Das Referat über den Kampf gegen die Hungersnot, das von Lenin am 4. Juni 1918 gehalten wurde, das am 27. Juni nach Pensa abgesandte Telegramm über die Organisierung von Getreidebeschaffungstrupps, der Brief „An die Petrograder Arbeiter“ und schließlich das Flugblatt „Genossen, Arbeiter! Auf in den letzten, entscheidenden Kampf!“, das von Lenin in den ersten Augusttagen 1918 verfasst wurde, sind Dokumente des Leninismus nicht nur in der Frage der Bekämpfung der Hungersnot, sondern auch in der Frage der Politik der Partei auf dem flachen Lande. In diesen Dokumenten, die sich zeitlich und auch ihrem Hauptinhalt nach unmittelbar an den früheren „Brief an die Petrograder Arbeiter“ („Über die Hungersnot“, vorliegender Band, S. 15 ff.) und an den Bericht über die gegenwärtige Lage vom 27. Juni 1918 (Bd. VII der vorliegenden Ausgabe, S. 405 ff.) anschließen, wird ebenfalls die Frage der Bekämpfung der Hungersnot als die Frage des Kampfes für den Sozialismus („für das ganze tiefgehende, wichtige System des Sozialismus“) gestellt, und es wird zur massenhaften Bildung von proletarischen Getreidebeschaffungstrupps sowie zur Organisierung der Dorfarmut für den „Kreuzzug“ um das Getreide aufgefordert, und dieser „Kreuzzug“ wird ebenfalls als gegen das Kulakentum gerichtet bezeichnet. Getreide besaß im Jahre 1918 vorwiegend eben der Kulak, der offenen Widerstand gegen das Getreidemonopol leistete, seinen Getreideüberschuss versteckte, den Mittelbauern ebenfalls dazu zu verleiten suchte und im Dorf konterrevolutionäre Aktionen organisierte. Deshalb bedeutete die Organisierung des Kampfes für das Getreide an und für sich schon die Organisierung des Kampfes gegen diesen Klassenfeind des Proletariats und der Dorfarmut. Lenin formulierte die Frage mit aller ihm eigenen Schärfe so: „der quälende Hunger hat uns mit Gewalt vor eine rein kommunistische Aufgabe gestellt“, nämlich die Aufgabe, den Widerstand des Kulaken zu brechen. Dabei ist es außerordentlich wichtig, die Verteilung der Klassenkräfte zu erwähnen, die Lenin damals für diesen Kampf gegen den Kulaken entwarf. Das Proletariat organisiert die Dorfarmut zum Kampf gegen den Kulaken und schließt hierzu ein Abkommen mit den Mittelbauern, denn „die Arbeiterklasse kann sich zwar mit dem Kulaken nie aussöhnen, mit dem Mittelbauern dagegen kann sie eine Verständigung suchen, sie sucht sie“ (siehe das Flugblatt „Genossen, Arbeiter! Auf in den letzten, entscheidenden Kampf“). Somit stellt Lenin bereits in dieser Periode durchaus eindeutig die bekannte Losung des Bündnisses zwischen dem Proletariat und dem Mittelbauern auf (wobei sich das Proletariat auf die Dorfarmut stützt und auch nicht für einen Augenblick den Kampf gegen den Kulaken unterbricht), die auf dem VIII. Parteitag für eine ganze Reihe von Jahren der Übergangsperiode in der Sowjetunion der Politik der Partei auf dem Lande zugrunde gelegt wurde [...]. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 8] |
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