Die Artikel „Wie wir die Arbeiter- und Bauerninspektion reorganisieren sollen“ und „Lieber weniger, aber besser“, 1923 geschrieben und gleich damals in der „Prawda“ Nr. 6 und 49 veröffentlicht, sind durch das ihnen gemeinsame Thema eng miteinander verbunden. In diesen Artikeln legt Lenin seinen Plan dar, der in einer Verbesserung unseres Staatsapparates mit Hilfe der durch eine Vereinigung mit den Kontrollkommissionen der Partei zu reorganisierenden Arbeiter- und Bauerninspektion bestand. Dieser Plan wurde vom XII. Parteitag, zu dem beide Artikel speziell geschrieben und veröffentlicht worden waren, unverändert angenommen. Lenin spricht in diesen Artikeln davon, auf welche Weise der Staatsapparat der proletarischen Diktatur auf ein außerordentlich hohes Niveau gehoben werden kann, wobei er diese Frage mit dem Problem der Festigung der Diktatur des Proletariats, der Schaffung der Voraussetzungen ihrer Unbesiegbarkeit in dem unvermeidlichen Zusammenstoß mit der imperialistischen Welt, ferner mit dem Aufbau des Sozialismus in Sowjetrussland, mit der Bedeutung des Landes des im Aufbau begriffenen Sozialismus für die Weltrevolution und für den Sieg der Weltrevolution in Zusammenhang bringt. Der Staatsapparat der proletarischen Diktatur ist als ein machtvolles Instrument zur Unterdrückung des Widerstandes der Ausbeuter, ein Instrument zum Aufbau des Sozialismus und zur Aufhebung der Klassen seinem ganzen Wesen nach mit den Massen des Proletariats, den Massen der Bauernschaft und mit allen Werktätigen verbunden und geeignet, sie im breitesten Maße zur Verwaltung des Staates und zum Aufbau des Sozialismus heranzuziehen. Der Sowjetapparat hat jedoch ungeachtet aller seiner Vorzüge, aller kolossalen Errungenschaften bei seinem Aufbau, ungeachtet seiner Festigung und der Heranziehung der Arbeiter und Werktätigen zu seiner Arbeit, seiner großen Erfolge im Kampf gegen den Bürokratismus, auch jetzt noch manche große Mängel aufzuweisen. Diese Mängel äußern sich im Großen und Ganzen in folgendem: in beträchtlichen Elementen des Bürokratismus im Staatsapparat; in einer gewissen Verunreinigung derselben durch klassenfremde, mitunter direkt feindliche, sabotierende Elemente; in der unzureichenden Heranziehung der Werktätigen, insbesondere der Arbeiter, zur Mitarbeit im Staatsapparat; in einer gewissen Isolierung mancher Teile des Staatsapparates von den Massen und von den gesellschaftlichen Organisationen; in seiner Schwerfälligkeit und in seiner Kostspieligkeit; im Zurückbleiben der Umstellung mancher Teile des Staatsapparates hinter den Anforderungen der neuen Situation der gegenwärtigen Etappe der sozialistischen Offensive an der ganzen Front. Alle diese Mängel des Staatsapparates sind sowohl eine Folge der ökonomischen und kulturellen Rückständigkeit des Landes und der kulturellen Rückständigkeit der Massen, die das Land jetzt schnell überwindet, sowie ihrer noch unzureichenden Verwaltungspraxis als auch eine Folge der immer noch nicht genügend energischen Arbeit am Staatsapparat und insbesondere eine Folge des Drucks, den die Klassenfeinde und die kleinbürgerlichen Elemente auf den Staatsapparat ausüben. [...] Bereits im Jahre 1919 hat das Programm der KPR(B) folgende Hauptentwicklungswege des Sowjetapparates (und damit auch seiner Umgestaltung und Verbesserung) vorgezeichnet: „1. Obligatorische Heranziehung jedes Mitglieds eines der Sowjets zur Leistung einer bestimmten Arbeit in der Staatsverwaltung. 2. Konsequente Abwechslung in diesen Arbeiten, damit sie sich nach und nach auf sämtliche Verwaltungszweige erstrecken. 3. Allmähliche Heranziehung der gesamten werktätigen Bevölkerung ohne Ausnahme zur Mitarbeit an der Verwaltung des Staates.“ „Die vollständige und allseitige Durchführung aller dieser Maßnahmen“ – heißt es im Programm –, „die einen weiteren Schritt auf dem von der Pariser Kommune betretenen Wege und eine Vereinfachung der Verwaltungsfunktionen bei gleichzeitiger Hebung des Kulturniveaus der Werktätigen darstellen, führen zur Abschaffung der Staatsgewalt“ (Programm und Statut der KPR(B), Moskau 1933, S. 16 f). [...] Zu einer kühnen und schonungslosen Selbstkritik „ohne Ansehen der Person“ hat Lenin die Partei stets aufgefordert und hat ihr damit die Wege gewiesen, die zu einer Ausmerzung dieser Mängel führen. „Jede Stufe“ – schrieb er –, „die es uns gelingt, bei der Entwicklung der Produktivkräfte und der Kultur vorwärtszuschreiten, emporzusteigen, muss von einem Ausbau und Umbau unseres Sowjetsystems begleitet werden … Es steht uns noch mancher Umbau bevor – sich dadurch verwirren zu lassen, wäre die Höhe der Albernheit (wenn nicht sogar etwas schlimmeres als Albernheit)“ (Sämtliche Werke, Bd. XXVII). Sooft Lenin von den Maßnahmen zur Verbesserung des Staatsapparates sprach, betonte er, dass eine gründliche Verbesserung des Staatsapparates ohne Heranziehung sämtlicher Werktätigen zu dieser Aufgabe undenkbar ist. Er verwies darauf, dass „diese Arbeit außerordentlich schwer ist, aber auch eine Arbeit, ohne deren stetige Entwicklung die Sowjetmacht unweigerlich zum Untergang verurteilt wäre“. [...] Eine große Schwierigkeit jedoch, auf die man dabei stößt, ist der Mangel an Wissen und Kultur bei den breiten Massen, ihre mangelnde Fähigkeit, die Technik der Wirtschaft und Verwaltung zu meistern – Mängel, die die breiten Massen noch nicht überwunden haben. Diese Seite der Sache wird von Lenin besonders beharrlich und kategorisch in seinem Artikel „Lieber weniger, aber besser“ hervorgehoben. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 9, Anm. 109] |
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