Leo Trotzki: Die Internationale Linksopposition, ihre Aufgaben und Methoden (Zur bevorstehenden internationalen Konferenz) [Nach Unser Wort. Halbmonatsschrift der deutschen Sektion der ILO, Jahrgang 1, Nr 1 (Mitte März), S. 3 f. und 2 (Anfang April 1933), S. 3 f.] [Wir veröffentlichen nachstehend die Programmerklärung der internationalen Vorkonferenz der Linken Opposition der KI (Bolschewiki-Leninisten), in der unsere Grundauffassungen in knapper, zusammenhängender Form niedergelegt werden. Während die Kominternbürokraten es nicht wagen, auf einem internationalen Kongress die Bilanz ihrer Politik zu ziehen, sich Wochen und Monate, in den für das Schicksal des deutschen Proletariats entscheidenden Wochen und Monaten, systematisch in Schweigen hüllte; während die internationale Garde der Brandlerianer längst in alle Winde zerstoben ist; die Soziführer sich hüten, ihr buntscheckiges Gefolge der Halbreformisten und kleinbürgerlichen Pazifisten zu einer internationalen Beratung zusammenzubringen – war die Internationale Linke Opposition allein imstande, ihrem Internationalismus auch organisatorisch Ausdruck zu verleihen. Die in den Tagen vom 4. bis einschließlich 8. Februar in Paris abgehaltene internationale Konferenz der Internationalen Linken Opposition vereinigte die Vertreter der russischen, deutschen, französischen, belgischen, griechischen, bulgarischen, schweizerischen, italienischen, spanischen und englischen Sektion. Neben der Ausarbeitung von Maßnahmen zur Vorbereitung der internationalen Konferenz, die in den nächsten Monaten stattfinden soll, neben der Reorganisierung des internationalen leitenden Zentrums nahm die Vorkonferenz zu den Problemen einer Reihe von Sektionen, darunter auch der deutschen, Stellung und zog den Schlussstrich unter die in der Vergangenheit geführten Kämpfe und die Herauskristallisierung und Zusammenfassung linksoppositioneller Kader. Das vorliegende Dokument fasst die ideologischen Kämpfe und die revolutionären Erfahrungen der ganzen nachleninschen Epoche zusammen. Auf dieser Grundlage ist die Linke Opposition als internationale Gemeinschaft entstanden und erstarkt, auf dieser Basis wird sie neue und neue Kader sammeln und die Wiederaufrichtung des revolutionären Marxismus in der kommunistischen Bewegung bewerkstelligen.] Die Aufgabe der kommenden Konferenz der Linken Opposition (Bolschewiki-Leninisten) besteht darin, eine klar und genau formulierte Plattform und ein Organisationsstatut anzunehmen, sowie die leitenden Körperschaften zu wählen. Die vorausgegangene theoretische, politische und organisatorische Arbeit der Linken Opposition in den verschiedenen Ländern, insbesondere in den letzten vier Jahren, hat hinlängliche Voraussetzungen für die Lösung dieser Aufgabe geschaffen. Die grundlegenden programmatischen und politischen Dokumente der Linken Opposition sind in nicht weniger als 15 Sprachen herausgegeben. Die Linke Opposition verfügt über 32 periodische Organe in 16 Ländern. Sie hat ihre Sektionen in neun Ländern reorganisiert und befestigt und in den letzten drei Jahren in sieben Ländern neue Sektionen geschaffen. Doch die wichtigste und wertvollste Errungenschaft ist die unleugbare Hebung des theoretischen Niveaus der Internationalen Linken Opposition, das Wachstum ihrer ideologischen Geschlossenheit und revolutionären Initiative. Die Entstehung der Linken Opposition in der UdSSR Die Linke Opposition ist im Jahr 1923, vor zehn Jahren, im Lande der Oktoberrevolution in der regierenden Partei des ersten Arbeiterstaates entstanden. Die Verzögerung in der Entwicklung der Oktoberrevolution hatte zwangsweise eine politische Reaktion im Land der Oktoberrevolution hervorgerufen. Die vollendete Konterrevolution bedeutet die Ablösung der Herrschaft einer Klasse durch die einer anderen; die Reaktion beginnt und entwickelt sich noch unter der Herrschaft der revolutionären Klasse. Als Träger der Reaktion gegen den Oktober trat das Kleinbürgertum, hauptsächlich die Spitzen der Bauernschaft, auf. Ihr Sprecher wurde die dem Kleinbürgertum nahestehende Bürokratie. Gestützt auf den Druck der kleinbürgerlichen Massen gewann sie sehr weitgehende Unabhängigkeit vom Proletariat. Nachdem sie in der Tat das Programm der internationalen Revolution durch den Nationalreformismus ersetzt hatte, machte sie die Theorie des Sozialismus in einem Lande zu ihrer offiziellen Doktrin. Der linke Flügel des Proletariats geriet unter die Schläge des Bündnisses der Sowjetbürokratie mit den kleinbürgerlichen, vorwiegend bäuerlichen Massen und den zurückgebliebenen Schichten der Arbeiter selbst. Das ist die Dialektik der Ablösung des Leninismus durch den Stalinismus. Nach der organisatorischen Zerschlagung der Linken Opposition wurde die offizielle Politik endgültig eine Politik des empirischen Lavierens zwischen den Klassen. Die Abhängigkeit1 der Bürokratie vom Proletariat drückte sich indes darin aus, dass sie trotz einer Reihe von Anschlägen es nicht wagte oder nicht vermochte, die wesentlichen Errungenschaften der Oktoberrevolution umzustoßen: Nationalisierung des Bodens; Nationalisierung der Industrie; Außenhandelsmonopol. Mehr noch: als sich die Parteibürokratie im Jahre 1928 durch ihren kleinbürgerlichen Bundesgenossen, den Kulaken, gefährdet fühlte, vollzog sie, in der Angst, ihre ganze Stütze beim Proletariat einzubüßen, eine scharfe Wende nach links. Die extremsten Ergebnisse des Zickzacks waren: die abenteuerlichen Industrialisierungstempos, durchgehende Kollektivierung und administrative Zerschlagung des Kulaken. Die durch diese unbedachte Politik hervorgerufene Zerrüttung der Wirtschaft hat zu Beginn dieses Jahres zu einer neuen Wendung nach rechts geführt. Den Bedingungen ihrer privilegierten Lage und ihrer administrativen Denkmethoden nach hat die Sowjetbürokratie viele gemeinsame Züge mit der reformistischen Bürokratie der kapitalistischen Länder. Sie ist weitaus geneigter, auf die „revolutionäre“ Kuomintang zu vertrauen, auf die „linken" Bürokraten der britischen Trade Unions, die kleinbürgerlichen „Freunde" der Sowjetunion, die liberalen und radikalen Pazifisten als auf die selbständige revolutionäre Initiative des Proletariats. Doch gerät die Sowjetbürokratie durch die Notwendigkeit, ihre Position im Arbeiterstaat zu verteidigen, jedes Mal in scharfe Zusammenstöße mit der reformistischen Magd des Kapitals. So hat sich in eigenartigen geschichtlichen Bedingungen aus dem proletarischen Bolschewismus eine Fraktion des bürokratischen Zentrismus abgesondert, die auf eine ganze Entwicklungsepoche der Sowjetrepublik und des Weltproletariats ihre schwere Hand gelegt hat. Der bürokratische Zentrismus ist die übelste Entartung des Arbeiterstaates. Aber auch in ihrer bürokratisch entarteten Gestalt bleibt die Sowjetunion ein Arbeiterstaat. Den Kampf gegen die zentristische Bürokratie in einen Kampf gegen den Sowjetstaat umzuwandeln hieße sich auf eine Ebene mit der stalinschen Clique zu stellen, die erklärt: „Der Staat bin ich". Die rückhaltlose Verteidigung der Sowjetunion vor dem Weltimperialismus ist eine so elementare Aufgabe jeden revolutionären Proletariers, dass die Linke Opposition in dieser Frage in ihrer Mitte weder Schwankungen noch Zweifel zulässt. Wie bisher wird sie unbarmherzig mit allen Gruppierungen und Elementen brechen, die versuchen, eine „neutrale" Rolle zwischen der Sowjetunion und der kapitalistischen Welt einzunehmen (Monatte-Louzon in Frankreich, Urbahnsgruppe in Deutschland). Die Linke Opposition in den kapitalistischen Ländern Die Dritte Internationale entstand als unmittelbares Ergebnis der Erfahrung der fortgeschrittenen Arbeiter im imperialistischen Krieg, in der Epoche der Nachkriegserschütterungen und insbesondere der Oktoberrevolution. Dies bestimmte die führende Rolle des russischen Bolschewismus in der III. Internationale und folglich auch den Einfluss seiner inneren Kämpfe auf die Entwicklung der übrigen nationalen Sektionen. Es ist jedoch vollkommen falsch, die Evolution der Komintern während der zehn Jahren als bloße Widerspiegelung des Kampfes der Fraktionen in der WKP anzusehen. In der Entwicklung der internationalen Arbeiterbewegung gab es eigene innere Ursachen, die die jungen kommunistischen Sektionen zur stalinistischen Bürokratie hin stießen. Die ersten Nachkriegsjahre waren überall, insbesondere in Europa, eine Zeit der Erwartung des nahen Sturzes der Bourgeoisherrschaft. Doch im Augenblick, als die innere Krise der WKP ausbrach, hatten die meisten europäischen Sektionen die ersten großen Niederlagen und Enttäuschungen davongetragen. Eine besonders niederdrückende Wirkung übte der kraftlose Rückzug des deutschen Proletariats im Oktober 1923 aus. Eine neue politische Orientierung wurde für die Mehrheit der Kommunistischen Parteien zur inneren Notwendigkeit. Als die sowjetische Bürokratie unter Ausnützung der Enttäuschung der russischen Arbeiter in Bezug auf die europäische Revolution die nationalreformistische Theorie vom Sozialismus in einem Lande vorbrachte, atmete die junge Bürokratie der anderen Sektionen erleichtert auf: die neue Perspektive eröffnete ihr einen Weg zum Sozialismus, unabhängig vom Gang der internationalen Revolution. So fiel die innere Reaktion in der UdSSR mit der Reaktion in den kapitalistischen Ländern zusammen und schuf die Bedingungen für ein erfolgreiches administratives Strafgericht der zentristischen Bürokratie über die Linke Opposition. Bei ihrer weiteren Rechtsbewegung stießen indes die offiziellen Parteien auf die reale Kuomintang, auf die reale Bürokratie der Trade Unions und der Sozialdemokratie, ähnlich wie die Stalinisten auf den realen Kulaken stießen. Der danach eingeleitete neu Zickzack auf die Seite der ultralinken Politik führte zur Spaltung der offiziellen Kominternmehrheit in das herrschende Zentrum und den oppositionellen rechten Flügel. Im Lager des Kommunismus lassen sich daher während der letzten Jahre drei grundlegende Gruppierungen verfolgen: der marxistische Flügel (Bolschewiki-Leninisten), die zentristische Fraktion (die Stalinisten) und schließlich der rechte, eigentlich rechtszentristische Flügel (Brandlerianer), der direkt in den Reformismus übergeht. Die politische Entwicklung fast aller Länder ohne Ausnahme bestätigte und jeder weitere Tag bestätigt die Richtigkeit und Lebenswirklichkeit dieser Klassifizierung. Für den Zentrismus war und bleibt in höchstem Maße charakteristisch, dass er lange Zeitabschnitte hindurch Hand in Hand ging mit den Rechten als der ihm prinzipiell verwandten Strömung, niemals aber mit den Bolschewiki-Leninisten gegen die Rechten Block machte. Was den rechten Flügel im internationalen Maßstab gesehen angeht, so zeichnet er sich, wie jeglicher Opportunismus durch außerordentliche Verschiedenartigkeit und Gegensätzlichkeit seiner nationalen Bestandteile aus, bei einer ihnen allen gemeinsamen Feindschaft gegenüber den Bolschewiki-Leninisten. In der UdSSR, unter den Bedingungen der Diktatur und des Fehlens legaler Oppositionsparteien, wird die rechte Opposition unweigerlich zu einem Instrument des Drucks der dem Proletariat feindlichen Klassenkräfte. Darin liegt die Hauptgefahr der rechten Opposition; andererseits paralysiert das Bewusstsein dieser Gefahr jene Führer der rechten Opposition, die durch ihre gesamte Vergangenheit mit der Partei verbunden sind. In den kapitalistischen Ländern, wo sich rechts von der Kommunistischen Partei alle Schattierungen des Reformismus ausbreiten, hat der rechte Flügel (Brandlerianer) kein Tätigkeitsfeld. Ihre Massenorganisationen übergibt die rechte Opposition, soweit sie solche besessen, überall, direkt oder indirekt der Sozialdemokratie (Tschechoslowakei, Schweden), mit Ausnahme der revolutionären Elemente, die den Weg zu den Bolschewiki-Leninisten finden (Tschechoslowakei, Polen). Die da und dort noch erhalten gebliebenen unabhängigen brandlerianischen Kader (Deutschland, USA) bauen ihre Berechnungen darauf auf, dass die stalinsche Bürokratie sie früher oder später begnadigen und zurückberufen werde; im Namen dieser Perspektive führen sie gegen die Linke Opposition eine ganz im Geist des Stalinismus gehaltene Lügen- und Verleumdungskampagne. Grundsätze der Linken Opposition Die Internationale Linke Opposition steht auf dem Boden der ersten vier Kongresse der Komintern. Das bedeutet nicht, dass sie sich vor jedem Buchstaben ihrer Beschlüsse verneigt, von denen manche rein konjunkturellen Charakter hatten und die sich in einzelnen praktischen Schlussfolgerungen durch die weitere Praxis widerlegt erwiesen. Doch alle wesentlichen Leitsätze (Verhältnis zum Imperialismus und zum bürgerlichen Staat, zu Demokratie und Reformismus; Problem des Aufstands; Diktatur des Proletariats; Verhältnis zur Bauernschaft und den unterdrückten Nationen; Sowjets; Arbeit in den Gewerkschaften; Parlamentarismus; Einheitsfrontpolitik) bleiben auch heute noch der höchste Ausdruck der proletarischen Strategie in der Krisenepoche des Kapitalismus. Die Linke Opposition lehnt die revisionistischen Beschlüsse des V. und VI. Weltkongresses ab und hält eine radikale Umarbeitung des Programms der Komintern für notwendig, in dem das Gold des Marxismus durch die zentristische Legierung vollkommen entwertet wurde. Entsprechend dem Geist und dem Sinne der Beschlüsse der ersten vier Weltkongresse und in Weiterführung dieser Beschlüsse stellt die Linke Opposition folgende Prinzipien auf, entwickelt sie theoretisch und führt sie praktisch durch: 1. Unabhängigkeit der proletarischen Partei – immer und unter allen Bedingungen; Verurteilung der Kuomintangpolitik von 1924 bis 1928; Verurteilung der Politik des Anglo-Russischen Komitees; Verurteilung der Theorie Stalins über die Zweiklassen (Arbeiter und Bauern)-Parteien und der ganzen, auf dieser Theorie begründeten Praxis; Verurteilung der Politik des Amsterdamer Kongresses, wo sich die Kommunistische Partei im pazifistischen Sumpf auflöste. 2. Anerkennung des internationalen und somit permanenten Charakters der proletarischen Revolution; Verwerfung der Theorie des Sozialismus in einem Land wie auch der sie ergänzenden Politik des Nationalbolschewismus in Deutschland (Plattform der „nationalen Befreiung"). 3. Anerkennung des Sowjetstaates als Arbeiterstaat, trotz wachsender Entartung des bürokratischen Regimes. Bedingungsloses Gebot für jeden Arbeiters, den Sowjetstaat sowohl vor dem Imperialismus wie vor der innere Konterrevolution zu verteidigen. 4. Verurteilung der Wirtschaftspolitik der Stalin-Fraktion sowohl in ihrem Stadium des wirtschaftlichen Opportunismus der Jahre 1923 bis 1928 (Kampf gegen die „Überindustrialisierung" und Einsatz auf den Kulaken) als auch im Stadium des wirtschaftlichen Abenteurertums der Jahre 1928 bis 1932 (überspannte Industrialisierungstempo, durchgehende Kollektivierung, administrative Liquidierung des Kulakentums als Klasse). Verurteilung der verbrecherischen bürokratischen Legende, die Sowjetunion sei bereits „in den Sozialismus eingetreten". Anerkennung der Notwendigkeit einer Rückkehr zur realistischen Wirtschaftspolitik des Leninismus. 5. Anerkennung der Notwendigkeit einer systematischen kommunistischen Arbeit in den proletarischen Massenorganisationen, insbesondere in den reformistischen Gewerkschaften. Verurteilung von Theorie und Praxis der RGO in Deutschland und analoger Gebilde in den übrigen Ländern. 6. Verwerfung der Formel der „demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft" als einem besonderen Regime, unterschiedlich von der Diktatur des Proletariats, die die bäuerlichen und überhaupt die unterdrückten Massen hinter sich herführt. Verwerfung der antimarxistischen Theorie des friedlichen „Hineinwachsens" der demokratischen Diktatur in die sozialistische. 7. Anerkennung der Notwendigkeit der Massenmobilisierung unter Übergangslosungen, entsprechend der konkreten Lage jeden Landes und insbesondere unter demokratischen Losungen, soweit es sich um den Kampf gegen Feudalverhältnisse, nationale Unterdrückung oder verschiedene Abarten der offenen imperialistischen Diktatur (Faschismus, Bonapartismus u. a.) handelt. 8. Anerkennung der Notwendigkeit einer entfalteten Einheitsfrontpolitik gegenüber den Massenorganisationen der Arbeiterklasse, sowohl den gewerkschaftlichen als auch den politischen, einschließlich der Sozialdemokratie als Partei. Verurteilung der ultimatistischen Losung „nur von unten", die praktisch den Verzicht auf die Einheitsfrontpolitik und folglich den Verzicht auf die Schaffung von Sowjets bedeutet. Verurteilung der opportunistischen Anwendung der Einheitsfrontpolitik wie im Anglo-Russischen Komitee (Block mit den Führern ohne die Massen und gegen die Massen); doppelte und dreifache Verurteilung der Politik des gegenwärtigen deutschen Zentralkomitees, das die ultimatistische Losung „nur von unten" mit der opportunistischen Praxis gelegentlicher parlamentarischer Pakte mit den sozialdemokratischen Spitzen verbindet. 9. Verzicht auf die Theorie des Sozialfaschismus und der gesamten mit ihr verbundenen Praxis als einerseits dem Faschismus andererseits der Sozialdemokratie dienend. 10. Unterscheidung von drei Gruppierungen im Lager des heutigen Kommunismus: der marxistischen, der zentristischen und der rechten. Anerkennung der Unzulässigkeit politischer Bündnisse mit den Rechten gegen den Zentrismus; Unterstützung des Zentrismus gegen die Klassenfeinde; unversöhnlicher und systematischer Kampf gegen den Zentrismus und seine Zickzackpolitik. 11. Anerkennung der Parteidemokratie nicht in Worten, sondern auch in der Tat; unbarmherzige Verurteilung des stalinistischen plebiszitären Regimes (Knebelung von Willen und Gedanken der Partei, Usurpatorentum, böswillige Unterdrückung der Informierung der Partei usw.) Die oben aufgezählten Grundprinzipien, die für die proletarische Strategie in der heutigen Epoche von grundlegender Bedeutung sind, stellen die Linke Opposition der gegenwärtig in der UdSSR und der KI herrschenden zentristischen Fraktion unversöhnlich gegenüber. Die Anerkennung dieser Grundsätze auf der Basis der Beschlüsse der ersten vier Kongresse der Komintern ist eine unerlässliche Bedingung für die Aufnahme einzelner Organisationen, Gruppen und Personen in den Bestand der Internationalen Linken Opposition. Fraktion und nicht Partei Die Internationale Linksopposition betrachtet sich als Fraktion der Komintern, wie die einzelnen nationalen Sektionen als Fraktionen der nationalen Kommunistischen Parteien. Das bedeutet, dass die Linke Opposition das von der stalinschen Bürokratie geschaffene organisatorische Regime nicht als endgültig betrachtet. Im Gegenteil, sie stellt sich zum Ziel, das Banner des Bolschewismus aus den Händen der ursurpatorischen Bürokratie zu entreißen und die Kommunistische Internationale wieder auf die Grundlagen von Marx und Lenin zu bringen. Dass eine solche Politik unter den gegebenen Bedingungen die einzig richtige ist, ist sowohl durch die theoretische Analyse wie durch die geschichtlichen Erfahrungen gleichermaßen erwiesen. Obgleich die besonderen Bedingungen Russlands den Bolschewismus schon im Jahre 1912 zum endgültigen Bruch mit dem Menschewismus geführt hatten, blieb die bolschewistische Partei weiter in der II. Internationale bis Ende des Jahres 1914. Es war die Lehre des Weltkriegs notwendig, um die Frage einer neuen Internationale zu stellen; es war die Oktoberrevolution notwendig, um die neue Internationale ins Leben zu rufen. Eine solche historische Katastrophe wie der Zusammenbruch des Sowjetstaates würde selbstverständlich auch die III. Internationale hinwegraffen. Genauso würde der Sieg des Faschismus in Deutschland und die Zertrümmerung des deutschen Proletariats der Komintern kaum gestatten, die Folgen ihrer verhängnisvollen Politik zu überleben. Wer im Lager der Revolution würde indes heute die Behauptung wagen, der Zusammenbruch der Sowjetmacht und der Sieg des Faschismus in Deutschland sei unvermeidlich und unabwendbar? Jedenfalls nicht die Linke Opposition. Ihre Politik ist im Gegenteil ganz darauf gerichtet, die Sowjetunion vor der durch den Zentrismus genährten Gefahr des Thermidor zu schützen und dem deutschen Proletariat zu helfen, nicht nur mit dem Faschismus fertig zu werden, sondern auch die Macht zu erobern. Auf dem Boden der Oktoberrevolution und der III. Internationale stehend, verwirft die Linke Opposition die Idee paralleler kommunistischer Parteien. Die Verantwortung für die Spaltung des Kommunismus liegt natürlich gänzlich bei der stalinschen Bürokratie. Die Bolschewiki-Leninisten sind in jedem Augenblick bereit, in den Bestand der Kommunistische Internationale zurückzukehren und strenge Aktionsdisziplin zu wahren, während sie zugleich auf Grund der Parteidemokratie einen unversöhnlichen Kampf gegen den bürokratischen Zentrismus führen. Doch heute, unter den Bedingungen der Spaltung, kann unsere Zugehörigkeit zur Kommunistischen Internationale nicht in unserer organisatorischer Selbstbeschränkung, nicht im Verzicht auf selbständige politische Initiative und auf Die Linke Opposition passt sich der stalinistischen Bürokratie nicht an, verschweigt nicht deren Fehler und Verbrechen, im Gegenteil, sie unterzieht sie einer unversöhnlichen Kritik. Doch liegt das Ziel dieser Kritik nicht darin, den bestehenden Kommunistischen Parteien Konkurrenzparteien gegenüberzustellen, sondern darin, den proletarischen Kern der offiziellen Parteien auf unsere Seite zu ziehen und sie auf diese Weise auf marxistischer Grundlage wiederzubeleben. Krasser und schärfer als überall steht diese Frage in der UdSSR. Die Politik einer zweiten Partei würde dort die Politik eines bewaffneten Aufstands und einer neuen Revolution bedeuten. Die Politik der Fraktion bedeutet den Kurs auf innere Reform der Partei und des Arbeiterstaates. Allen Verleumdungen der stalinschen Bürokratie und ihrer Nachbeter zum Trotz bleibt die Opposition ganz und gar auf dem Weg der Reform. Unser Verhältnis zur Kommunistischen Internationale ist durch den Namen unserer Fraktion bestimmt: Linke Opposition. Der Inhalt unserer Ideen und Methoden ist klar genug charakterisiert durch den Namen Bolschewiki-Leninisten. Jede Sektion muss diese beiden einander ergänzenden Bezeichnungen tragen. 1In „Unser Wort“ steht „Unabhängigkeit“, in der englischen Fassung (Writings of Leon Trotsky, Vol 5, S. 48 ff.) steht „dependence“ |
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