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Partei demokratischer Reformen

Partei der demokratischen Reformen – eine gemäßigt-liberale Partei, entstanden Anfang 1906 während der Wahlen zur ersten Reichsduma aus den Elementen, denen das Programm der konstitutionellen Demokraten zu weit links zu sein schien. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen der „Partei der demokratischen Reformen" und den Konstitutionellen Demokraten betrafen die Frage des Charakters selbst der politischen Partei. Die ersteren glaubten, dass noch nicht die Zeit gekommen sei für Parteien mit strengen Richtlinien, die zuerst ihre Lebensfähigkeit beweisen müssten und erst dann bedingungslose Unterordnung von ihren Mitgliedern fordern könnten. Diese organisatorische Formlosigkeit führte dazu, dass die Partei, die in der ersten Reichsduma zwei Abgeordnete (M. M. Kowalewski und W. D. Kjusmin-Karawajew) hatte, es nicht verstand, die ihr ideologisch nahestehenden parteilosen Abgeordneten, die die Notwendigkeit einer Organisation empfanden, um sich zusammenzuschließen. Die letzteren organisierten sich um die „Partei der friedlichen Erneuerung".

Die anderen Meinungsverschiedenheiten mit den Konstitutionellen Demokraten betrafen die nationale Frage, in der die „Partei der demokratischen Reformen" die Autonomie einzelner Gebiete nur als Ausnahme und dabei in Fragen örtlicher Bedeutung für zulässig hielt. Ferner die Agrarfrage, in der die Partei die Festsetzung einer Höchst- und Mindestgrenze des Bodenbesitzes bei der Bodenenteignung gegen Entschädigung für notwendig hielt mit der Maßgabe, dass die Bodenzuteilung der Bauernschaft bis zum Umfang des Jahres 1861 erweitert werden sollte. Allerdings sollten dabei die enteigneten Ländereien zunächst dem Staatsfonds überwiesen und erst von dort aus den Landwirten zur Nutzung zugeteilt werden. In der Arbeiterfrage versprach die Partei den Kampf um die „Erleichterung der Bildung von Gewerkschaften" und „die Verkürzung der Arbeitszeit im Rahmen des Möglichen".

Die hervorragendsten Führer der Partei, die sich um die Zeitschrift „Wjestnik Jewropy" („Der Bote Europas") gruppierten, waren K. K. Arsenjew, Prof. Iwanjukow, Prof. M. Kowalewski, Prof. W. Kusjmin-Karawajew, Prof. A. Postnikow, D. Stassow und M. Stassjulewitsch.

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