum keine selbständige Rolle spielte. Die Großgrundbesitzer und die Bürokraten beuteten das Land nicht nur in der räuberischsten Weise aus, sondern waren auch bestrebt, es zur Befriedigung ihrer eigenen Interessen den Imperialisten auszuliefern. Der Kampf gegen den Feudalismus in China war deshalb schon in den Jahren 1911-1912 in Wirklichkeit auch ein Kampf gegen den China unterjochenden Imperialismus. Daraus erklärt sich auch, dass das „demokratische“ Europa die Revolution nicht nur nicht „anerkannte“, sondern auch die Konterrevolution mit Geldmitteln unterstützte. Die Hochburg der Revolution war der industriell fortgeschrittene Süden, die Hochburg der Konterrevolution der wirtschaftlich rückständige Norden. Führer der Revolution war Sun Jat-sen, den Lenin im vorhergehenden Artikel als Geistesverwandten der russischen kleinbürgerlichen Narodnikidemokraten kennzeichnete. Im Jahre 1901 war die „Bundesliga“ gegründet worden, die später mit den Liberalen zu einer einheitlichen „Nationalpartei“ verschmolz. An der Spitze der Konterrevolution stand Yuan-Shikai. Anfang 1912 erkannte Yuan-Shikai nach langen Verhandlungen mit der Südpartei die Republik an, nachdem er freilich die Auflösung eines Teils der revolutionären Armee erreicht hatte. Das stärkte in bedeutendem Maße seine Position und schwächte die Revolution. Juanschükai ließ den alten bürokratischen Apparat unangetastet und betrat rasch den Weg zur Aneignung der diktatorischen Gewalt über ganz China. Die von Lenin hier angeführten Wahlen in das Parlament brachten den Anhängern Yuan-Shikais die Mehrheit. Sun Jat-sen, der bis dahin provisorischer Präsident gewesen war, verzichtete auf das Amt zugunsten Yuan-Shikais. Dieser wurde Präsident. Das war nach den Zugeständnissen an Yuan-Shikai Anfang 1912 die zweite große Niederlage der Südpartei, eine Frucht der opportunistischen Taktik Sun Jat-sens und seiner Partei. Im Juli und August 1912 erfolgte unter dem Druck der rechten Elemente innerhalb der „Nationalpartei“ die dritte Kapitulation Sun Jat-sens und seiner Anhänger: die „Nationalpartei“ verschmolz mit einer Reihe ideologisch und politisch rechtsgerichteter „republikanischer“ Gruppen. Es bildete sich die Partei „Kuomintang (gebildet aus den chinesischen Worten für Staat, Volk und Bund), die verschiedene Gruppen der städtischen Bourgeoisie, der mittleren Bourgeoisie und des Kleinbürgertums sowie der städtischen und ländlichen Bourgeoisie umfasste. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 135]


 [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4]

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