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Pariser Konferenz der SDAPR 1909

Pariser Reichskonferenz der SDAPR im Januar 1909 (Dezember 1908) - Diese Konferenz hatte eine große Bedeutung für die Partei, da auf ihr die Partei zum ersten Male ihren Standpunkt zu der durch den Sieg der Konterrevolution geschaffenen politischen Lage, zur Politik der Regierung und der herrschenden Klassen (und Parteien), zu den Tagesaufgaben der Parteiarbeit und besonders zur Arbeit der Partei in der Duma festlegte Von den Delegierten der Konferenz waren 6 Bolschewiki (darunter 2 Otsowisten), vier Menschewiki, drei vom Bund und fünf Vertreter der polnischen Sozialdemokratie. Dank der Unterstützung durch die polnischen Genossen erlangten die Bolschewiki in allen wichtigen Fragen die Mehrheit, und in der Hauptsache wurden von der Konferenz zu allen Fragen die von den Bolschewiki vorgelegten Resolutionen angenommen (siehe Sämtliche Werke, Band XIV, im Anhang unter den „Dokumenten und Materialien“). Die wichtigste Resolution „Über die augenblickliche Lage und die Aufgaben der Partei“ war von Lenin geschrieben, sein Entwurf [...] wurde von der Konferenz mit nur wenigen Verbesserungen untergeordneten Charakters angenommen. Dieser Resolution liegt die These zugrunde, dass der Absolutismus nach dem Siege über die Revolution von 1905-1907 „sich in der Weise entwickelt, dass er sich in eine bürgerliche Monarchie verwandelt“, dass er neue Schritte in dieser Richtung unternimmt, das aber in der Weise tut, dass den fronherrlichen Gutsbesitzern „ihre Macht und Einkünfte erhalten bleiben“. Dieser Einschätzung des Klassencharakters des Absolutismus nach der Revolution 1905–1907 maß Lenin dann im Verlaufe der ganzen Periode von 1908–1914 für die Bestimmung der Taktik der proletarischen Partei entscheidende Bedeutung bei. Die Nichtannahme dieser Einschätzung bedeutete für Lenin ein Abgleiten entweder zum menschewistischen Liquidatorentum oder zu der Stellung der Otsowisten. Darum ging Lenin in seinem Kampfe gegen diese beiden Fronten in der Periode der Reaktion stets gerade von dieser Einschätzung des Charakters des Absolutismus aus und richtete seine Angriffe gegen die Einschätzung des Absolutismus sowohl seitens der menschewistischen Liquidatoren als auch seitens der Otsowisten. Dadurch, dass die Konferenz die Leninsche Charakterisierung des Absolutismus mit allen ihren Schlussfolgerungen annahm, führte sie einen Schlag sowohl gegen die Otsowisten als auch gegen die Liquidatoren. Ebensolche Schläge versetzte die Konferenz nach beiden Seiten durch ihre Resolutionen über die sozialdemokratische Dumafraktion und zur Organisationsfrage.

[Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 1]

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