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Eklektik

Lenin charakterisierte die Eklektik als willkürliches Herausgreifen und künstliches Vereinigen einzelner Tatsachen, Erscheinungen, Ideen, die oft einander vollkommen entgegengesetzt sind. Der formale, tote, inhaltslose Eklektizismus, der ein Stückchen von dem einen, ein Stückchen von dem anderen Standpunkt nimmt und sie künstlich zusammenkleistert, vermag keine Vorstellung von der Gesamterscheinung, vom Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung zu vermitteln.

Im Gegensatz zur Eklektik untersucht die revolutionäre Dialektik das Ganze in all der Vielfältigkeit seiner Seiten, deckt die Einheit der widerspruchsvollen Erscheinungen in ihrer Entwicklung auf, berücksichtigt alle wechselseitigen Zusammenhänge der Erscheinungen und Prozesse, ihr konkretes gegenseitiges Verhältnis zueinander, ohne jemals das Gemeinsame aus dem Auge zu verlieren, und rückt gerade jene Seiten in den Vordergrund, die durch den objektiven Gang der Ereignisse selbst hervortreten. Lenin betonte stets, dass der Eklektizismus mit dem revolutionären Marxismus nichts gemeinsam hat. Alle Opportunisten ersetzen die revolutionäre Dialektik durch die Eklektik. So schrieb Lenin im Entwurf zu dem gegen den Renegaten Kautsky gerichteten Artikel „Über den Kampf gegen den ,Sumpf' um die charakteristischsten Merkmale des Opportunismus hervorzuheben: „Eklektik statt Dialektik. Ein ,Mittelding': ,Aussöhnung' der Extreme, Fehlen einer klaren, bestimmten, scharfen Schlussfolgerung, Schwanken, Aussöhnung und Abstumpfung der Klassengegensätze in Worten, bei ihrer Verschärfung in Wirklichkeit.“ In seiner Rede über die Gewerkschaften und die gegenwärtige Lage führte Lenin ein Beispiel an, wie Bucharin eklektisch Politik und Ökonomie vereinigte. Während Lenin die Einheit dieser beiden verschiedenen Erscheinungen sah, während er sagte, die Politik sei der konzentrierte Ausdruck der Ökonomie, erhob Bucharin gegen Lenin die Beschuldigung, dass er an die Gewerkschaftsfrage nur „politisch“ herangehe und Trotzki nur „wirtschaftlich“. Ich dagegen – sagte er – vereinige das eine und das andere. Dieses willkürliche mechanische „Vereinigen des einen und des anderen“, ohne Berücksichtigung ihrer Einheit, ihres gegenseitigen Zusammenhanges miteinander und ihrer Abhängigkeit voneinander, führte Lenin eben als Beispiel der Eklektik an.

Über das Verhältnis von revolutionärer Dialektik und Eklektik siehe Lenin: „Materialismus und Empiriokritizismus“, Kapitel II, Punkt 5, „Staat und Revolution“ (Bd. VII der vorliegenden Ausgabe), „Zur Frage der Dialektik“, Konzept der Hegelschen „Wissenschaft der Logik“ (Lenin, „Aus dem philosophischen Nachlass“, Berlin 1932), ferner die entsprechenden Anmerkungen in Bd. XI der vorliegenden Ausgabe [tatsächlich erschienen die Bände X-XII ohne Anmerkungen]. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 9, Anm. 28]

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