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alte und neue Annexionen

Dadurch, dass sie die Annexion als Besitzergreifung von Gebieten im gegebenen imperialistischen Krieg bezeichneten, lösten die kompromisslerischen Führer und Theoretiker auch die Frage der Beendigung dieses Krieges unrichtig. Ihre Haltung reduzierte sich auf einen Frieden ohne Annexionen in diesem Krieg und das bedeutete die Wiederherstellung jener gewaltsamen Festhaltung der unterdrückten Nationen in den Grenzen der gegebenen Staaten, wie sie vor dem Kriege bestanden hatte. Das musste in dem Sinne verstanden werden, dass für den Fall, dass Russland während des Krieges Kurland an Deutschland verliert, dieses Gebiet nach dem Kriege wieder an Russland zurückfallen sollte, dass England die besetzten deutschen Kolonien in Afrika Deutschland wieder zurückgeben sollte usw. Die Tatsache jedoch, dass Kurland einstmals, noch vor dem Kriege, von Russland gewaltsam an sich gerissen wurde, dass sich Deutschland die Kolonien in Afrika gegen den Willen ihrer Bewohner angeeignet hatte – das stellten die Kompromissler nicht in Rechnung und betrachteten dies nicht als Annexion. Auf diese Weise bedeutete die Lösung der Frage durch die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre, dass die alten Annexionen (aus der Zeit vor dem Kriege) aufrechterhalten bleiben und nur keine neuen gemacht werden sollten. „Eine solche Lösung kann erstens von keinem Sozialisten gebilligt werden, ohne dass er den Sozialismus verrät. Es ist nicht Sache des Sozialisten, die Kapitalisten auf Grund der alten Verteilung der Beute, das heißt der alten Eroberungen, miteinander zu versöhnen … Eine solche Lösung kann zweitens ohnehin nicht ohne eine Revolution gegen das Kapital … verwirklicht werden“ („Vereinbarung mit den Kapitalisten oder Sturz der Kapitalisten?“). [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 47]

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