Leo Trotzki‎ > ‎1923‎ > ‎

Leo Trotzki 19230420 Referat über die russische Industrie

Leo Trotzki: Referat über die russische Industrie.

[Nach Internationale Presse-Korrespondenz, 3. Jahrgang Nr. 74 (7. Mai 1923), S. 633-635]

Auf dem 4. Kongress der Komintern haben wir mit den ausländischen Parteien die Frage erörtert, ob auch sie die „Neue Wirtschaftspolitik" durchmachen werden müssen. Darauf antworteten wir im großen Ganzen einstimmig, dass insofern wir unter der Neuen Wirtschaftspolitik die Ausnützung der Methoden und Institutionen der kapitalistischen Gesellschaft durch einen Arbeiterstaat zum Aufbau, oder zum Übergang zu dem Aufbau der sozialistischen Wirtschaft verstehen, alle Arbeiterstaaten diese Periode, je nach der Bildungsstufe des betreffenden Landes, kürzer oder länger durchmachen müssen. Der spezifische Charakter unserer russischen „Nep" liegt in dem Verhältnisse der Stadt und des Dorfes zueinander.

Die erste Aufgabe, die unsere Partei der neuen Wirtschaftspolitik vorsetzte, ist die Hebung der Produktivkräfte unseres Landes. Die zweite Aufgabe ist, dass wir die Entwicklung der Produktivkräfte womöglich in die Bahnen des Arbeiterstaates, d. h. auf den sozialistischen Weg leiten. Man muss sich stets vor Augen halten, dass dies nicht ein und dasselbe ist, und dann wird man sich nicht durch die statistischen Ziffern unseres Wirtschaftslebens irreführen lassen.

Aus unserer (nicht allzu genauen) Statistik entnehmen wir folgende Ziffern. Der Bruttoertrag sämtlicher Zweige unserer Wirtschaft betrug im Jahre 1921 nicht ganz 414 Milliarden Goldrubel, im Jahre 1922 5 Milliarden (1913 etwas über 11 Milliarden). Hiervon entfällt auf die Landwirtschaft 1921 3½, 1922 4 Milliarden (1913 6,7 Milliarden). Auf die Industrie: 1921 929 Millionen, 1922 1 Milliarden (1913 4,4 Milliarden). Die Groß- und Mittelindustrie brachte 1921 669 Millionen, 1922 954 Millionen Goldrubel ein (1913 3,7 Milliarden). Kleingewerbe und Hausindustrie: 1921 260 Millionen, 1922 435 Millionen (1913 730 Millionen). Der Aufschwung seit der Einführung der neuen Wirtschaftspolitik ist also eine unbestreitbare Tatsache. Das zeigt, dass die neue Wirtschaftspolitik ihre erste Aufgabe, die Hebung der Produktion, ernstlich zu erfüllen beginnt.

Gleichzeitig ist eine Zunahme des Warenaustausches zwischen Stadt und Dorf zu verzeichnen. Dieser Warenaustausch hatte vorläufig hauptsächlich einen konsumptiven Charakter. Der nächste große Schritt wird sein, wenn die Hauptstellen im Warenverkehr zwischen Stadt und Land die Bedürfnisse der Produktion einnehmen werden, wenn das Land der Stadt hauptsächlich Rohmaterial für die Industrie, und die Stadt dem Land landwirtschaftliche Geräte usw. geben wird. Heute stehen wir aber noch vor der Schwelle dieser Etappe, und das bedeutet nicht nur, dass der Warenaustausch einen überwiegend konsumptiven Charakter hat, sondern auch, dass in diesem Austausch die überwiegende Rolle das Kleingewerbe und die Hausindustrie spielen.

Die Produktivkräfte sind gewachsen, und wir sind reicher geworden. Aber die Frage ist, wer aus diesem Zuschuss den Löwenanteil bekommt: der Arbeiterstaat oder das Privatkapital. Und das ist die wichtigste Frage, da die neue Wirtschaftspolitik ein durch unsere Gesetzgebung anerkannter Kampfplatz zwischen uns und dem Privatkapital ist. Hier müssen wir mit unseren praktischen Beschlüssen einsetzen, aber diese praktischen Beschlüsse müssen wir auch rechnerisch statistisch und wirtschaftlich durch prüfen.

Ein Aufschwung unserer Industrie, darunter auch der Staatsindustrie, ist vorhanden. Wir produzieren mehr als früher und auch etwas besser. Die Produktivität der Arbeit ist größer und infolgedessen auch der Arbeitslohn. Die Frage ist aber, ob durch diesen Aufschwung auch der Staat reicher geworden ist oder nicht? Man könnte fragen: Wieso denn nicht? Aber das ist nicht ein und dasselbe. Zur Zeit, als ganz Europa durch eine furchtbare Krise erschüttert war, stand die deutsche Industrie im Zeichen eines stürmischen Aufschwunges, aber diese – noch nicht abgeschlossene – Periode wird in der deutschen Geschichte mit dem Namen „Ausverkauf" bezeichnet. Das stand dort mit den Kontributionen in Zusammenhang, d. h. mit einer fremden, militärischen Hand, die in das innere Leben des Landes eingreift und aus ihm verschiedenes herausreißt. Der Vorsicht halber müssen wir fragen, wie es in dieser Beziehung bei uns steht. Bedeutet die Belebung der Industrie bei uns ein Wachsen oder eine Verringerung des Staatskapitals? Das ist die Frage aller Fragen. Der äußeren Erscheinung nach zeigt das deutsche Wirtschaftsleben (heute schon etwas schwächer) das Bild des Aufschwunges. Aber in Wirklichkeit können wir das deutsche Wirtschaftsleben mit einem Film vergleichen, der verkehrt angekurbelt wird. Manchmal macht man es zum Spaß: man sieht, wie ein Mann einen Baum hinabklettert mit solchen Bewegungen, als ob er aufwärts wollte. So ist es auch mit der deutschen Wirtschaft. Die ganze Aufwärtsbewegung ist ein Klettern nach unten, immer tiefer und tiefer.

Wir zahlen keine Kontributionen; im Oktober haben wir alle unsere Schulden bezahlt (Heiterkeit). In dieser Beziehung sind wir in einer privilegierten Lage. Darum, wenn unsere Staatsindustrie Verluste erleidet, so geschieht das nicht zugunsten des Auslandes wie in Deutschland, sondern offensichtlich zugunsten irgendwelcher dritter Personen des Inlandes. Wer bereichert sich? Wer sind diese dritten Personen? Es ist die Kleinbürgerschaft, teilweise die neu aufkommende Mittelbourgeoisie, der Spekulant und zum Teil auch das Dorf.

Wir müssen die ganze Wahrheit sagen – es ist in ihr gar nichts Fürchterliches oder Gefährliches, es ist eine unvermeidliche Etappe – während des letzten Jahres arbeitete unsere Industrie als Ganzes genommen mit Verlust. Das heißt, der Staat ist heute ärmer als vor einem Jahre. In einigen Industriezweigen sehen wir einen großes Fortschritt, manche Industriezweige arbeiten mit Gewinn. Den größten Fortschritt macht die Baumwollindustrie, deren Produktion sich mehr als verdoppelte. Aber die schwere Nachhut, die schwere Industrie, macht erst die ersten Schritte. Der Verlust ist daraus entstanden, dass wir eine fast vollkommen stillgelegte und oft bis zur vollkommenen Wertlosigkeit ruinierte Maschinerie in Bewegung setzen mussten. Es ist ein unvermeidlicher Verlust. Das sind keine regelmäßigen, sondern nur einmalige Unkosten. Unsere Konkurrenten, der Hausindustrielle und der Kaufmann, arbeiten aber schon heute mit Gewinn.

Welche Schlussfolgerung können wir nun aus dieser Analyse ziehen? Erstens durchleben wir die erste Steife des industriellen Aufschwunges. Das rettet uns vor dem wirtschaftlichen und kulturellen Tod, den die Menschewiki folgendermaßen bezeichneten: „Die Agrarisierung Russlands", der Niedergang der Städte, die Flucht des Proletariats in die Landwirtschaft usw. Dieser Aufschwung ist unsere erste Errungenschaft. Die zweite Errungenschaft ist die Erhöhung des Arbeitslohnes, der die Lebensenergie des Proletariats selbst bildet. Aber auf die zweite Frage, auf die Frage, wem dieser Aufschwung zum Nutzen gereichte, müssen wir sagen: in erster Linie unseren Konkurrenten, dem kleineren, beweglicheren Kleingewerbetreibenden.

Die Aufgaben der zweiten Periode der Neuen Wirtschaftspolitik lassen sich, grob ausgedrückt, dahin zusammenfassen, dass wir diese Aufwärtsbewegung fortsetzen, d. h. dahin wirken müssen, dass die Produktivkräfte sich weiter entwickeln, dass der Austausch zwischen Stadt und Land einen mehr produktiven als konsumptiven Charakter annehme und hauptsächlich, dass dieser Aufschwung des Verkehrs immer mehr in sozialistische Bahnen geleitet wird. Welche Wege führen zur Lösung dieser Aufgabe?

Den Weg kennen wir: das Bündnis von Stadt und Land. Das ist ein vortrefflicher Ausdruck, und wir gebrauchen ihm so oft, dass wir dabei seinen Inhalt vergessen. Wir müssen also die Frage etwas konkreter anfassen. Was ist das Verhältnis zwischen der Produktion der Landwirtschaft und der der vergesellschafteten Industrie? Der Bauer zahlt für eine gewisse Menge Manufakturwaren, für Seile, Lederwaren, Streichhölzer usw., die er für seinen Haushalt braucht mehr als 2 Mal so viel landwirtschaftlicher Produkte als im Jahre 1913, Darin liegt das Problem unseres Wirtschaftslebens, und die Lösung dieses Problems ist der Schlüssel zur sozialistischen Entwicklung.

Wie können wir diese beiden Preislinien einander näher bringen? Das erste Mittel dazu ist der Export. Der Getreideexport ist eine außerordentlich wichtige Frage, wenn wir mit Profit verkaufen können und wenn der Profit unserer Industrie zufällt. Aber hier drängt sich die Frage auf: Werden wir unser Getreide absetzen können? Wir leben in einer Epoche der aufsteigenden Linie des Faschismus, jede Art Blockade kann wieder auferstehen: Werden sie nicht wieder auch eine Getreideblockade einführen? Amerika hat überschüssiges Getreide und verkauft es nicht teuer, sondern vielleicht noch billiger als wir. Während des Krieges bemächtigte sich Amerika 90 Prozent unserer Märkte. Können wir sie zurückgewinnen? Diese Frage müssen wir ohne jeden Optimismus bejahend beantworten. Europa wird gezwungen sein, selbst unter dem Faschismus unser Sowjetbrot zu essen (um keinen unhöflicheren Ausdruck zu gebrauchen). Das ist eine sehr erfreuliche Perspektive. Aber die Ausfuhr russischen Brotes nach dem Westen ist noch kein Bündnis, das wir brauchen, sondern ein Bündnis zwischen unserer Bauernschaft und. dem europäischen Kapital Wir aber brauchen ein Bündnis zwischen unserer Staatsindustrie und unserem Bauernmarkte. Und hier müssen wir zur Frage über unsere Industrie übergehen.

Die Ursache des Preisunterschiedes liegt hauptsächlich darin, dass wir zum Kampfe mit unserm Gegner allzu schwer bewaffnet sind. Der Kleingewerbetreibende hat eine ganz einfache Rüstung, während wir zu 100 Prozent ausgerüstet sind, diese Rüstung jedoch nur zu 17 bis 20 Prozent, bestenfalls zu 25 Prozent gebrauchen, und dabei die ganze Rüstung mit uns schleppen. Darum muss unsere Partei den Gewerkschaften und den Wirtschaftsorganen in der nächsten Zeit bei der heroischen Arbeit der Reorganisierung der Trusts behilflich sein, natürlich mit der größten Vorsicht und mit dem größten Weitblick.

Die Reorganisierung unserer Industrie muss auf der Grundlage der schroffsten Konzentration vorgenommen werden. Es ist besser, wenn der Staat die Arbeitslosen direkt durch die Gewerkschaften oder auf anderen Wegen unterstützt, als auf diese verkappte und kostspielige Art.

[Im weiteren hält sich Genosse Trotzki bei den einzelnen technischen Fragen der Reorganisierung der Industrie auf. Den Inhalt dieses Teiles seiner Rede können unsere Leser in seinen „Thesen“ finden.

Sodann geht Genosse Trotzki zu den Perspektiven über:]

Wir haben den Markt mit seiner Konkurrenz wieder ins Leben gerufen, indem wir die nationalisierten Produktionsmittel, das Monopol des Außenhandels, in unseren Händen behalten. Wir müssen den Kampf mit den Marktverhältnissen auf dem Boden der Marktverhältnisse selbst aufnehmen, aber auf einer immer fortschreitenden Stufenleiter unserer planwirtschaftlichen Eingriffe, Genossen! Die Neue Wirtschaftspolitik ist eine ernste und langwierige Sache, aber sie dauert nicht ewig. Wir führten die Neue Wirtschaftspolitik nur ein, um sie mit ihren eigenen Waffen zu besiegen, indem wir die Gesetze des Marktes ausnutzen, diese Gesetze durch die mächtige Maschine unserer Staatsindustrie beeinflussen und die planwirtschaftliche Grundlage erweitern. Die Planwirtschaft, die sich auf unsere Staatsreichtümer stützt, müssen wir auf alle Märkte ausdehnen, und dadurch diese Märkte verschlucken, vernichten. Mit anderen Worten, unsere Erfolge auf dem Boden der Neuen Wirtschaftspolitik nähern sich oder sollen sich ihrer Liquidierung nähern, um sie durch eine „Neueste Wirtschaftspolitik“ zu ersetzen, die eine sozialistische Politik sein wird. In diesem Sinne können wir mit vollem Rechte behaupten, dass die Entwicklung unseres Sozialismus in einer Reibe dialektischer Siege über die Neue Wirtschaftspolitik mit Hilfe deren eigenen Methoden bestehen wird.

Aber, Genossen, es handelt sich natürlich nicht darum, diese Siege dialektisch zu charakterisieren, sondern darum, sie tatsächlich zu erkämpfen. Das ist die wichtigste Aufgabe. Ist dieser Sieg denkbar? Vollkommen denkbar. Ist er gesichert? Nein, er ist nicht gesichert. Haben wir den Sieg schon begonnen? Meiner Ansicht nach noch nicht. Wir haben uns einer solchen Position genähert, wo der Sieg beginnen kann, aber nur genähert. Solange wir mit Verlust produzieren, können wir natürlich noch nicht von einem Siege sprechen. Wir schufen die Bedingungen des Sieges: den Aufschwung des Landes. Was fehlt uns nun zum Siege selbst?

Bei der Beantwortung dieser Frage können wir uns auf das kleine Büchlein stützen, das eine Untersuchungskommission über das Moskauer Kohlenbassin dem 12. Parteitag unterbreitet hat. Der Schlussteil dieser Broschüre zählt die Vorteile und Nachteile der Staatsindustrie auf. Die Vorteile sind: 1. die Möglichkeit eines planmäßigen Wirtschaftens auf Grand der Kenntnisse der Produktionsmöglichkeit und der Bedürfnisse; 2. eine gewisse Möglichkeit, auf das Verhältnis der Industrie und der Landwirtschaft im Interesse der ganzen Volkswirtschaft bewusst einzuwirken; 3. die Möglichkeit der bewussten Verteilung unserer Staatsquellen zwischen den verschiedenen Zweigen der Industrie, deren die Unterstützung der wichtigen und durch die Schließung der überflüssigen Industriezweige; 4. die Möglichkeit der bewussten Verteilung unserer Mittel innerhalb einzelner Industriezweige zwischen den einzelnen Unternehmungen derselben; 5. eine viel größere Möglichkeit als unter dem Kapitalismus, die Arbeit der einzelnen Unternehmungen unter sich in Einklang zu bringen; 6. die Arbeiterklasse, die an der Macht steht, kann, wenn das Klasseninteresse es fordert, von den Industriearbeitern auf Rechnung ihres Arbeitslohnes Kredite in Anspruch nehmen. Es kann Augenblicke geben, wo der Staat lange nicht zahlt oder nur die Hälfte zahlt, und Du, Arbeiter, gewährst Deinem Staate Kredit auf Kosten Deines Arbeitslohnes auf eine bestimmte Frist.. Diese Formulierung ist keine zunftmäßige, so spricht der kommunistische Gewerkschafter.

Wir haben also sechs Vorzüge, einer besser als der andere, und das Resultat ist dennoch ein Verlust. Die Verfasser der Broschüre fragen: wodurch das zu erklären sei. Die Antwort ist: Wir meinen, dass die größten Schwierigkeiten unserer Staatsindustrie wesentlich auf eines zurückzuführen seien: die Verwalter unserer Trusts und die Direktoren unserer Unternehmungen sind keine wirklichen Wirtschafter, die mit ihrer ganzen Seele an diesen Bedürfnissen unserer Fabriken, Bergwerke usw. hängen. Ferner sagt die Broschüre: „Bisher haben wir uns die Frage über den Profit nicht gestellt Jedoch müssen wir uns bald auch mit dieser Frage beschäftigen, da es keine anderen Mittel zum Übergange zum Sozialismus gibt, als die Akkumulation von Gewinn durch das Proletariat."

Die erste Bilanz der Neuen Wirtschaftspolitik ist ein Aufschwung, wenn auch mit Verlust, aber dieser Verlust ist nur ein Lehrgeld in der Vorbereitungsklasse der Geschichte gewesen. (Die erste Klasse, die Vorbereitungsklasse, war die Periode des Kriegskommunismus.) In der zweiten Klasse werden wir ein kleineres Lehrgeld zahlen und dann nicht mehr lernen, sondern rentabel wirtschaften. Wir erhöhen den Druck des kapitalistischen Elementes auf unsere junge Wirtschaft, auf ein Grund- und Zirkulationskapital von 2½ Milliarden Goldrubel in der Industrie Wir vergrößern aber auch im nächsten Jahre die Anbaufläche. Ich weiß nicht, wie die Ernte ausfallen wird, hoffen wir, gut. Aber eine gute Ernte bedeutet die Erhöhung der Gefahr, bedeutet die Erweiterung der Aufnahmefähigkeit des Marktes, günstige Bedingungen für den Kleingewerbetreibenden, für den Kaufmann, für den Privatkapitalisten. Wir haben einen Konkurrenten – er wächst, und wenn wir mit Verlust handeln werden, wird er mit Gewinn handeln. Und vom Westen wird uns das europäische Kapital drücken, mit dem wir unsere Bauern in Berührung bringen.

Es beginnt die Epoche der Zunahme und der Entwicklung des kapitalistischen Elementes – und diese Bestie bewegt sich mit großen Sprüngen. Wer weiß, ob wir im nächsten Jahre; in den folgenden Jahren nicht jeden Schritt, jedes Teilchen der Staatsindustrie mit unsern Zähnen, mit unsern Nägeln gegen den zentrifugalen Einfluss der privatkapitalistischen Kräfte werden verteidigen müssen.

Wir beginnen das Stadium der ursprünglichen sozialistischen Akkumulation zu durchlaufen. Dieses Wort hat der Genosse Smimow, einer der Führer des Instituts für Planwirtschaft, gebraucht. Ihr erinnert Euch, was Marx die ursprüngliche kapitalistische Akkumulation genannt, welche Kräfteanspannung sie von dem kleinen Unternehmer fordert. Dieser kleine Ausbeuter, der Wunder des Heroismus vollbringt, schläft vier Stunden täglich, isst schwarzes Brot, beutet die Lebensenergie seiner Frau, seiner Kinder aus, legt jeden Pfennig, jeden Groschen zurück. So geht die Periode der ursprünglichen kapitalistischen Akkumulation vor sich. Es ist ein widerwärtiges Bild, weil es sich da um den individuellen Groschen des kleinen Bourgeoisräubers handelt.

Wir müssen aber für den sozialistischen, für den Sowjetgroschen kämpfen, der ebenfalls die ganze Kraft, Energie, den ganzen Willen unserer Partei in Ansprach nimmt Diese Parole des Sparens, der Anspannung des Willens, geben wir jetzt unserer Partei und dem ganzen Lande. Wir müssen mit derselben Aufmerksamkeit mit derselben heißen Hingabe wie wir einst die illegalen Adressen behandelten, nichts verlieren, nichts aus den Händen geben durften, jetzt auch jedes Teilchen unseres Volksvermögens behandeln: vermehren, anhäufen und dadurch den vollen Sieg des Sozialismus vorbereiten.

Und, Genossen, ich will hoffen, dass trotz aller Schwierigkeiten, trotzdem unsere Partei vor allem durch die Idee und durch die Stimmung der revolutionären Selbstverteidigung beherrscht ist, dieser Kongress der Ausgangspunkt eines konzentrierten wirtschaftlichen Angriffes sein wird, und wenn unsere Stimmung, wenn die Stimmung unserer Bergleute, die Stimmung vieler unserer Genossen auch die führenden Kreise unserer Partei, unserer Gewerkschaften erfüllt, so können wir trotz unserer kläglichen Armut sagen: Wir werden alle wie ein Mann aufstehen, um unser Land aus dem Elend, aus der Knechtschaft hinaus zu führen. Dem Kapital werden wir uns nicht ergeben.

[Nach einer längeren Diskussion und nach dem Schlusswort des Genossen Trotzki, in dem er noch einmal betont, dass alle Hoffnungen der Entfaltung der sozialistischen Wirtschaft auf vier Elementen beruhen – der Diktatur der Partei, der Roten Armee, der Nationalisierung der Produktionsmittel und dem Außenhandelsmonopol –, werden die Thesen des Genossen Trotzki einstimmig angenommen.]

Kommentare