Leo
Trotzki: Brief an Seipold, Schmalbach und Landau [Nach dem maschinenschriftlichen Text in Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 968, International Institute of Social History, Amsterdam] Büyükada, den 12. Mai 1930 Liebe Genossen, ich habe Ihren Brief und das von Ihnen dreien gezeichnete Dokument vom 7. Mai soeben erhalten. Ich brauche nicht zu sagen, dass, was die Tendenz Ihrer Handlungen betrifft, ich vollkommen mit Ihnen einverstanden bin. Ich kann aber keinesfalls den geheimen Charakter der Abmachung weder billigen noch verstehen. Ihre Tendenz läuft darauf hinaus, die Einheit und die Kampffähigkeit der Opposition zu retten. Was hat sie dabei vor den anderen zu verheimlichen? Wenn Sie vor der Leitung öffentlich nicht nur mit Ihren praktischen Vorschlägen, sondern auch mit ihrer allgemeinen Tendenz auftreten, können Sie dadurch nur gewinnen und wenn die breiteren Schichten der Opposition davon Bescheid bekommen, so werden die besten Elemente, das heißt die übergroße Mehrheit, Sie in ihrer Aktion unterstützen. Was haben Sie da zu verheimlichen? Andererseits, sobald ein Gerücht in der Leitung oder unter den Mitgliedern der Opposition sickert, dass Sie innerhalb der Opposition Geheimbündelei treiben, wird diese Tatsache allein trotz Ihrer besten Absichten die schlimmste demoralisierende Wirkung ausüben und das Heilmittel könnte in diesem Falle verheerender wirken als die Krankheit selbst. Daher kann ich nur aus innigster Überzeugung darauf drängen, dass Sie sobald als möglich aus der Geheimnistuerei heraustreten und Ihre notwendige und rettende Aktion vollständig offen und energisch durchführen, Sie werden schon selbst Mittel und Wege finden, wie das am besten für die Sache zu bewerkstelligen ist. Eine Kopie dieses Schreibens geht dem Internationalen Sekretariat zu. Meine besten Wünsche Trotzky |
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