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Leo Trotzki 19300224 Brief an Anton Grylewicz

Leo Trotzki: Brief an Anton Grylewicz

[eigene Übersetzung nach dem russischen Text]

24. Februar 1930

an Genossen Grylewicz.

Werte Genossen!

Ich sandte Ihnen heute ein kurzes Telegramm, dessen Sinn folgende war: „Beide Gruppe stützen sich in der Gewerkschaftsfrage auf die Entscheidungen der Komintern unter Lenin“.

Die Anwendung dieser Entscheidungen unter den derzeitigen Bedingungen sollte einen Inhalt der Diskussion bilden.

ich schicke Ihnen hiermit den selben Gedanken, ausführlicher formuliert. Ich sehe im Wesen keine Differenzen zwischen beiden Vorschlägen, weil beide Gruppe mit den marxistischen Prinzipien der Gewerkschaftsarbeit solidarisch sind, wie sie zur Zeit der ersten Kongresse der Komintern formuliert wurden, weshalb ich nicht für die oder andere Gruppe stimmen konnte, sondern einfach eine verknüpfende Formel vorschlug.

Ich baue fest darauf, dass diese Frage, wie auch andere mögliche Fragen, die Vereinigung nicht um einen zusätzlichen Tag verzögern wird. Zeit ist auch so nicht wenig verloren. Man muss die Arbeit richtig anpacken.

In der Person des Genossen Seipold wird die vereinigte linke Opposition ein unter den gegebenen Bedingungen außerordentlich bedeutendes Kampfwerkzeug erhalten. Die Mitteilung über den Eintritt des Genossen Seipold in den Landtag war für mich hier ein regelrechter kleiner Festtag. Ich gratuliere dem Genossen Seipold und der ganzen linken Opposition. Man muss hoffen, dass die erste Rede des Genossen Seipold gut und ernsthaft vorbereitet sein wird und eine Deklaration der Ansichten der linken Opposition sein wird. Eine derartige Rede könnte danach als einzelnes Broschürchen herausgegeben werden. Aber über dies werden wir uns noch rechtzeitig besprechen können.

Jetzt eile ich sehr, diesen Brief abzuschicken.

Ich werde von Ihnen Nachricht darüber erwarten, wie die Konferenz des Leninbundes endete.

Es ist notwendig, bei der Vereinigung eine genaue Berechnung der Kräfte zu erstellen, um weder sich noch andere zu täuschen und fest die eigene Basis zu kennen. In den ersten Zeiten wird sie schmal sein, aber mit richtiger Arbeit wird man sie systematisch erweitern können.

Ich drücke fest die Hände und wünsche Erfolg.

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