Leo Trotzki‎ > ‎1931‎ > ‎

Leo Trotzki 19310907 Brief an die Gruppe „Marxistická Revue"

Leo Trotzki: Brief an die Gruppe „Marxistická Revue"

[Nach dem maschinenschriftlichen Text in Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 923, International Institute of Social History, Amsterdam]

Kadiköy, den 7. September 1931

An die Gruppe „Marxistická Revue", Prag

Werte Genossen,

ich freue mich sehr der Perspektive der vierzehntägigen „Marxistická Revue". Das würde ganz neue Möglichkeiten für die Opposition in der Tschechoslowakei eröffnen. Selbstverständlich haben wir alle das größte Interesse an der baldmöglichen Regelung der Frage Ihrer Zugehörigkeit zur Internationalen Linken. Die Schwierigkeit mit zwei Gruppen ist Ihnen ebenso klar wie mir. Jedenfalls, wenn die endgültige organisatorische Regelung der Frage auch eine gewisse Verspätung erreichen sollte, so kann die, glaube ich, Sie nicht hindern, in der Revue Ihre Stellungnahme zur linken Opposition ganz scharf und unzweideutig zu charakterisieren und gleichzeitig die momentane organisatorische Situation ganz offen und objektiv den Lesern darzulegen. Ich brauche nicht zu sagen, dass ich alles zu tun bereit bin, die Regelung der Frage zu beschleunigen.

Die spanische Broschüre erscheint in einem bürgerlichen Verlag. Niemand kann den Autor oder die Internationale Opposition als solche verantwortlich machen für die Politik des Übersetzers. Die Sache stünde anders, übergäbe ich die Broschüre einer Michaletzschen Fraktion. Das ist aber nicht der Fall. Jedenfalls ist es ausgeschlossen, dass die Broschüre mit einem Vorwort, Nachwort oder Anmerkungen versehen wird, mit denen ich nicht einverstanden wäre. Unter diesen Umständen sehe ich absolut keinen Grund, warum Gen. Friedmann das Vorwort nicht schreiben könnte. Gerade dadurch würde doch bewiesen werden, dass die persönlichen Anschauungen auf den Charakter der Broschüre keinen Einfluss haben können.

Ich kenne die Haltung des Genossen Michaletz ziemlich gut, stand mit ihm in einem Briefwechsel, wo ich ihm die vollständige Unhaltbarkeit seiner Position klarzulegen versuchte. Weitaus nicht mit Erfolg. Dass seine gestrigen, auch die heutigen Fehler ihm den Weg zu uns sperren sollten, glaube ich nicht, trotz mancher böser Erfahrungen auf diesem Gebiete. Wenn jemand sich zu uns erklärt, so können wir ihm nicht versagen, in unseren Reihen seine politische Prüfung zu bestehen. Das würde Subjektivismus und persönlicher Willkür Tür und Tor öffnen. Wer trotz des Lippenbekenntnisses nicht zu uns gehört, der wird es bald in der Praxis offenbaren und dann ist er erledigt nicht auf Grund psychoanalytischer Einschätzungen sondern der politischen Erfahrung. Das ist immer gesünder für die Organisation.

Kommentare