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Leo Trotzki 19390304 Spanien, Stalin und Jeschow

Leo Trotzki: Spanien, Stalin und Jeschow

4. März 1939

[Veröffentlicht im Socialist Appeal vom 21. April 1939. Nach Revolution und Bürgerkrieg in Spanien, S. 318 f.]

Der frühere Chef der GPU, Jeschow, fiel aus einer Reihe von Gründen in Ungnade. Zweifellos aber hängt sein Fall mit den spanischen Ereignissen zusammen. Die wilde Flucht der Armeen der republikanischen Regierung, die mit direkter und sehr aktiver Beteiligung der GPU zustande kam, stellt für die GPU wie für ihre Gebieter im Kreml eine sehr große Gefahr dar.

Zahllose Verbrechen, die von den internationalen Schurken in Stalins Diensten auf der Iberischen Halbinsel begangen wurden, müssen jetzt unvermeidlich an den Tag kommen. Dutzende, Hunderte und Tausende von Zeugen, Opfern und Teilnehmern verlassen Spanien und fliehen in alle Gegenden der Welt. Überallhin werden sie ihre Beweise über die Verbrechen der GPU in Spanien mitbringen. Breiten Kreisen der Bevölkerung aller Länder wird die Wahrheit zugänglich werden.

Hätten die Republikaner gesiegt, wären viele geneigt gewesen, Stalins Verbrechen zu verzeihen: „Sieger haben sich nicht vor Gericht zu verantworten". Jetzt aber ist es eindeutig klar geworden, dass die schändlichen Ermordungen von Revolutionären nur den Sieg Francos leichter machten. Vielen wird es wie Schuppen von den Augen fallen.

Nach seiner üblichen Methode hat Stalin durch die rechtzeitige Entfernung Jeschows sagen wollen: „Jeschow ist an allem schuld – nicht ich." Wer aber wird nach allem Geschehen dieser feigen List Glauben schenken, die immer mehr nach Dummheit aussieht? Für die Verbrechen in Spanien muss Stalin persönlich der Weltarbeiterklasse Rechenschaft ablegen, für die niederträchtige Politik der Komintern wie für die mörderische Politik der GPU.

Fast in jedem Land der Welt gibt es Menschen, die auf diese oder jene Art durch die Hände der GPU gegangen sind. Nach dem Gemetzel in Spanien ist die Zahl dieser Individuen enorm gewachsen. Wenn die Agenten der GPU gezwungen sind, ihre Opfer aus dem Griff ihrer Krallen freizugeben, sagen sie ihnen für gewöhnlich: „Vergesst nicht, unser Arm ist lang!" Die Angst vor dieser Drohung versiegelt manche Lippen.

Wir müssen jetzt alles, was wir können, unternehmen, um diese Verängstigten zum Sprechen zu bewegen. Unsere Genossen in allen Ländern müssen allen ehemaligen Opfern oder Halbopfern der GPU erklären, es sei absolut ihre Pflicht, alles zu erzählen, was sie wissen. Ihre Verwandten in der UdSSR werden darunter nicht leiden, wenn die Enthüllungen einen Massencharakter annehmen. Die Organisationen der Vierten Internationale können und müssen diesen Enthüllungen einen Massencharakter verschaffen. Augenblicklich ist dies eine außerordentlich wichtige Aufgabe im Kampf gegen die internationale stalinistische Mafia.

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