Am 21. August/3. September nahmen die deutschen Truppen Riga ein. Die russischen Truppen leisteten energisch Widerstand, besonders hartnäckig kämpften die lettischen Schützenregimenter. In der Presse erschienen damals sofort Anspielungen auf die Tatsache, dass die höchste Kommandogewalt bei Riga absichtlich den Widerstand der Armee gelähmt habe, um eine Gefahr für das revolutionäre Petrograd zu schaffen, eine Panik im Lande hervorzurufen, einen Druck auf die Menschewiki und Sozialrevolutionäre auszuüben und die Abkommandierung der der Revolution ergebenen Truppen aus Petrograd durchzusetzen. Die bürgerliche Presse, die die Schuld auf die Soldaten und die Bolschewiki abwälzte, nutzte die Preisgabe Rigas für eine konterrevolutionäre Agitation aus und prophezeite (und provozierte) das Vordringen der Deutschen nach Petrograd. Unter dem Vorwand, Petrograd läge der Front zu nahe, bereitete die Regierung Kerenskis die Übersiedlung der Regierung nach Moskau vor, wo sie nicht so sehr unter dem Druck der revolutionären Massen zu stehen hoffte. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 21, Anm. 90] Riga wurde am 21. August von unseren Truppen aufgegeben. Am 22. August erschien die folgende Botschaft des Hauptquartiers: „Am Morgen des 21. August verließen unsere Truppen die Stadt Riga und ziehen nun weiter nach Osten zurück. Die unorganisierten Soldatenmassen eilen unkontrolliert entlang der Pskower Straße.“
Die
Aufgabe von Riga lieferte der Bourgeoisie einen Grund, eine Kampagne
wegen des Zerfall der Armee zu führen und von Kerenski die
Todesstrafe auch im Hinterland zu verlangen. Gleichzeitig begann die
bürgerliche Presse eine ebenso wütende wie hoffnungslose Agitation
für die Einführung von eiserner Disziplin an der Front. [Trotzki, Sotschinenija, 3.1] |
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