Leo Trotzki: Andreu Nin Ausgewiesen von Stalin und arretiert von Berenguer. [eigene Übersetzung nach dem russischen Text im Bulletin der Opposition, verglichen mit der englischen Übersetzung] Der Name des Genossen A. Nin ist den fortschrittlichen Arbeitern der ganzen Welt vollauf bekannt. Nin trat als einer der ersten unter das Banner des Kommunismus. Und gemäß der Linie der Komintern und besonders gemäß der Linie der Profintern führte Nin im Verlauf einer Reihe von Jahren die verantwortlichste Arbeit aus. Es genügt zu sagen, dass in den Zeiten der Abwesenheit Losowskis Nin den Vorsitzenden der Profintern vertrat; aber auch zur Zeit des Aufenthalts Losowskis in Moskau führte Nin einen beträchtlichen Anteil der zentralen Arbeit aus. Zur gleichen Zeit trug Nin keine Verantwortung für die Politik der Komintern und Profintern, weil er seit dem Jahre 1923 in den Reihen der linken Opposition stand. Stalin beschloss Andreu Nin, als Ausländer und, obendrein, als sehr bekannten Ausländer, nicht zu arretieren und zu verbannen. Nach einer langen Reihe von Schikanen, Unterdrückungen, Nadelstichen und Verfolgungen wurde Nin zusammen mit der Ehefrau und zwei Kindern unter den empörendsten Bedingungen ausgewiesen: es genügt zu sagen, dass ihm nicht ermöglicht wurde, seine Manuskripte mit sich zu nehmen; eine Reihe vollendeter und begonnener Arbeiten ging ins Archiv der GPU über. Nur das Buch „Über Diktaturen“, das heimlich noch von Moskau aus verschickt wurde, erschien vor kurzem in katalanischer Sprache in Barcelona und in den allerletzten Tagen in spanischer Sprache in Madrid. Die fortschrittlichen Arbeiter Spaniens, besonders Kataloniens, schlossen den Genossen Nin in ihre offenen Arme. Sobald er sich mit der Familie eingerichtet hatte, trat Nin an die Erledigung einer ganzen Reihe literarischer Pläne heran. Aber Berenguer urteilte anders: nach einigen Wochen nach dem Eintreffen in Spanien wurde Nin arretiert und befindet sich jetzt im Gefängnis von Barcelona. Der Generalgouverneur Kataloniens erklärte im Interview dem Korrespondenten der französischen Zeitung „Matin“: „Wir arretierten Andreu Nin, welcher ein Gleichgesinnter Trotzkis ist und hier ankam, um revolutionäre Propaganda zu führen“. Auf solche Weise zeigte der Generalgouverneur ganz genau, für was er Nin arretiert: für genau das, für was er von Stalin aus der UdSSR ausgewiesen wurde. „Der Trotzkismus – das ist der Feind!“ – sagen einmütig Stalin und Berenguer. ★ ★ ★ Genosse Nin teilt uns über die außerordentlich schwere Lage mit, in welche die Stalinsche Bürokratie den Genossen Victor Serge gebracht hat, einen hervorragenden Revolutionär von internationalem Rang und Bedeutung. Sein echter Familienname ist Kibaltschitsch: er ist der Neffe des berühmten Narodowolzen-Chemikers. Unter dem Namen Victor Serge ist Kibaltschitsch, ein belgischer Untertan, in der französischen Literatur bekannt. Vor kurzem wurde von ihm in Paris ein dicker Band (470 Seiten) „Das Jahr eins der russischen Revolution“, gewidmet dem Oktoberumsturz und dessen nächsten Auswirkungen, veröffentlicht. Das Buch stellt eine in allen Beziehungen hervorragende Arbeit dar, aus welcher die fortschrittlichen Arbeiter der lateinischen Länder lernen werden (Victor Serge, „L'An I de la Revolution Russe“. Librairie du Travail). Seit dem Jahre 1923 gehörte Victor Serge zur linken Opposition. Wie auch Nin kannte er keine Schwankungen und verbarg seine Ansichten nicht, umgekehrt, er führte für sie einen unversöhnlichen Kampf. Es ist schwierig, jene abscheulichen Verfolgungen aufzuzählen, welchen Victor Serge zusammen mit seiner Familie unterzogen wurde: Der Einfallsreichtum Stalins auf diesem Gebiet ist unerschöpflich. In der gegenwärtigen Zeit entbehrt Victor Serge der Arbeit, des Feuers und Wassers. Unter den Schlägen der ununterbrochenen Verfolgungen erkrankte seine Ehefrau schwer. Zur gleichen Zeit wurde Victor Serge nicht die Möglichkeit gegeben, ins Ausland zu reisen. Es ist Zeit, diese Fakten den fortschrittlichen Arbeitern der ganzen Welt zu erzählen! Es ist Zeit, Alarm zu schlagen! Die internationale linke Opposition muss ihre Pflicht gegenüber einem ihrer besten Mitglieder erfüllen. |
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