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Leo Trotzki 19390106 Brief an Hubert R. Knickerbocker

Leo Trotzki: Brief an Hubert R. Knickerbocker

6. Januar 1939

[Eigene Übersetzung nach dem englischen Text, unter dem Titel „The Hearst Press Changes Its Mind“, Die Hearst-Presse ändert ihre Meinung, verglichen mit der französischen Übersetzung, dort unter dem Titel „Un Armistice avec Hearst?“, Ein Waffenstillstand mit Hearst]

Werter Herr Knickerbocker:

Ich wäre sehr froh, Sie zu treffen, einen der bemerkenswertesten Journalisten unserer Zeit, nicht nur, um alle Fragen zu beantworten, die Sie mir stellen möchten, sondern auch, um von Ihnen Ihre Eindrücke von den Weltaffären zu gewinnen; aber … es geht um die Hearst-Agentur, die Sie vertreten. Die Haltung von Herrn Hearst und seiner Presse während meines zehnjährigen Exils war sehr feindselig mir gegenüber, was natürlich ist, weil wir gegensätzliche politische Pole einnehmen. Aber seiner Presse fehlt es an elementarer Loyalität, ich habe mich öffentlich geweigert, irgendwelche Erklärungen gegenüber der Hearst-Presse abzugeben. Herr Hearst seinerseits kaufte meine Erklärungen von anderen und veröffentlichte sie, als wären es Artikel, die direkt für die Hearst-Presse geschrieben wurden. Viele meiner skrupellosen Gegner im gegenüberliegenden Lager haben in dieser Periode behauptet, dass ich in einem Block mit Herrn Hearst sei, der in einem Block mit Hitler sei.

Sie haben meinem Freund Joe Hansen, wie er mir mitgeteilt hat, erklärt, dass sich das Management der Hearst-Agentur und -Presse verändert habe. Es sei loyaler geworden. Gut. Ich bin bereit, eine neue „Ära" in meinen Beziehungen zur Hearst-Presse einzuleiten. Das heißt, sie auf der gleichen Grundlage wie alle anderen kapitalistischen Zeitungen zu behandeln. Aber an der Schwelle zur neuen „Ära" muss ich einen kleinen Loyalitätsbeweis haben. Ich werde meine ersten Stellungnahmen an die reorganisierte Hearst-Presse unter zwei Bedingungen abgeben: (1) Das neue Management sollte eine Bestätigung telegrafieren, dass meine Erklärung, die natürlich weit von der Position der Hearst-Presse entfernt sein wird, integral und unverändert veröffentlicht wird; (2) Ich bitte darum, dass für alle meine früheren Erklärungen, die von der Hearst-Presse illegal abgedruckt wurden, das neue Management sagen wir, 1.000 Dollar für die Unterstützung deutscher revolutionärer Exilanten, die von Hitler verfolgt wurden, zahlt (American Fund for Political Prisoners and Refugees, Room 1609, 100 Fifth Avenue, New York City, N.Y.). Diese bescheidene Zahlung hätte symbolischen Charakter, und würde, hoffe ich, erfolgreich ein neues Kapitel in unseren gegenseitigen Beziehungen aufschlagen.

1Mit freundlichen Grüßen, Leo Trotzki

1Der Schluss fehlt in der französischen Übersetzung

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