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Leo Trotzki 19390120 Brief an Max Shachtman

Leo Trotzki: Brief an Max Shachtman

20. Januar 1939

[Eigene Übersetzung nach dem russischen Text, verglichen mit dem französischen Text, dort unter dem Titel „Réorganiser la Presse“, Die Presse reorganisieren, und den russischen und englischen und deutschen Zitaten in „Verteidigung des Marxismus“]

Werter Genosse Shachtman,

Sie wissen wahrscheinlich schon, wie die Sache mit Knickerbocker endete. Lillian schickte die entsprechenden Unterlagen. Das ist nicht schlecht, als ein Argument für die Zukunft.

Ich habe Ihren und Stanleys Brief über Indien erhalten. Ich fürchte, dass ich in den nächsten zwei oder drei Monaten wirklich nicht in der Lage sein werde, etwas Ernsthaftes über die indische Frage zu schreiben; aber ich kann ihnen keinen oberflächlichen Artikel voller sachlicher Fehler und Auslassungen1 schicken.

Ich habe gerade Ihren und Burnhams Artikel über Intellektuelle gelesen. Viele Teile sind wunderbar. Aber der Abschnitt über Dialektik stellt den größten Schlag dar, den Sie persönlich, als Herausgeber der New International, gegen die marxistische Theorie unternehmen konnten. Genosse Burnham sagt: „Ich erkenne die Dialektik nicht an." Das ist klar, und das sollte jeder wissen. Aber Sie sagen: „Ich erkenne die Dialektik an, aber das ist nicht wichtig; das hat nicht die geringste Bedeutung.“ Lesen Sie noch einmal, was Sie geschrieben haben. Dieser Teil führt die Leser der Zeitschrift schrecklich in die Irre und ist das beste Geschenk an die Eastmans aller Art. Gut! Wir werden darüber öffentlich sprechen.

Ich kann nicht verstehen, warum der Socialist Appeal die stalinistische Partei fast vollständig ignoriert. Diese Partei ist jetzt ein Bündel von Widersprüchen. Spaltungen sind unvermeidlich. Die folgenden wichtigen Gewinne werden sicherlich aus der stalinistischen Partei zu uns kommen. Unsere politische Aufmerksamkeit sollte auf sie gerichtet sein. Wir müssen die Entwicklung der Widersprüchen täglich und stündlich beobachten. Jemand aus der Redaktion müsste die Ideen und Handlungen der Stalinisten ständig analysieren. Wir könnten eine Diskussion in Gang setzen und, wenn möglich, Briefe schwankender2 Stalinisten veröffentlichen.

Es wäre tausendmal wichtiger, als Eastman, Lyons und andere einzuladen, ihre persönlichen Ausdünstungen zu präsentieren3. Ich war etwas überrascht, warum Sie Eastmans neuesten unbedeutenden und arroganten Artikel veröffentlicht haben. Er hat Harper’s Magazine, Modem Monthly, Common Sense, etc. zu seiner Verfügung.4 Aber ich bin absolut erstaunt, dass Sie diese Leute einladen, unsere nicht so zahlreichen Seiten der „New International" zu besudeln. Die Fortsetzung dieser Polemik mag einige kleinbürgerliche Intellektuelle interessieren, aber keine revolutionären Elemente.

Ich bin fest davon überzeugt, dass eine gewisse Neuausrichtung der Organe „New International" und „Socialist Appeal" notwendig ist: weg von Eastman, Lyons etc.; näher an die Arbeiter und in diesem Sinne an die stalinistische Partei.

PS: Das Knickerbocker-Material wurde an Rose geschickt, damit sie es denen übergeben kann, die sich mit Publicity5 befassen.

1In der russischen Fassung: „Druckfehler

2In der auszugsweisen deutschen Übersetzung: „zögernder“

3In der russischen Fassung: „Zweifel auszudrücken“

4In der russischen Fassung sind hier Auslassungszeichen

5Im russischen Fassung das englische Wort in kyrillischer Schrift: „паблисити“ („pablisiti“)

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