Pragmatismus
subjektiv-idealistische
Richtung der bürgerlichen (hauptsächlich amerikanischen)
Philosophie der Epoche des Imperialismus; er entstand Ende der
siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts in den USA als eine
Widerspiegelung der spezifischen Merkmale der Entwicklung des
amerikanischen Kapitalismus und trat an die Stelle der damals
herrschenden religiösen Philosophie. Die Hauptthesen des
Pragmatismus wurden von Charles Peirce formuliert; zur selbständigen
philosophischen Strömung wurde der Pragmatismus Ende des 19., Anfang
des 20. Jahrhunderts in den Arbeiten von William James
und Ferdinand Schiller; seine Weiterentwicklung fand er im
Instrumentalismus John Deweys. Die Pragmatisten halten die Frage der Erlangung wahren Wissens für das zentrale Problem der Philosophie, jedoch wird der eigentliche Begriff der Wahrheit von ihnen völlig entstellt. Schon Peirce hielt die Erkenntnis für einen rein psychologischen, subjektiven Prozess auf der Grundlage des Glaubens. James ersetzte den Begriff der Wahrhaftigkeit, d. h. der objektiv richtigen Widerspiegelung der Wirklichkeit im Bewusstsein, durch den Begriff der „Nützlichkeit", des Erfolges, des Vorteils. Von seinem Standpunkt aus sind beliebige Begriffe, auch religiöse, wahr, soweit sie nützlich sind. Dewey ging noch weiter und bezeichnete alle wissenschaftlichen Theorien, alle moralischen Prinzipien und sozialen Einrichtungen lediglich als „Instrumente" zur Erreichung des persönlichen Ziels eines Individuums. Für das Kriterium der „Wahrhaftigkeit" (Nützlichkeit) des Wissens halten die Pragmatisten die Erfahrung, die jedoch nicht als gesellschaftliche Praxis des Menschen aufgefasst wird, sondern als ununterbrochener Strom individueller Erlebnisse, subjektiver Bewusstseinserscheinungen; diese Erfahrung ist für sie die einzige Realität, und die Begriffe Materie und Geist halten sie für „veraltet". Ebenso wie die Machisten wollen die Pragmatisten eine „dritte Linie" in der Philosophie schaffen, versuchen sie, sich über Materialismus und Idealismus zu stellen, verteidigen aber in Wirklichkeit eine Spielart des Idealismus. Dem materialistischen Monismus stellt der Pragmatismus den „Pluralismus" gegenüber, dem zufolge es im Weltall keinerlei inneren Zusammenhang, keinerlei Gesetzmäßigkeit gibt, sondern das Weltall einem Mosaikbild ähnelt, das jeder Mensch auf seine Art, aus seinen individuellen Erlebnissen zusammensetzt. Daher hält es der Pragmatismus für möglich, ausgehend von den Erfordernissen des jeweiligen Augenblicks, für ein und dasselbe Faktum unterschiedliche, ja sogar einander widersprechende Erklärungen zu geben; eine bestimmte Folgerichtigkeit wird für unnötig gehalten: wenn es für den Menschen von Vorteil ist, kann er Determinist oder Indeterminist sein, kann er die Existenz eines Gottes anerkennen oder leugnen usw. Gestützt auf die subjektiv-idealistische Tradition der englischen Philosophie von Berkeley und Hume bis zu John Stuart Mill und unter Ausnutzung einzelner Seiten der Lehren von Kant, Mach und Avenarius, Nietzsche und Henri Bergson schufen die amerikanischen Pragmatisten eine der reaktionärsten philosophischen Strömungen der Gegenwart, die sehr geeignet ist, die Interessen der imperialistischen Bourgeoisie theoretisch zu verteidigen. Gerade aus diesem Grunde fand der Pragmatismus in den USA sehr weite Verbreitung, wurde er fast zur offiziellen amerikanischen Philosophie. Anhänger des Pragmatismus gab es zu verschiedenen Zeiten in England, Italien, Deutschland, Frankreich, in der Tschechoslowakei und in anderen Ländern. |
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