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legitime Monarchie in Frankreich

Die legitime Monarchie Ludwigs XVIII. und Karls X. existierte in Frankreich von 1815 bis 1830. Nach dem Sturz Napoleons I. in Frankreich kehrten mit direkter Unterstützung der europäischen reaktionären Regierungen die adligen Großgrundbesitzer, die durch die Revolution um die Wende des 18. Jahrhunderts aus dem Lande verjagt worden waren, von neuem zur Macht zurück, und zusammen mit ihnen kam auch die alte Bourbonen-Dynastie wieder ins Land. Das war eine Ära des weißen Terrors, eine Epoche der Liquidierung der Umgestaltungen der Revolution von 1789–1794. Die legitime Monarchie war nicht imstande, in den Restaurationsjahren die grundlegenden sozialen und ökonomischen Umgestaltungen der Revolution wieder rückgängig zu machen – sie konnte weder die Leibeigenschaft auf dem Lande noch die Zunftordnung in den Städten wiederherstellen. Die Politik dieser Monarchie wurde jedoch den Interessen der Großgrundbesitzer, die von der Revolution von 1789 bis 1794 gestürzt worden waren, untergeordnet. (U. a. wurde ihnen als Entschädigung für die Verluste, die sie durch die Revolution erlitten hatten, eine Milliarde Franken ausgezahlt.) In diesen Jahren wurde auch die Oberschicht der Bourgeoisie, ihre Elite, unter gewissen Voraussetzungen zur Macht zugelassen. Die von oben „verliehene“ Konstitution und die Förderung der nationalen Industrie verschafften der legitimen Monarchie die Unterstützung dieser Oberschicht der Bourgeoisie. Der Industriekapitalismus hatte jedoch in Frankreich sehr bald bedeutende Erfolge zu verzeichnen, wodurch die Kräfte der Bourgeoisie und somit auch die ihrer Oberschicht wuchsen; sie begann daher nach eigener Macht zu streben und nahm der Bourbonen-Monarchie gegenüber eine oppositionelle Haltung ein. Der unversöhnliche Hass der Bauern gegen die Großgrundbesitzer, die zunehmende Not der städtischen Handwerker und Arbeiter, die Opposition des vom Kapitalismus ruinierten Kleinbürgertums und schließlich der Konflikt zwischen der industriellen Bourgeoisie und der bestellenden Macht – all dies zusammen genommen liefert uns die Erklärung dafür, warum im Juli 1830 eine neue Revolution unabwendbar geworden war. Die Julirevolution 1830 war die Antwort der breiten Massen auf den entschiedenen Versuch Karls X., sogar den Schein der Konstitution aufzuheben und zu einer Ordnung der Dinge zurückzukehren, wie sie zur Zeit Ludwigs XVI., der 1793 geköpft worden war, herrschte. In den Julitagen 1830 wurden die Regierungstruppen in Paris von dem aufständischen Volk besiegt. Karl X. flüchtete, und die „legitime“ Monarchie machte einer bürgerlichen Monarchie Platz. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 7]

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