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Appelle während der deutschen Offensive 1918

Die Appelle „An die werktätige Bevölkerung ganz Russlands" und „Das sozialistische Vaterland ist in Gefahr!" wurden zwischen der Absendung der Einverständniserklärung zur Unterzeichnung des Friedens und dem Erhalt des deutschen Ultimatums vom 21. Februar geschrieben.

Die Appelle sollten die Bevölkerung über die Entscheidung des Rates der Volkskommissare informieren und es gleichzeitig, da die Absichten der Deutschen unbekannt waren, vor der drohenden Gefahr warnen und versuchen, Widerstand zu organisieren. Über die Umstände, die das Schreiben der Appelle, und insbesondere des zweiten, begleiteten, berichtet Genosse Trotzki folgendes:

Die deutsche Offensive stellte uns vor die schwierigsten Aufgaben, und wir hatten keine Mittel zu ihrer Lösung und auch nicht die geringste Ahnung, solche Mittel zu finden oder zu schaffen. Wir begannen mit einem Aufruf. Der von mir verfasste Entwurf: „Das sozialistische Vaterland ist in Gefahr!" wurde gemeinsam mit den linken Sozialrevolutionären beraten. Diese gerieten, als Rekruten des Internationalismus, in Verlegenheit über den Titel des Aufrufs. Lenin dagegen war sehr zufrieden: „Das zeigt sofort eine Schwenkung um 180 Grad in unserer Beziehung zur Vaterlandsverteidigung. So muss es auch sein!" In einem der abschließenden Punkte des Entwurfes hieß es, dass jeder, der dem Feinde Beistand leistet, an Ort und Stelle vernichtet werden wird. Der linke Sozialrevolutionär Steinberg, den ein sonderbarer Wind in die Revolution getragen und sogar bis zum Rat der Volkskommissare empor geweht hatte, opponierte gegen diese brutale Drohung, da sie das „Pathos des Aufrufes" beeinträchtige.

Im Gegenteil," rief Lenin, „gerade darin liegt das revolutionäre Pathos." (Er verlegte den Ton ironisch auf die zweite Silbe.) „Glauben Sie denn, dass wir ohne den brutalsten revolutionären Terror als Sieger hervorgehen werden?" („Über Lenin“, S. 104). [Trotzki, Sotschinenija 17.1]

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