Zusammensetzung der sozialdemokratischen Fraktion der III. Reichsduma: 1. J. P. Astrachanzew, Gouv. Wjatka. 2. T. O. Bjeloussow, Gouv. Irkutsk (trat später aus der Fraktion aus, legte aber sein Mandat nicht nieder). 3. A. A. Woiloschnikow, Transbaikalisches Gebiet. 4. I. P. Gegetschkori, Gouv. Kutais. 5. N. M. Jegorow, Gouv. Perm (Bolschewik). 6. I. P. Pokrowski II (Kuban-Gebiet, mit den Bolschewiki sympathisierend). 7. A. J. Preedkaln, Riga (Bolschewik). 8. N. S. Tschcheïdse, Gouv. Tiflis. 9. W. D. Kossorotow, Gouv. Ufa (später, 1909, infolge einer gegen ihn erhobenen politischen Anklage, von der Duma ausgeschlossen), von der Arbeiterkurie. 10. N. G. Poletajew, Gouv. Petersburg (Bolschewik). 11. M. W. Sacharow II, Moskauer Gouv. 12. S. A. Woronin, Gouv. Wladimir. 13. P. I. Surkow, Gouv. Kostroma. 14. W. J. Schurkanow, Gouv. Charkow (Bolschewik, entpuppte sich später als Provokateur). 15. G. S. Kusnezow, Gouv. Jekalerinoslaw. Außerdem gehörten der Fraktion an, verließen sie aber später: 16. I. Gaidarow, Dagestaner Gebiet und Kreis Sakatalsk und 17. F. N. Tschilkin, Amur-Gebiet. Die Mehrheit der sozialdemokratischen Fraktion in der III. Duma war eine menschewistische. Infolge der Repressalien war es unmöglich, auch nur eines der hervorragenden Parteimitglieder oder jemanden von den Mitgliedern der ersten beiden Dumas, die die Parlamentsverhältnisse bereits kannten, in die Duma zu bringen. Die Wahlen zur III. Duma fanden inmitten eines starken Einflusses boykottistischer Stimmungen statt. Die große Masse der Arbeiterklasse war des Wahlrechts beraubt, daher wurden sozialdemokratische Abgeordnete auch außerhalb der Arbeiterkurie gewählt (z. B. im Kaukasus, wo die sozialdemokratischen Abgeordneten mehr Stimmen von Bauern und kleinen Grundbesitzern als von Arbeitern erhielten). Die Bedingungen der Arbeit in der Duma waren für die Fraktion außerordentlich schwer: äußerst schroffe Feindseligkeit der reaktionären Mehrheit, formale Hindernisse und Unterdrückung seitens des Präsidiums. Die Fraktion war von „Sachverständigen" umgeben, unter denen es rechte Menschewiki, wie A. Potressow und I. Smirnow, gab, oder auch offene Revisionisten, wie S. Prokopowitsch. Mit Parteiorganisationen hatte die Fraktion keine Verbindung. In der ersten Sitzung der Dumafraktion vertraten Tschcheïdse und Gegetschkori den Standpunkt, die Fraktion müsse sich als „freie sozialdemokratische Gruppe" konstituieren. Dieser Versuch, sich vom Einfluss der Partei und des ZK zu befreien, führte zu einer Reihe von Konflikten. Die Lage in der Petersburger Parteiorganisation war einer Annäherung der Fraktion an sie wenig günstig. Der starke otsowistische Einfluss errichtete eine Mauer zwischen Parteiorganisation und Fraktion. Es kam so weit, dass die Otsowisten, zusammen mit den Sozialrevolutionären, in den Gewerkschaften dafür agitierten, dass der Fraktion das erbetene Material für eine Duma-Interpellation über Verfolgung der Gewerkschaften verweigert werden solle. Der Bruch zwischen der Organisation und der Fraktion wurde nicht nur dadurch verschärft, dass die Fraktion sich anfänglich weigerte, der Organisation entgegenzukommen, Berichte zu erstatten usw., sondern auch durch eine Reihe großer Fehler der Fraktion. Die Fraktion ging in ihrer Arbeit anfänglich von dem falschen, opportunistischen Standpunkt aus, sie habe die Führerin der demokratischen Opposition auf dem Boden einer „organischen" Arbeit in der Duma zu sein, und betrachtete ihre Tätigkeit nicht als eine agitatorisch-entlarvende. Die
Fehler der Fraktion waren später Gegenstand lebhaftester
Parteidiskussion. [Band 12] |
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