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Ultimatum des Zentralkomitees 1903 LW LSW

Das Ultimatum des Zentralkomitees wurde den Menschewiki am 12. (25.) November 1903 gestellt. Bereits am 22. Oktober (4. November) 1903 hatte Lenin an das Zentralkomitee einen Brief geschickt, in welchem er vorschlug, den Menschewiki folgende Bedingungen zu stellen: 1. Kooptation von drei ehemaligen Redakteuren in die Redaktion; 2. Wiederherstellung des früheren Zustands in der Auslandsliga; 3. Abtretung einer Stimme im Rat der Partei an die Menschewiki. Diese ursprünglichen Bedingungen wurden von den Versöhnlern im ZK nicht unterstützt. In demselben Brief entwarf Lenin die Hauptpunkte des Ultimatums, d. h. die praktischen Zugeständnisse an die Menschewiki, die er seitens des ZK für zulässig hielt, und schlug dem ZK vor, diese Punkte gleichzeitig zu bestätigen, sie aber den Menschewiki vorläufig nicht mitzuteilen: 1. Kooptation der vier ehemaligen Redakteure in die Redaktion der „Iskra"; 2. Kooptation zweier vom ZK ausgewählter Personen ins ZK; 3. Wiederherstellung des früheren Zustands in der Auslandsliga; 4. Abtretung einer Stimme im Rat der Partei an die Menschewiki. „Sollte das Ultimatum nicht angenommen werden", betonte Lenin, „dann Kampf bis aufs Äußerste. Zusätzliche Bedingung: 5. Einstellung aller Klatschereien, Streitigkeiten und Redereien anlässlich der Auseinandersetzungen auf dem II. Parteitag und nachher." Diese Vorschläge Lenins (außer der zusätzlichen Bedingung) wurden, freilich von den versöhnlerisch gestimmten Mitgliedern des ZK etwas abgeschwächt, in das Ultimatum des ZK vom 12. (25.) November aufgenommen.

Die Menschewiki lehnten das Ultimatum des ZK ab und beschritten den Weg des offenen Kampfes gegen die Mehrheit der Partei.

Eine Einschätzung des Ultimatums des ZK gab Lenin in dem Werk „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück". [Werke, Band 7]

Das Ultimatum des ZK vom 26. November 1903 erfolgte in Form eines Briefes an Starowjer (Potressow), in dem das Maximum der Zugeständnisse dargelegt wurde, die das ZK den Menschewiki zu machen sich bereit erklärte, um den Parteikonflikt beizulegen. Das „Ultimatum" war eine Antwort auf den Brief Martows und der andern früheren Redakteure der „Iskra" an Plechanow (der damals noch einen bolschewistischen Standpunkt einnahm) vom 3. November 1903. Der Wortlaut des „Ultimatums" wurde mit kleinen Kürzungen in Martows Broschüre: „Der Kampf gegen den Belagerungszustand", Genf 1904 (russisch) veröffentlicht. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 7, Anm. 151]

Das Ultimatum des Zentralkomitees vom 25. November 1903, das auf Initiative Lenins, der zu der Zeit schon dem Zentralkomitee angehörte, der Opposition gestellt wurde, enthielt im wesentlichen folgende Punkte: 1. Kooptation von vier früheren Redakteuren der „Iskra" (Axelrod, Martow, Sassulitsch und Potressow) in die Redaktion des Zentralorgans, 2. die Opposition erhält einen Platz im Parteirat, 3. Kooptation von zwei Mitgliedern der Opposition nach Ermessen des Zentralkomitees in das Zentralkomitee, 4. Unterordnung der Liga unter die Beschlüsse des Zentralkomitees, 5. die Opposition erhält mehrere Vertreter in der Administration der Liga, 6. allmähliche Reorganisierung der Liga, nach Maßgabe der Wiederherstellung des Friedens in der Partei, 7. das Zentralkomitee erklärt sich bereit, den Mitgliedern der Opposition das Bestehen einer besonderen literarischen Gruppe mit dem Recht der Vertretung auf dem Parteitag zu gestatten. Als Plechanow von dem Ultimatum erfuhr, beschloss er, die Pläne des Zentralkomitees zunichte zu machen, und kooptierte an demselben Tage, am 25. November, eigenmächtig die menschewistische Gruppe der „vier" in das Zentralorgan, wodurch er die Position der Minderheit außerordentlich stärkte. Nachdem die Opposition ohne irgendwelche Zugeständnisse ihrerseits die Redaktion des Zentralorgans erhalten und sich folglich die Mehrheit im Parteirat gesichert hatte, lehnte sie am nächsten Tag, am 26. November, das Ultimatum des Zentralkomitees triumphierend ab. Die Antwort der Opposition, die von Axelrod, Dan, Blumenfeld, Bassowski, Potressow, Krochmal, Sassulitsch, Alexandrowa, Lemann, Trotzki und Martow unterzeichnet war, verspottete ganz offen die Versuche des Zentralkomitees, durch gegenseitige Zugeständnisse den Frieden in der Partei wiederherzustellen (den Text des Ultimatums und der Antwort der Opposition siehe „Leninskij Sbornik" VII). [Sämtliche Werke, Band 6]

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