Der Gebietskongress der Arbeiter- und Soldatendeputiertenräte des Nordbezirks, der vom Gebiets-Exekutivkomitee der Armee, der Flotte und der Arbeiter Finnlands für den 8./21. Oktober in Helsingfors einberufen war, fand in Petrograd in der Zeit vom 11./24. bis zum 13./26. Oktober statt. Angesichts der erdrückenden Mehrheit, die die Bolschewiki und die linken Sozialrevolutionäre auf dem Kongress halten, erklärte das menschewistisch-sozialrevolutionäre Exekutivkomitee den Kongress für eine „private Beratung". Die zahlenmäßig schwache Fraktion der Menschewiki nahm an den Arbeiten des Kongresses nicht teil und blieb auf ihm nur zu Informationszwecken. Der Kongress sprach sich für den sofortigen Übergang der Macht in die Hände der Räte, für ein sofortiges Friedensangebot, für den sofortigen Übergang des Bodens an die Bauern und für die Einberufung der Konstituierenden Versammlung zum festgesetzten Zeitpunkt aus. Der Kongress wandte sich mit einem Radio-Telegramm „an alle" und teilte mit, dass für den 20. Oktober der 2. Rätekongress einberufen werden soll, dessen Aufgaben der sofortige Waffenstillstand an allen Fronten, die Übergabe des gesamten Rodens an die Bauern und die Sicherung des Zusammentritts der Konstituierenden Versammlung sein werden. Das Telegramm forderte auf, gegen die Sabotage des Kongresses durch die Bourgeoisie und die Kompromissler zu kämpfen, und schlug allen Organisationen vor, sich ihre Vertretung auf dem Kongress zu sichern. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 21, Anm. 124] Der
Sowjetkongress des Nordbezirks spielte in den Oktober-Tagen die größte
Rolle. Einerseits sammelte er das Proletariat des Nordbezirks,
andererseits hatte er einen bedeutenden Einfluss auf das Ergebnis des
Allrussischen [Sowjet-]Kongresses. Der Kongress wurde von dem
regionalen finnischen Exekutivkomitee angeblich für die Bildung des
Exekutivkomitees des Nordbezirks einberufen und war als ein
agitatorischer und organisatorischer Hebel bei der Vorbereitung des
bewaffneten Aufstandes konzipiert. Der Großteil der Delegierten
gehörte unserer Partei an. Diesem Kongress ging die
Gouvernementskonferenz der Sowjets voraus, die unter dem zweifellosen
Einfluss der Bolschewiki stattfand. Den Beschlüssen dieser Konferenz
schloss sich auch der Provinzsowjet der Bauerndeputierten an. So fand
der Kongress nach einer Reihe von Vorbereitungskonferenzen statt. Auf
dem Kongress waren 23 Sowjets in Gestalt von 150 Delegierten
vertreten. Weil sie fühlten, dass der Kongress dem Zweck des
Aufstands diente, versuchten die Menschewiki, seinen offiziellen
Charakter in Frage zu stellen, und das Büro des
menschewistisch-sozialrevolutionären Zentralexekutivkomitees
beschloss auf seiner Sitzung, ihn als privates Treffen zu betrachten.
Der Kongress verurteilte diese Versuche mit unangemessenen Mitteln
und erklärte, der Hinweis auf das Fehlen einer formellen
zugestellten Einladung sei eine Krittelei, die von den politischen
Motiven dieser Bürovertreter diktiert werde, die gegen die
Zusammensetzung dieses Kongresses seien. Alle Resolutionen dieses
Kongresses riefen direkt oder indirekt das Proletariat und die Armee
zur offenen Revolte gegen die Provisorische Regierung auf. Das
gewählte Nördliche Regionalkomitee umfasste 11 Bolschewiki, die von
Antonow-Owsejenko
und Krylenko
geführt wurden, und sechs linke
Sozialrevolutionären.
Der
Kongress war eine starke Demonstration der Arbeiter- und
Soldatenmassen zugunsten des Sowjetumsturzes. Ein Vertreter der
Baltischen Flotte sagte zum Beispiel, dass die Flotte nur
militärische Befehle ausführen würde, die von den Kommissaren des
Sowjets unterzeichnet würden, und der Delegierte des Lettischen
Sowjets berichtete, dass dem Kongress 40.000 lettische Schützen zur
Verfügung standen. [Trotzki, Sotschinenija, 3.2] |
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