Komintern‎ > ‎3. Weltkongress‎ > ‎

Wilhelm Koenen 19210710 Referat über den organisatorischen Aufbau der Kommunistischen Parteien, über die Methoden und den Inhalt ihrer Arbeit

Wilhelm Koenen: Referat über den organisatorischen Aufbau der

Kommunistischen Parteien, über die Methoden und den Inhalt ihrer Arbeit

Dritter Weltkongress der Komintern, 22. Sitzung, 10. Juli 1921

[Protokoll des III. Kongresses der Kommunistischen Internationale (Moskau, 22. Juni bis 12. Juli 1921). Hamburg 1921, S. 956-990]

Genossinnen und Genossen, vorerst eine kleine Entschuldigung. Das Referat über die Organisation der Parteien, die Methoden und den Inhalt ihrer Arbeit ist mir erst im Laufe der letzten Woche übertragen worden, sodass dadurch eine gewisse Verzögerung der Behandlung eintrat, und auch in der Bearbeitung der Thesen eine nicht ganz geregelte Erledigung stattfinden konnte. Sie müssen auch entschuldigen, wenn infolge dieser erst in der letzten Woche übertragenen Aufgabe die Erledigung dieser Aufgabe keine umfassende und gründliche sein konnte. Das Referat, das ich zu halten habe, ist dem Thema nach sehr umfangreich. Nicht nur die organisatorischen Aufgaben, sondern auch die Methoden und der Inhalt ihrer Arbeit und ebenso der organisatorische Aufbau der Kommunistischen Internationale und ihr Verhältnis zu den verschiedenen Parteien soll behandelt werden, ein Fragenkomplex, der eine sehr umfassende Darstellung erfordern würde. Ich will im Voraus sagen, dass ich wegen der Breite des Themas ganz darauf verzichten muss, irgendwelche historische Einleitungen über die Entwicklung der verschiedenen Parteien oder der Idee der Kommunistischen Partei zu geben. Soweit es notwendig ist, auf die ökonomischen Voraussetzungen der Parteien, auf die Methoden der Arbeit der Parteien einzugehen, wird das im Laufe des Referats an einzelnen Stellen geschehen müssen.

Es ist wohl in allen Parteien bereits Gemeineigentum, dass die Organisation für eine Kommunistische Partei nicht Selbstzweck ist, sondern dass die Organisation, insbesondere der Organisationsapparat nur ein Mittel zu dem höheren Zweck ist, die revolutionäre Sache zu fördern, die Revolution voranzutreiben, unser Ziel, die kommunistische Gesellschaft aufzurichten. Schon in den ersten Generalstatuten der I. Internationalen Arbeiterassoziation prägte Karl Marx den Satz, dass die ökonomische Emanzipation der Arbeiterklasse das große Ziel ist, dem jede Bewegung als Mittel untergeordnet sein muss. Und im Sinne dieser Statuten wird eine Organisation dann am wirksamsten für die Lösung des sozialen Problems wirken, wenn sie das theoretische und praktische Zusammenwirken der fortgeschrittensten Gruppen verwirklicht. Der Organisationsapparat muss in der modernen Arbeiterbewegung so gestaltet sein, dass er den Proletariern in ihren Kämpfen die Gewähr bietet, in jedem gegebenen Moment die größtmögliche Hilfe der gleich ihnen organisierten Proletariergruppen zu erhalten. In den jetzigen bewegten Zeiten des latenten Bürgerkrieges ist es selbstverständlich, dass die Kommunistische Internationale die gegenseitige Stärkung der organisatorischen und aktiven Kräfte durch eine straffe Zentralisation herbeizuführen versucht. Das Ziel der Organisation ist klar. Die Organisation hat als nächstes Ziel, die Eroberung der politischen Macht für das Proletariat herbeizuführen. Die darauf gerichtete Kampfführung muss innerhalb der kommunistischen Organisationen nach einem festen Plan mit gesicherten Kräften auftreten können. Der Kampf erfordert konzentrierte Vorbereitung durch Aufklärung und werbende Agitation, durch die die ganze Aufmerksamkeit des kämpfenden Proletariats in jedem Augenblick auf das große, der ganzen Klasse gemeinsame Ziel gerichtet wird, welches alle Kräfte, die sich überhaupt für den Kampf einsetzen wollen, wirklich vereinigt. Die Organisation muss deswegen als eine Kräftevereinigung zentral zusammengefasst werden, sie muss als Vereinigung der revolutionär nicht nur bewussten, sondern auch wirklich revolutionär empfindender Arbeiter zusammengehalten werden

Es war sehr richtig, wenn der Genosse Bela Kun, der zunächst das Referat halten sollte, in seinen Ausführungen über die organisatorischen Lehren der Märzaktion den Satz prägte, die Frage der Revolution ist nicht in letzter Hinsicht eine organisatorische Frage. Wir müssen eingedenk sein, dass wir bei der Erledigung dieser Frage, bei der Lösung dieses Problems eine wichtige revolutionäre Arbeit leisten müssen.

Wenn wir einen Blick über die Organisationsformen in den verschiedenen Staaten werfen, so müssen wir zugeben, dass die Internationale noch ein sehr buntes Gemisch verschiedenster Organisationsformen darstellt. Und wir dürfen nicht glauben, dass der Zweite Kongress in der Hinsicht schon entscheidenden Wandel geschaffen hat, wir dürfen sogar nicht hoffen, dass der III. Kongress schon den Wandel bringen kann und wird. Aber trotzdem wir diese Mannigfaltigkeit der Organisationsformen kennen, müssen wir mit allem Nachdruck, auf eine Vereinheitlichung der Organisationsformen hinwirken, weil wir genau wissen, dass trotz der verschiedenen Bedingungen der verschiedenen Länder, trotz der Bedingtheit der verschiedenen Formen der Organisationen in verschiedenen Ländern doch eine gewisse Gleichheit der Methoden, des Inhalts erreicht werden muss, weil das Ziel – die Eroberung der Macht –- das gleiche, ist, und auch der Gegner, nämlich die Bourgeoisie, durchweg überall der gleiche ist, der auch die gleichen Kampfformen gegen uns anwendet. Das zwingt uns, zu einer gewissen Gleichartigkeit der Kampfmethoden und des Inhalts der Arbeit der Kommunistischen Parteien hinzudrängen. Manche Parteien haben noch alle Schwächen der alten bürokratischen Zentralisation, der alten sozialdemokratischen Parteien in sich. Sie schleppen diese alte Tradition noch mit sich herum, weil sie eine ganz kurze kommunistische Vergangenheit haben. Man darf wohl sagen, dass die großen Massenparteien Reste dieser alten sozialdemokratischen Bürokratie mit sich schleppen. Andere Parteien sind so zustandegekommen, dass gegen diesen bürokratischen Zentralismus, gegen diese bürokratische Art des Parteiaufbaues eine Rebellion einsetzte. Das war, z. B., auch bei dem einen Flügel der Fall, aus dem die deutsche Partei mit hervorgegangen ist. Die USPD war typisch eine Partei, die aus der Rebellion der aktiven Elemente gegen das passive Zentrum entstand. Dieses passive Zentrum musste in der alten Sozialdemokratie während des Krieges ganz von selbst die Rebellion der aktiven Elemente hervorrufen, und so kam es dazu, dass sich nunmehr die rebellierenden einzelnen Bezirke zusammenschlossen und eine gewisse föderalistische Grundlage der Partei zustande kam. Diese Elemente schleppten die Reste des Föderalismus mit sich herum, sie mussten die Selbständigkeit der einzelnen Bezirke brechen und betonen, dass nur dieser Föderalismus ein Recht auf Selbständigkeit und das passive Zentrum nichts mehr zu gelten hat.

Man muss sich gegenüber diesen föderalistischen Erscheinungen ebenso energisch wehren, wie gegen die zentralistische Überlieferung der alten sozialdemokratischen Partei.

Die Parteien müssen immer mehr das Zentrum der Aktion, der Aktivisierung werden. Es steht die Aufgabe vor uns: wie gestalten wir die Organe der Partei, den Zielen gemäß, die uns in dem Kommunistischen Manifest gestellt sind. Da ist zunächst als erste Aufgabe die Sicherung einer festen Führung an der Spitze einer zentralistischen Organisation. Man muss diese feste Führung, überhaupt eine Führung, die eine hervorragende Stelle einnimmt, leider noch betonen, weil sich in der KAP selbst dagegen noch gewisse Tendenzen bemerkbar machen. Gegenüber diesen Tendenzen muss die einheitliche straffe Führung ausdrücklich betont werden.

Einer breiteren Begründung bedarf es wohl auf diesem Kongress nicht. Ich brauche nur zu erklären, dass wir diese zentralistische klare Führung für notwendig halten. Aber eine ebenso dringende Notwendigkeit für die Erledigung der Aufgaben, die die Organe der Partei haben, ist die gute Verbindung, die diese Führung mit den Massen haben muss. So konkretisiert sich also die Aufgabe, dass wir neben der zentralistischen, straffen, einheitlichen, klaren, festen Führung eine gute, ausgebildete und bis in die Einzelheiten ausgiebige Verbindung mit den Massen herstellen müssen.

Die Verbindung zwischen der Führung und den Massen soll geschaffen werden, indem nach den Beschlüssen des II. Kongresses die Partei auf dem Boden des demokratischen Zentralismus aufgebaut wird. Dieser demokratische Zentralismus ist kein bürokratischer Formelkram, sondern heißt in einem anderen Ausdruck: die Zentralisation der Tätigkeit, die Konzentration der Arbeitsleistungen und der Kampfleistungen für die Partei. Nur so kann die Zentralisation aufgefasst werden. Wir haben es in unseren Thesen bei der letzten Ausarbeitung für notwendig gehalten, diesen Gedanken noch deutlicher auszudrücken. Der Absatz 2 und 6 bringt einen missverständlichen Satz, den wir gestrichen haben und der ersetzt worden ist durch eine neue Formel, die den Gedanken des demokratischen Zentralismus noch deutlicher, klarer ausdrücken soll. Es heißt in unserem neuen Vorschlag:

Der demokratische Zentralismus in der kommunistischen Parteiorganisation soll eine wirkliche Synthese, Verschmelzung des Zentralismus und der proletarischen Demokratie sein. Diese Verschmelzung ist nur auf der Grundlage der ständigen gemeinschaftlichen Tätigkeit, des ständigen gemeinschaftlichen Kampfes der gesamten Parteiorganisation erreichbar.

Die Zentralisation in der kommunistischen Parteiorganisation bedeutet keine formale und mechanische Zentralisation, sondern eine Zentralisation der kommunistischen Tätigkeit, d. h., die Bildung einer starken, schlagfertigen und zugleich auch anpassungsfähigen Führung.

Eine formale oder mechanische Zentralisation wäre die Zentralisation zur Beherrschung der übrigen Mitglieder oder der außenstehenden Massen des revolutionären Proletariats. Aber nur die Feinde des Kommunismus können behaupten, dass die Kommunistische Partei durch die Funktion der Führung der proletarischen Klassenkämpfe und durch die Zentralisation dieser kommunistischen Führung des revolutionären Proletariats herrschen will. Das ist eine Lüge, und ebenso wenig ist innerhalb der Partei ein Machtgegensatz oder ein Kampf um die Herrschaft mit den von der Kommunistischen Internationale angenommenen Grundsätzen des demokratischen Zentralismus vereinbar".

Es soll damit ausgedrückt werden, um es noch einmal kurz zu unterstreichen, dass sich in der Partei keine Führerclique bilden soll, die etwa glaubt, dass, weil man ihr die Führung eines zentralen Apparates in die Hände gegeben hat, sie nunmehr berechtigt sei, mit diesem zentralen Apparat gegen den ausgeprägten Willen der Mehrheit der Partei zu arbeiten, dass sie, als engere Führerclique aus diesem Apparat einen Herrschaftsapparat für sich macht. Auf Gefahren dieser Art ist oft aufmerksam gemacht worden. Es muss an dieser Stelle zum Ausdruck gebracht werden, dass es nicht dem Willen der Internationale entspricht, solche Führerherrschaft erwachsen zu lassen. Nur die Tätigkeit und die Leitung der Tätigkeit soll eine zentralistische sein. So werden wir unsere Arbeit, unsere Kämpfe beginnen und wirklich zentralistisch führen können. Der Weg zu der wirklichen Herausbildung dieser demokratischen Zentralisation ist weit. Schon auf dem 2. Kongress wurde in den Leitsätzen ausgesprochen, dass die Herbeiführung einer solchen demokratischen Zentralisation nicht die Sache einer kurzen Frist oder nur eines Jahres sein sollte.

Es wurde betont, dass es ein langwieriger und schwieriger Prozess ist, die Konzentration und Zentralisation der wirklichen Leitung der Partei herauszukristallisieren, und wir betonen in den Leitsätzen, dass die Parteien durch Verbesserungen und fleißige Prüfung ihres Apparates darauf Acht geben sollen, ob sie wirklich eine Zentralisation der Tätigkeit und keinen bürokratischen Zentralismus haben, damit sie zur wirklichen Konzentration der Führung der Arbeit kommen. Die lebendigste Verbindung zwischen der Parteileitung und allen Parteiorganen ist das sicherste Mittel gegen die Bürokratisierung des Apparats. Diese lebendige Verbindung muss dazu führen, dass auch die Mitgliedermassen durch ständige Fühlung mit der Zentrale einsehen und begreifen, dass die Zentralisation eine sachlich begründete Verstärkung und Entfaltung der gemeinsamen Tätigkeit und Kämpfe ist. Die Mitglieder müssen selber fühlen und erleben, dass dies wirklich keine fremde Führung, sondern eine Stärkung ihrer eigenen Kampfkraft bedeutet. Wenn so der Zentralismus Leben bekommt, wenn er nicht Form bleibt, sondern lebendig pulsiert, dann werden wir vor der Gefahr des Bürokratismus und der Verkalkung des Apparats am besten gesichert sein. Es muss zugegeben werden, was Genosse Bela Kun in seinem Aufsatz erklärt, dass wir außer der russischen und dieser oder jener kleinen Partei kaum eine Partei haben, die bereits den notwendigen lebendigen Zentralismus erreicht hat, dass der Zentralismus vielmehr noch zu sehr in rein mechanischem Sinne angewendet wird, dass von seiner politischen Anwendung noch keine Rede ist.

Wie kommen wir zur wirklich politischen Anwendung dieses Begriffes. Um das zu erreichen, haben wir einen Absatz über die Arbeitspflicht gleich hinter dem über demokratischen Zentralismus eingefügt. Dadurch, dass alle Mitglieder zur Arbeit herangezogen werden, werden sie selber in die intensivste Verbindung mit der Leitung gebracht und wenn die Arbeitspflicht, ergänzt durch die Kampfpflicht der Kommunisten, durchgeführt ist, haben wir die Sicherheit, dass kein Bürokratismus walten kann. Wollen wir zu einem lebendigen Zentralismus kommen, wollen wir eine pulsierende Konzentration der Kräfte haben, so müssen wir die Arbeitspflicht energisch betonen. Bis jetzt war es den allermeisten Parteien noch nicht möglich, die gesamten Kräfte der Partei für ein Ziel, eine Bewegung, einen Kampf in Tätigkeit zu bringen. Das muss das Ziel der Leitungen in den Kommunistischen Parteien sein. Sie müssen eifrig anstreben, die gesamte Mitgliederschaft der Partei nicht nur in die Arbeit, sondern auch in die Bewegungen der Partei einzuführen. Wir haben dafür in den Leitsätzen eine Reihe von Anweisungen gegeben. Der Absatz ist so lang gehalten, um das im einzelnen klar zu machen. Es würde nicht genügen, wenn der Kongress die Arbeitspflicht beschließen würde, dann würde sich noch nichts ändern. Es kommt darauf an, mit konkreten Ratschlägen zu sagen, wie sie durchgeführt werden soll. Wir haben organisatorische Anleitungen für die Parteileitungen für nötig gehalten: wie die Heranziehung, die Organisierung, die Arbeitsteilung geschehen soll, wie die Gruppen und Zellen wirken sollen. Und haben gesagt, dass die Parteileitungen selber herangehen sollen, solche Arbeitsgruppen selber zu organisieren und in Arbeit zu setzen. Das ist absolut notwendig, denn wir wissen, dass sie in der Internationale noch kaum Fuß gefasst haben.

Es gibt wohl auf dem Papier, in einer Reihe von Parteien solche angeblichen Zellen in den Betrieben und Gewerkschaften und solche Kommissionen und Ausschüsse oder Komitees, die angeblich besondere Arbeitsaufträge haben. Aber ich behaupte, dass sie eben nur auf dem Papier stehen. Damit ist aber der kommunistischen Bewegung nicht gedient, sondern es kommt darauf an, die papierenen Dinge auch in die nüchterne Wirklichkeit umzusetzen und die ganze Partei zu einem Arbeitskörper zu machen. Dieser Hinweis gilt insbesondere für legale Parteien. Man kann zwar legale und illegale Parteien im Grunde nicht trennen, aber in der Tat sind sie noch sehr verschieden. In der illegalen Partei ist es so, dass der Partei nur solche Mitglieder angehören, die wirklich arbeiten; denn wer nicht arbeitet, würde auffallen, würde sich verdächtig machen. Man kann in einer illegalen Partei Kräfte, die schmarotzen, nicht dulden. Insofern besteht ein Unterschied zwischen illegalen und legalen Parteien, den man aber überwinden muss dadurch, dass man in der legalen Partei jedes einzelne Mitglied mit einem Auftrage bedenkt. Erst dann werden wir den Unterschied zwischen diesen Parteien überwinden und werden wirklich eine genaue Art der Parteiorganisation schaffen. Wir hielten es für notwendig, diese Anweisung zu geben. Aber es besteht noch eine gewisse Differenz, die, glaube ich, auf diesem Kongress auch noch nicht endgültig erledigt werden kann, und zwar darüber, ob die Organisationen jetzt schon endgültig auf die Zellen in den Betrieben, als Grundlage der Organisationen aufgebaut werden können. Die Tendenz ist auf dem II. Kongress festgelegt worden, dass die Zellen in den Betrieben die Grundlage der Organisationen sein sollen. Es ist auch bekannt aus Berichten, die uns zugegangen sind, dass eine Reihe von Organisationen, eine Reihe illegaler Organisationen, diese Zellen wirklich als Grundlage ihrer Organisationen betrachten. Für die breiten Massenparteien ist es aber durchaus nicht der Fall. Bei dem Kapitel Parteiorganismus werde ich noch darauf zu sprechen kommen.

Wir haben, weil in der Allgemeinheit der Partei dieser Begriff Zelle in den Betrieben noch nicht die Grundlage bildet, noch von den Arbeitsgruppen nicht gesprochen. Die Arbeitsgruppen sind die Einrichtungen der Parteien, die sich noch auf Wohnbezirke aufbauen, die aber doch verpflichtet sein müssen, in ihren Wohnbezirken, wenn sie schon eine solche Bezirksorganisation haben, nunmehr eine Mobilisation der Parteikräfte herbeizuführen. Sie sollen ihre Gruppen einteilen, damit jede Gruppe ihre Arbeit hat. Es gibt da ein Zehnersystem, wo jede 10–20 Genossen zusammengefasst werden, um sie nunmehr mit besonderen Aufträgen auszustatten. Es ist absolut nicht notwendig, die Sache so mechanisch zu machen, sondern es kommt darauf an, dass diese Aufträge sachlich gegeben werden, dass tatsächlich alle Mitglieder in die Arbeit eingeführt werden. Solche Arbeitsmöglichkeiten gibt es mannigfaltig. Es ist eine Reihe solcher Arbeiten angeführt, Zeitungsagitationen, Hausagitationen, Gewerkschaftsarbeit, Frauenarbeit, Jugendagitation und vieles andere mehr. Für alle diese verschiedenen Arbeiten sollen eben in der Organisation solche Arbeitsgruppen gebildet werden, die durch die Leitung der Partei auf die Beine gestellt werden müssen, wenn sie überhaupt funktionieren sollen. Es wäre falsch, wenn eine Partei herkommen würde, wir teilen alles auf dem Papier ein und schicken nun dieses Schema in die Welt und wenn sie nun von den einzelnen Bezirken erwarten würde, dass sie ebenso schematisch ihre Mitglieder einteilen und dann alles gut sein lassen soll. Eine solche schematische Einteilung wäre ein bürokratischer Zentralismus. Umgekehrt müssen zunächst nur wenige Gruppen und Zellen angepasst werden, diese Zellen muss man aber wirklich zur Arbeit bringen, um dann weitere Arbeitsgruppen in Bewegung zu setzen. Zu dieser Mobilisierung der Arbeitsgruppen gehört sehr viel Ausdauer, sehr viel Energie, sehr viel Tatkraft, sehr viel Zeit, und die Parteien werden im Laufe des Jahres zu beweisen haben, ob sie das Wesen des Zentralismus begriffen haben, indem sie wirklich an die Organisierung der Arbeitsgruppen herangehen. Nur dadurch werden wir zu leistungsfähigen Parteien kommen. Daneben ist es notwendig, diesen Arbeitsgruppen in der Art ihrer Arbeit zu Hilfe zu kommen, ihnen eine ganze Reihe spezieller Anweisungen zu geben, damit sie aus ihrer Arbeit auch die notwendigen Folgerungen ziehen. Die Lehren und Folgerungen, die sich aus dieser praktischen Arbeit ergeben werden, ist die Lehre der Spezialisierung. Wir werden eine Reihe von Spezialisten aus den Arbeitsgruppen herauswachsen sehen. Diese Spezialisierung ist eine absolute Notwendigkeit. Wir müssen verschieden ausgebildete Kräfte auf den verschiedenen Kampfgebieten haben. Ohne diese Spezialisierung werden die zukünftigen Kämpfe nicht bestehen können; wir werden das Proletariat nicht erfassen können, wenn wir nicht die Ausbildung der Spezialisten vornehmen. Diese Spezialisierung muss kultiviert werden, aber man muss, wenn man von Spezialisierung spricht, warnen vor ihrer Übertreibung. Wenn der Partei das pulsierende Leben entzogen wird, so werden wir nur eine aus Spezialisten bestehende Partei, in der einer vom anderen nichts weiß, haben. Und das wird keinen Sinn haben. Es wird also notwendig sein, gerade denjenigen Genossen, der sich in einer Gruppe zum Spezialisten entwickelt, in eine andere Gruppe zu versetzen, damit er auch das Leben und Bestreben anderer Gruppen kennen lernt. Keineswegs soll damit ein fortwährender Wechsel und ein Durcheinander der Anträge verbunden sein. Die Ausbildung gewisser Spezialisten ist notwendig, doch ist auch ein Wechsel der Funktionen zweckmäßig, um einen inneren Ausgleich der Kräfte herzustellen und auf diese Weise das wirkliche Arbeitsleben der Partei zu verkörpern.

Bei der Betonung dessen, dass man die Spezialisierung nicht übertreiben soll, halte ich es für notwendig, auch auf die Einrichtung einer regelmäßigen Berichterstattung für diese Arbeits- und Kampforganisation nachdrücklich hinzuweisen. Die Berichterstattung ergibt sich ganz von selbst bei einer Reihe von Organisationen, die auf die zukünftigen Kämpfe eingestellt sind, für den Kurierdienst, Nachrichtendienst, Besorgung illegaler Wohnungen, illegaler Druckereien usw. Bei dieser Arbeit ist die Berichterstattung ziemlich selbstverständlich, leider ist sie nicht selbstverständlich bei einer Reihe anderer Tätigkeitsarten. Es kann z. B. vorkommen, dass Gruppen, die die Versammlungslokale zu besorgen und die Vorbereitungen für die Versammlungen zu treffen haben, in sich verkapselt werden, so dass nur diese Gruppe allein über diese Lokale Bescheid weiß. Das ist ein großer Fehler, und es besteht die Gefahr, dass, wenn solche Kolonnen in Brüche gehen, der ganze Apparat lahmgelegt wird. Die Berichterstattung dieser Gruppen ist daher absolut notwendig. Diese Berichterstattung wird in den Thesen nachdrücklich betont, und wir glauben, dass sie zur ständigen Einrichtung in allen Gruppen wird, damit auf diese Weise die Partei über alles orientiert werde, und sie die Erfahrungen dieser oder jener Gruppe wirklich verwerten kann. Diese Berichterstattung wird auch zur Belehrung neuer Gruppen, in anderen Städten sehr erfolgreich sein. Durch eine solche Berichterstattung wird auch die Aktivierung der Partei ganz außerordentlich gesteigert. Denn, wenn der Zentrale aus den verschiedensten Arbeitsgruppen Berichte über ihre Tätigkeit zufließen, so wird die Parteileitung daraus erst die wirklichen Schlüsse ziehen, wie weit die Aktivität der Partei gesteigert werden kann. Dort, wo keine Berichte eingehen, müssen Änderungen herbeigeführt werden. Durch diese Wechselwirkung wird die wirkliche Aktivierung der Partei vor sich gehen können.

Ich gehe nun zu dem Kapitel „Propaganda und Aktion" über. Da muss ich Ihnen gleich die einleitende Mitteilung machen, dass infolge einer falschen Auslegung, die der erste Satz erfahren hat, wir zu einer Korrektur dieses Textes gekommen sind. Es heißt nun dieser Satz: unsere allgemeinste Aufgabe vor der offenen revolutionären Erhebung ist die revolutionäre Propaganda und Agitation. Als allgemeine Aufgabe der Vorbereitung wird die revolutionäre Propaganda und Agitation bezeichnet. In dem Bericht ist der Abschnitt, der vom Kampfe handelt, zu kurz weggekommen. Diesem Abschnitt über Organisation und Propaganda ist noch ein Abschnitt über die Organisation des politischen Kampfes anzufügen, über den ich nachher zu berichten haben werde. Der Abschnitt über Agitation und Propaganda ist deshalb so ausführlich gehalten, weil es eine Reihe kleinerer Parteien gibt, wie die englische und amerikanische, die hier noch besondere Prinzipien anwenden zu müssen glauben, weil es noch in unserer Partei gewisse syndikalistische Überreste gibt, die immer noch nur an kämpfende Vortruppen denken, und die nicht glauben, dass es notwendig ist, parallel laufend neben den sonstigen Kämpfen auch die Propaganda einhergehen zu lassen. Es muss gesagt werden, dass sogar nach der Revolution die Agitation und Propaganda nicht aufhören dürfen. Die Revolution schaltet Propaganda und Agitation nicht aus, sondern wir wissen, dass in Russland nach der Revolution, nach der Eroberung der politischen Macht, in der Phase der höchsten revolutionären Tätigkeit die Agitation und Propaganda auf das höchste Maß gesteigert worden sind. Nirgends wurde eine größere Agitation, eine umfassendere Propaganda betrieben, als in Russland nach der Eroberung der politischen Macht. Es muss gerade deswegen, weil man hie und da auf die Aktivität in der Form der Einzelkämpfe allzu sehr eingestellt ist, auf die Notwendigkeit der revolutionären Propaganda mit allem Nachdruck hingewiesen werden. Es sind in dem Bericht verschiedene Methoden dieser Agitation geschildert, und ich glaube, ich brauche darüber hier kein weiteres Wort zu verlieren. Wesentlich in der Propaganda ist die direkte Verbindung mit allen Bewegungen, die in der Internationale ausbrechen. Die Propaganda soll an die wirklichen Bedingungen anknüpfen. Dort, wo das Proletariat im Kampfe steht, wo es um die Beseitigung der sozialen Not kämpft, da sollen wir mit der Propaganda heranrücken. Und die Propaganda soll nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten geführt werden. Das Beispiel ist die beste Propaganda. Wenn wir uns als Mitkämpfer bewähren, dann wird man unseren Worten, unseren Ideen den größten Glauben schenken. Wenn wir uns als gute Führer, als gute Strategen bewähren, wird man allen unseren Zeitungsartikeln, unseren theoretischen Auseinandersetzungen am innigsten Glauben schenken. So ist es notwendig, nicht nur die Propaganda mit Worten zu führen, sondern sie auch mit der Tat zu vereinigen, mit dem wirklichen Hineingehen in alle auch die kleinsten Bewegungen der Arbeiter. Auch dafür haben wir eine Reihe ganz einfacher Beispiele angeführt, um ganz deutlich zu zeigen, dass kein Kampf zu klein ist, um die Kommunisten nicht zu veranlassen, sich daran zu beteiligen. Und jede Frage, für die die Arbeiter wirklich zu kämpfen bereit sind, muss die Arbeit der Kommunisten sein. Wenn wir uns so an alle Bewegungen anketten, werden wir unsere Propaganda und Agitation am besten betreiben. Propaganda und Agitation in Verbindung mit Arbeit, mit der Tat, mit dem Kampf sind Dinge, die die Kommunistische Partei wirklich vorwärts bringen können. Diese engsten Verbindungen haben wir mit allem Nachdruck zu betonen. Es kommt darauf an, in diesen Kleinkampf nicht nur die Propaganda hineinzutragen, sondern daraus auch den Nutzen zu ziehen, dass wir die Führung erlangen. Wir haben den festen Willen dazu, diese Führung zu erlangen, und wir können das nur dadurch erreichen, dass wir auch die kleinen Kämpfe führen, dass wir in jedem Kampf, in jeder Bewegung an der Spitze schreiten, dass wir systematisch alle Bewegungen ausnutzen. In den Thesen sind hierfür Beispiele angeführt, und es ist notwendig, dass sie jeder nachliest und sie nicht als leere Worte nimmt, sondern als dringende Gebote für jeden Kommunisten. Es ist dort insbesondere auch die Art des Kampfes, wie er in den Gewerkschaften geführt werden soll, bis in die Einzelheiten angedeutet, so dass aus diesen Andeutungen jedermann praktische Anweisungen für die Überwindung der Gewerkschaftsbürokratie und die jetzige Form der Gewerkschaften finden kann. Diese Vorstöße, die zur Überwindung der Gewerkschaftsbürokratie, zur Beseitigung der jetzt führenden Schicht gemacht werden sollen, das ist ja das Ziel unserer Propaganda und Agitation. Diese Vorstöße müssen ganz planmäßig und systematisch durchgeführt werden, nicht um mit gelegentlichen einzelnen Vorstößen, sozusagen die anderen zu ärgern, zu zwiebeln, zur Verzweiflung zu bringen.

Nur wenn diese Zweckmäßigkeit einheitlich ausgebildet wird, werden wir von der Propaganda zur wirklichen Führung des Proletariats übergehen können. Notwendig ist noch zu betonen, dass es in manchen Ländern, wie insbesondere in den Gebieten, wo die Partei illegal arbeiten muss, angebracht ist, Organisationen zu schaffen, die als sogenannte sympathisierende Organisationen die Propaganda und Agitation der Kommunistischen Partei weiter zu tragen erlauben. Denn solche Organisationen gibt es in verschiedenen Ländern. Wenn sie nicht bestehen, soll man versuchen, aus den Reihen der anders Organisierten oder nicht Organisierten unter mehr oder weniger kommunistischer Führung solche Organe zu gründen, die uns die Möglichkeit geben, mit unserer Organisation wirklich in die breiteren Massen hineinzugehen. In den Organisationen, die bisher nur unterirdisch arbeiten konnten, wird dieser Vorschlag wirklich die Möglichkeit der Verbindung mit den breiteren Massen schaffen.

Wir machen diese Organisation ganz dringend auf ihre besondere Aufgabe aufmerksam, die Verbindung mit den Massen um jeden Preis zu finden. Um an die Massen heranzukommen, muss jedes organisatorische Mittel, jede Art der Propaganda unter diesen Massen recht sein. Die Frauen und die Jugendorganisationen müssen, da sie ja mitunter abseits von den eigentlichen legalen Organisationen eine besondere Aufgabe ermöglichen, dabei sehr wertvolle Dienste leisten. Wir haben ja solcher Beispiele, wie die Jugendorganisation als Vortrupp für die Partei gewirkt hat, schon eine ganze Reihe, überall da, wo man aus der Illegalität heraus sich eine breitere Möglichkeit schaffen will, diese Möglichkeiten auch wirklich organisatorisch und propagandistisch auszunutzen. Die Propaganda muss aber auch in die Kreise der halbproletarischen Schichten getragen werden, in die Kreise der Bauern, des Mittelstandes, der Angestellten usw. Die Propaganda unter diesen Schichten ist deswegen von so großer Notwendigkeit, weil wir zwar noch nicht darauf rechnen können, sie für die Eroberung der politischen Macht als Kerntrupp zu gewinnen, aber den Schrecken vor dem Kommunismus können wir ihnen rauben. Das Schreckgespenst des Kommunismus, das in den Augen dieser Mittelschichten besteht, können wir vernichten. Darauf muss die Propaganda ganz besonders eingestellt sein. Haben wir sie erst von dieser Idee des Schreckgespenstes befreit, sie bis zu einem gewissen Grade neutralisiert, dann wird es in kritischen Situationen viel leichter möglich sein, unsere großen entscheidenden Kämpfe zu führen, ohne dass wir mit dem Widerstand dieser Kreise besonders rechnen, ohne dass wir überhaupt auf sie Rücksicht zu nehmen brauchen. Diese halbproletarischen Schichten finden wir besonders auf dem Lande. Die Notwendigkeit der Neutralität und Gewinnung eines gewissen Zutrauens der Landbevölkerung ist von dieser Stelle aus schon verschiedentlich erwähnt worden. Ich brauche nur daran zu erinnern, dass die Organisationen ihre Propaganda systematisch in diese Kreise bringen sollen. Die Organisationen müssen sich an die Landarbeiter wenden, aber auch an die kleinen Bauern, um sie für die Ideen des Kommunismus wenigstens empfänglich zu machen. Wir müssen aber auch organisatorisch das Notwendige tun, um an sie heranzukommen. Es genügt nicht, ein Blatt zu haben, das auf dem Organisationsbüro liegen bleibt, sondern das Blatt muss auch wirklich in die Häuser der Landbevölkerung getragen werden. Diese Landagitation ist sehr mühevoll und unter Umständen auch gefährlich. Die Junker verstehen es meisterhaft, die Landbevölkerung gegen uns aufzuhetzen. Trotz dieser Gefahr müssen wir an diese Schichten heran, weil wir in den Zeiten der Machteroberung und nach der Machteroberung nicht ihren bewussten Widerstand haben dürfen. Wir müssen bis dahin Bresche in sie hineingelegt haben. Deshalb muss eine Organisation bestehen, die in diese Landorte die Propaganda trägt. Das kann geschehen, erstens, indem die Stadtbezirke, die Kräfteüberschuss haben, Ortschaften zugeteilt erhalten, in welche sie die Flugblätter usw., die die Kommunistische Partei herausgibt, tragen. Oder es kann dadurch geschehen, dass Organisationen, die wir schon auf dem Lande haben, Nachbardörfer mit bearbeiten. Radfahrer oder Sportgruppen und Jugendvereine kann man zu dieser Propaganda mit heranziehen und dafür sorgen, dass der kommunistische Geist auch in die Landgemeinden getragen und es verhindert wird, dass sich dort ein dumpfer Wall gegen den Kommunismus aufbaut. Diesen Wall zu zerstören, ist eine der wichtigsten Aufgaben vor der Eroberung der politischen Macht, damit wir dann nicht vor den Toren der großen Städte überall die Vendée haben, aus der sich die Truppen der Konterrevolution rekrutieren können.

Ein nicht minder wichtiges Gebiet ist die Propaganda unter den Soldaten, insbesondere dort, wo es noch stehende Heere gibt. Darüber ausführlich zu sprechen, ist kaum angebracht. Man muss unbedingt dafür in den einzelnen Ländern besondere Informationsstellen einrichten, die dafür sorgen, dass mit aller Schärfe und Sorgfalt das herausgearbeitet wird, was geeignet ist, aufklärend unter den Soldaten zu wirken. Die Arbeit zu schablonisieren oder allgemeine Wege zu zeigen, ist unnütz, es hängt von den besonderen Umständen jedes einzelnes Landes ab. Nur ein Allgemeines muss ich noch erwähnen. Man muss in die Armee die Differenz, den Gegensatz zwischen Offizieren und Mannschaften hineintragen. Man muss den Mannschaften klarmachen, wie die Offiziere über sie hervorgehoben werden, nicht nur durch die äußeren Abzeichen, sondern auch durch die wirtschaftliche Position. Wie auf der einen Seite das Leben der Offiziere glänzend und gesichert ist, wie aber auf der anderen Seite die Zukunft des einfachen Soldaten absolut hoffnungslos ist. Dass er nach seiner militärischen Entlassung nichts weiter tun als für andere arbeiten muss und keine Aussicht vorhanden ist, diesen Klassengegensatz zu überwinden. Immer wieder Betonung des Klassengegensatzes im Militarismus, das ist das beste Mittel der Zersetzung der militärischen Klasse. Wo es nur angeht, soll dieser Klassengegensatz in die Reihen des Militärs hineingetragen werden. Ich glaube auch, dass dies bei den bewaffneten Banden, den Freischärlern auch möglich ist, weil sich die Korruption bei diesen Freischärlerbanden in der kapitalistischen Zeit gar nicht aufhalten lässt, man muss dort immer den Gegensatz hervorkehren und Zersetzung hineintragen. Nur diese allgemeinen Prinzipien wollte ich kurz betonen.

Ich gehe zu dem Kapitel über die Parteipresse über. Ich glaube, dass ich hierüber sehr wenig zu sagen brauche. Das Kapitel ist ausführlich gehalten, aus ganz besonderen Gesichtspunkten wurde darüber eingehend geschrieben, weil die leitenden Genossen in Russland der Überzeugung sind, dass das beste Mittel zur Organisierung breiter Massen der Bevölkerung zum Kommunismus die Presse ist. Und um die Propaganda für die Presse in den Vordergrund zu schieben, wurde dieses Kapitel bis in alle Einzelheiten aufs Klarste ausgearbeitet. Es soll sich nächstes Jahr keine Partei darüber beschweren können, dass sie eine niedrige Abonnentenzahl hat, dass sie nicht gewusst hat, wie man Zeitungen auf die Höhe bringt. Es wird vor dem nächsten Kongress keine solche Ausrede gelten, keine Partei wird sagen können, dass sie nicht gewusst habe, wie sie die Zeitungen an die Masse bringt. In aller Ausführlichkeit ist geschildert, wie die Presse ein Kampforgan wird, wie sie durch die regelmäßige Mitarbeit der Einzelnen wirklich zu einem lebendigen Organismus im Rahmen der Partei wird. Ich weise darauf mit allem Nachdruck hin und bemerke, dass diese Kapitel geschrieben sind, um den Genossen jede Ausrede für die Rückständigkeit der Presse in ihrem Lande aus den Händen zu nehmen. Die Genossen sollen sich auf dem wichtigsten Gebiete keine Unterlassungssünden zuschulden kommen lassen.

Ich komme jetzt zum Thema der allgemeinen Struktur des Parteiorganismus. Oder nein, ich muss an dieser Stelle, nachdem ich die Agitation und Propaganda behandelt habe, zu dem Kapitel übergehen, das wir noch einfügen wollen, dem Kapitel über die politischen Kämpfe. Wir haben es für notwendig gehalten, dieses Kapitel einzufügen, weil es möglich ist, über die Organisation von Bewegungen, der kleinsten und größten Aktionen gewisse Leitsätze aufzustellen. Trotz der Verschiedenheit der Situationen sind doch einige allgemeine Anweisungen notwendig. In Verbindung mit der Arbeitspflicht leiten wir die Darlegungen über die Organisation der politischen Kämpfe damit ein: für die Kommunistische Partei gibt es keine Zeit, in der nicht große Bewegungen möglich sein könnten. In jeder Situation gibt es verschiedene Methoden, um doch politisch aktiv zu werden. Es kommt darauf an, die Fähigkeit der Ausnutzung ökonomischer und politischer Situationen so zu steigern, dass sie sich zu einer Kunst der Strategie und Taktik entwickelt. Nach den objektiven Möglichkeiten werden die Methoden und Mittel verschieden sein. Man muss sie klug auswählen. Aber wo der entschlossene Wille zur lebendigen Aktivität vorhanden ist und die Partei mit Berechnung klug und vorsichtig arbeitet, wird es möglich sein, die geeigneten Mittel für die Aktionen zu gewinnen. Wichtig ist, dass jede Sektion der Internationale sorgfältig beobachtet, was in den Nachbarländern vorgeht, um aus den Aktionen der anderen Sektionen zu lernen, um die gemeinsamen Erfahrungen für Aktivierung der eigenen Aktionen zweckmäßig zu verwerten. Auf diesem Gebiete geschieht bisher so gut wie gar nichts.

Schwache Parteien, die noch nicht über einen genügenden Stamm von Funktionären verfügen, können doch anknüpfend an die ökonomischen und politischen Ereignisse eine revolutionäre Propaganda entwickeln, die die allgemeinen Losungen der Kommunisten den Arbeitern verständlich macht. Dazu sind die Verbindungen auszunutzen, die man in den Betrieben, den Gewerkschaften, durch die Zellen, durch Arbeitsgruppen hat. Überall, wo man solche Zellen hat, und sich Hauptorte der Bewegung herauskristallisieren, haben wir mit Versammlungen einzugreifen, um die Losungen der Partei in die Massen zu werfen. Wo es nicht möglich ist, eigene Versammlungen einzuberufen, hilft es, gegnerische Versammlungen auszunutzen. Auch diese müssen organisiert werden, damit keine Blamage, sondern ein Gewinn für unsere Propaganda herauskommt. Wenn Aussicht besteht, in solcher radikalen Propaganda die Massen für unsere Losungen zu gewinnen, soll man diese Losungen geschickt zusammenfassen und darauf hinwirken, dass gleichmäßig übereinstimmende Losungen, wenigstens dem Sinne nach übereinstimmende, in einer großen Zahl von Versammlungen gestellt und angenommen werden, oder wenigstens große Minderheiten dafür gewinnen. Das wird den geistigen Einfluss der Partei auf die Massen wirklich zum Ausdruck bringen. Wir werden den steigenden Einfluss auch zur Verstärkung unserer Reihen verwerten können und werden auf die Proletarierschichten einwirken, indem sie eine Gemeinsamkeit fühlen. Sie sehen die neue Führung in dieser Idee. Sie begreifen, dass hier etwas kommt, was für sie kämpfen will, und sie werden dadurch in ihrem Kampfeswillen und Kampfesgeiste gestärkt. Allgemein müssen die Gruppen, die diese Versammlungen vorbereiten und aktiv in ihnen auftreten, nach den Versammlungen zusammenkommen, um die Lehren zu ziehen. Es sollen auch Berichte an die leitenden Parteikomitees gegeben werden, damit die allgemeinen Lehren gezogen werden können. Da solche Propagandaaktionen durch Plakate, Handzetteln usw. unterstützt werden, kommt es darauf an, dass Kolonnen organisiert werden müssen, die es verstehen, diese Arbeit durchzuführen, vor den Betrieben, den Bahnhöfen, den Arbeitsnachweisen soll die Handzettelverbreitung vor sich gehen.

Es hat sich in manchen Bezirken bewährt, dass man solche Genossen ausfindig gemacht hat, die es verstehen, solche Handzettelverteilung mit schlagfertigen Diskussionen zu verbinden, die Diskussionen werden dann in der sich fortbewegenden Arbeitermasse fortgesetzt und auf diese Weise wird die Propaganda auch selbsttätig weiter in die Betriebe getragen. Diese gesteigerte Propaganda muss natürlich parallel mit der gleichmäßig gesteigerten Tätigkeit in den Gewerkschafts- und Betriebsversammlungen laufen. Die Genossen müssen nötigenfalls auch solche Versammlungen in den Betrieben und Gewerkschaften organisieren und müssen darauf achten, dass Redner zur Verfügung stehen, die ihre Tätigkeit unterstützen. Die Zeitungen unserer Partei müssen tagtäglich immer wieder die Ideen der besonderen Aktionen propagieren, sie müssen ihre besten Argumente und den größten Teil ihres Raumes für solche Aktionen zur Verfügung stellen, wie überhaupt der ganze Organisationsapparat diese Generalidee, die die Partei durchzusetzen bestrebt ist, mitvorantragen muss. Es kommt darauf an, dass die Parteien lernen, einen Gedanken, der in die Masse getragen wird, auch wirklich für längere Zeit, für Wochen, wenn es notwendig ist, für Monate, lebendig zu erhalten, damit das Proletariat von dieser Propaganda wirklich erleuchtet würde und begreifen, worum es sich handelt.

Kleine Parteien können noch andere Möglichkeiten der Aktivität haben, wenn sie es verstehen, ihre historische Mission wirklich zu erkennen. Sie sollen ja als nächstes Ziel haben, die Eroberung der führenden Rolle in dem Proletariat für die Partei zu erreichen. Deswegen ist es notwendig, sich zu überlegen, ob es nicht angebracht ist, aus der Phase der Propaganda zu Demonstrations-Aktionen überzugehen. Solche Demonstrations-Aktionen können sowohl von legalen als auch illegalen Parteien durchgeführt werden. Man braucht nur an das leuchtende Beispiel des Spartakusbundes und der linken USPD zu erinnern, die während des Krieges in Deutschland trotz schwerster Gefahren Aktionen unter dem Ruf: Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung! führten. Wir brauchen nur an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu erinnern, die die Opfer dieser Propaganda geworden sind. Ein anderes Beispiel ist die Arbeit der kleinen sozialistischen Gruppe in England, die in der „Hands off Russia" Bewegung gezeigt hat, dass man durch immer erneutes Demonstrieren für eine Idee schließlich doch die Allgemeinheit für dieselbe interessieren kann. Ebenso hat die Polnische Kommunistische Partei versucht, während des letzten polnisch-russischen Krieges wirklich durch eine umfassende Propagandaaktion die Sowjetidee und die Idee des Friedens mit Russland für Wochen und Monate immer auf der Tagesordnung zu halten, dafür zu sorgen, dass doch schließlich einmal diese Idee zum Durchbruch kam. Kritisch kann man bemerken, dass auch für die französische Partei diese Gelegenheit bestanden hätte, wenn die ganze Partei auf diese Aktionen konzentriert gewesen wäre. Sie hätte eine solche Gelegenheit gehabt bei der Mobilmachung, die gegen Deutschland gerichtet war. Es war nur eine Gelegenheit, wo nicht die genügenden Vorbereitungen vorhanden waren, wo die Demonstrationen zu spät einsetzten und infolgedessen auch nicht ganz zur Auswirkung kamen. Wie neuerdings die Meldungen aus Italien besagen, ist dort die Stimmung gegenüber den Faschisten bereits so weit, dass unsere Partei in Verbindung mit anderen Parteien eine sehr aktive Tätigkeit durch Demonstrationen einleiten kann. Riesendemonstrationen haben bereits stattgefunden. Es scheint die Zeit gekommen zu sein, wo der Geist der Faschisten doch so heftig mit dem aktiven Gedankengang der Arbeiter zusammenprallt, dass sie sich jetzt auflehnen und sich in Massenaktionen gegen die faschistischen Strömungen wenden. Ich glaube, dass die Italienische Partei vor einer solchen Bewegung steht, die auszunutzen ihr die Möglichkeit gibt, die führende Rolle zu übernehmen und das Proletariat sehr weit vorauszubringen. Die Länder, wo die Erfahrungen der Aktion nach rechts gegangen sind, können doch einiges über die Demonstrationsaktionen mit auf den Weg geben. Demonstrationsaktionen erfordern zunächst eines: eine sehr bewegliche und aufopfernde Führung. Ist in einer solchen Bewegung eine Führung vorhanden, die es versteht, das abgegrenzte Ziel dieser Aktion, dieser Demonstration wirklich fest im Auge zu haben, die in der Lage ist, jeden Augenblick die wechselnden Situationen zu übersehen, dann ist es notwendig, über die Formen dieser Bewegung sich klar zu werden, jede Situation zu prüfen, womit in diesen Demonstrationen die Bewegung gesteigert werden kann, um zu überlegen, ob nicht die Zeit gekommen ist, dass diese Demonstrationsaktion zu großen Aktionen verbreitert werden kann. Die Friedensdemonstrationen während des Krieges haben klar gezeigt, dass die Niederwerfung solcher Demonstrationen durchaus nicht naturnotwendig ist, dass die Niederwerfung solcher Aktionen keineswegs schon den Zusammenbruch der ganzen Demonstrationsaktion herbeiführen muss. Selbst wenn solche Demonstrationen Opfer fordern, kann und wird es Situationen geben, wo das Abstoppen solcher Demonstrationen nicht zulässig ist. Selbst bei der Gefahr solcher Opfer müssen solche Kundgebungen immer wieder erneuert werden, wobei eine gute organisatorische Vorbereitung nicht nur die Wirksamkeit steigern, sondern auch die Zahl der Opfer vermindern wird.

Neben der Opferbereitschaft der Proletarier erblicken wir in der guten Organisation, in der wirklich straffen Durchführung einer Demonstration die Sicherung ihrer Wirksamkeit. Es kommt darauf an, dass man lernt, solche Aktionen wirklich diszipliniert und gut organisiert durchzuführen. Straßendemonstrationen stützen sich nach den eigenen Erfahrungen am besten auf die größeren Betriebe. Gewiss können auch große Kundgebungen an Feiertagen von den Wohnbezirken aus mit Fahnen gleichsam als Parade veranstaltet werden. Solche Demonstrationen haben aber gewöhnlich keine revolutionäre Wirkung, sondern einen gewissen demonstrativen festlichen Charakter, einen gewissen Propagandacharakter. Aber soll wirklich eine revolutionäre Wirkung erzielt werden, so ist es notwendig, die Arbeiter direkt aus den Betrieben heraus für diese Kundgebung zu mobilisieren. Dabei haben die Zellen und Fraktionen außerordentlich wichtige Vorbereitungen zu treffen. Nachdem die planmäßigen Vorbesprechungen erfolgt sind und eine einheitliche Stimmung hergestellt ist, die absolut unerlässlich ist, um solche Aktionen durchzuführen, dann kann man es wagen, einen Schritt vorwärts zu gehen. Aber diese einheitliche Stimmung in den Betrieben muss durch die Organisation, durch die Zellen und Fraktionen einigermaßen gesichert werden, damit wir nicht als lose, von verschiedenen Ideen beseelte Massen auf die Straße gehen, sondern als eine Gruppe der Proletarier, die wohl weiß, wofür sie demonstriert. Um ein festes Gerippe für solche Demonstrationen zu besitzen, muss ein System der Betriebsvertrauensleute, der Leiter der Zellen festgestellt werden, zugleich mit der politischen Leitung. Wird die Zeit für solche Demonstrationen für reif befunden, dann müssen die verantwortlichen Führer der Arbeiter, die leitenden Funktionäre mit den Betriebsvertrauensleuten zusammentreten, um alle Einzelheiten der Aktion durchzusprechen, um dann nach solchen genauen Vorbesprechungen am nächsten Tag wirklich die Demonstration einheitlich geschlossen, gut organisiert, diszipliniert durchzuführen. Aber auch an dem Tag der Demonstrationen braucht man ein gutes Instrument, das den Abmarsch bis zur Auflösung, das Rückgrat der Demonstration bildet und überall zur Stelle ist. Nur auf diese Weise kann die Demonstration mit den geringsten Opfern, aber mit dem größten Effekt durchgeführt werden. Das Studium der Erfahrungen aus dieser Aktion wird dann in der Gruppe der Funktionäre und Betriebsräte der Fraktionen kritisiert werden müssen, damit die Voraussetzungen für die Erneuerung und Verstärkung solcher Demonstrationen wirklich geschaffen werden, damit die Steigerung solcher Aktionen zu revolutionären Massenaktionen möglich wird. Es gibt auch andere Möglichkeiten der Aktionen für die Aktivisierung der Massen. Man hat stets die Aufgabe in allen Bewegungen der Arbeiterschaft, sich wirklich als Führer des Proletariats zu erweisen. Man muss alles daran setzen, den Einfluss der sozialverräterischen Führer zu überwinden und diese Leute beiseite zu drängen. Ist eine Stagnation vorhanden, muss man diese Stagnation in der politischen und ökonomischen Lage zu überwinden trachten, indem man andere Mittel der Agitation anwendet, wie z. B. die VKPD im Vorjahre durch den „Offenen Brief". Diese Fragen hier ausführlich zu besprechen, halte ich wohl für überflüssig.

Sie werden nachlesen können, wie man durch die Betriebsfraktionen, Gewerkschaftsfunktionäre, Heranziehung der Zeitungen, der Parlamentsfraktionen die Idee, die dieser Aktion zugrunde liegt, wirksam dargestellt zum Ausdruck bringen muss. Die Organisation muss beweisen, dass sie eine Sache, wenn sie einmal von ihr geschrieben hat, nicht schon für erledigt hält; sie muss beweisen, dass sie imstande ist, wenn sie von der Güte ihrer Aktion überzeugt ist, diese auch wirklich auf Wochen und Monate durchzuführen und zu steigern. Aber es darf nicht der Fehler gemacht werden, nachdem man etwa in zahlreichen Versammlungen, durch Stimmungsmache in den Zeitungen, durch Redner in den Parlamenten, Zustimmungen für diese Form, wie den „Offenen Brief" erreicht hat, dass man dann diese Aktion nicht fortführt, sondern erlahmen lässt.

Dieses Erlahmen in der Aktion ist der schwerste Fehler, den die Organisationen machen können. Wenn sie eine Aktion nicht tragen, nicht durchführen können, dann sollen sie sie gar nicht erst anfangen, sondern sich mit weniger bescheiden, sollen sich mit organisatorischer Festigung begnügen. Ist es so gelungen, in einem gewissen Wirtschaftsgebiet, in dem unsere Partei über unsere besten Organisationen verfügt, wo sie die zahlreichste Zustimmung zu ihren Forderungen gefunden hat, eine gewisse Führung zu erreichen, so muss der organisatorische Druck propagandistisch ausgenutzt werden, innerhalb der Gewerkschaften usw. die führende Rolle der Partei auch zur Anerkennung zu bringen. Es muss dann unseren Genossen gelingen, solche örtliche Körperschaften, die sich für unsere Forderungen erklären, zu Konferenzen zusammenzufassen, in denen wiederum die gemeinsamen Forderungen zur Anerkennung zu bringen sind. Es ist dann notwendig, neben diesen Beschlüssen auch die wirklichen Bewegungen zu konzentrieren, dafür zu sorgen, dass alle, die sich an diesen Aktionen beteiligen, alles daran setzen, die Bewegungen, die etwa schon im Gange sind oder ausbrechen könnten, zusammenzuführen, dass sie eine einheitliche Bewegung werden. In dieser wird dann die kommunistische Führung eine neue Kraftkonzentrierung herbeiführen, die ihrerseits auf die sozialverräterischen Führer einwirken wird. Denn gegenüber solchen einheitlich geführten Kämpfen können diese Führer nicht mehr ausweichen, müssen sie Farbe bekennen, klar sagen, was sie wollen. Und gelingt es nicht, sie wirklich vor den Karren zu spannen, so gilt es, sie zu entlarven, nicht nur politisch, auch praktisch organisatorisch zu enthüllen, dass sie nicht gewillt sind, gemeinsame Kampfbewegungen des Proletariats überhaupt zu führen. Es gilt dann selbständig aufzutreten. Aber muss eine kommunistische Partei den Versuch unternehmen, die Massenführung an sich zu reißen, in einer Zeit schwerer Erschütterung, ökonomischer und politischer Zuspitzung, so wird sie andere Methoden anwenden müssen, als die der bloßen Propaganda. Sie kann sogar davon absehen, noch irgendwelche besonderen Losungen und Forderungen aufzustellen. Sie wird sich in solchen Zeiten, in denen die Bewegungen im Wachsen sind und förmlich zu Explosionen drängen, mit öffentlichen Aufrufen an die Proletarier, die der Verelendung nahe stehen und deswegen zu Aktionen drängen, wenden müssen, an die organisierten Proletarier, die die Führung solcher Kämpfe durchweg in Händen haben, wenden müssen, um ihnen zu zeigen, dass es kein Ausweichen in diesen Kämpfen mehr geben kann. Dass die Führung dieser Kämpfe aber nicht in den Händen der Sozialverräter bleiben darf, sondern dass man jetzt eine kampfbereite, entschlossene Führung braucht, und dass die Kommunisten kampfbereit genug sind, um diese kleinen Kämpfe des Proletariats zu führen, diese kleinen Kämpfe zu großen politischen Kämpfen zusammenzufassen. Es gilt in diesen Kämpfen zu beweisen, dass trotz der Untergrabung der letzten Lebensmöglichkeiten des Proletariats die alten Organisationen diesen Kampf zu vermeiden und zu verhindern suchen. Die Betriebs- und Gewerkschaftsorganisationen müssen unter ständiger Berufung auf die Kampfbereitschaft der kommunistischen Arbeiterschaft in Versammlungen klarmachen, dass es kein Ausweichen mehr geben darf, und wenn keine andere Partei die Führung übernehmen will, die Kommunistische Partei die einzige ist, die noch den Ausweg aus dieser Verelendung zeigt. Die Hauptsache aber ist die Vereinheitlichung der aus der Situation geborenen Kämpfe. Die Zellen und Fraktionen der in solche Bewegung gezogenen Berufe und Betriebe müssen nicht nur in engster organisatorischer Fühlung sich halten, sondern auch zu den Bezirkskommissionen und Zentralen Beziehungen aufrechterhalten. Und diese müssen sich verpflichtet halten, in alle Gebiete, wo Bewegungen stattfinden, besondere Beauftragte zu schicken, die nunmehr versuchen, die Führung in diesen Bezirken an sich zu reißen und dafür zu sorgen, dass der Einheitsgedanke, der diesen Kämpfen zugrunde liegt, auch wirklich herausgearbeitet wird, damit alle Arbeiter diesen einheitlichen Charakter erkennen und schließlich den politischen Charakter dieser Kämpfe auch herausfühlen.

Im Laufe der Verallgemeinerung solcher Kämpfe wird es notwendig sein, sich einheitliche Organe der Kampfführung zu schaffen. Bei dem vorzeitigen Versagen der bürokratischen Streikleitungen der Gewerkschaften ist rechtzeitig auf eine Neuwahl zu drängen, wobei versucht werden soll, die Streikleitung mit Kommunisten zu besetzen. Ist es bereits gelungen, mehrere Lohnbewegungen zu kombinieren, mehrere politische Erhebungen mit diesen Bewegungen zu verbinden, z.- B. Truppentransporte zu verhindern, so ist es notwendig eine gemeinsame Aktionsleitung einzusetzen, die nach Möglichkeit aus Kommunisten bestehen muss, die die Führung haben sollen. Auf diesem Wege können Gewerkschaftsfraktionen, Betriebsräte, Betriebsrätevollversammlungen solche gemeinsamen Aktionen liefern, die den Kern, die Grundlage für die kommunistische Führung darstellen, die die notwendigen Vorbereitungen treffen soll.

Nimmt aber die Bewegung den erwünschten politischen Charakter an, indem sich Unternehmerorganisationen einmischen oder behördliche Organisationen eingreifen, dann ist es notwendig, die Propaganda für die politischen Arbeiterräte mit der notwendigen Rücksichtslosigkeit auch ohne Gewerkschaften durchzusetzen. In dieser Weise organisierte Teilaktionen können bei vorsichtiger, intensiver, abwägender Arbeit den Kommunisten in weiten Bezirken die Führung des Proletariats bringen und sie zu größeren Kämpfen befähigen. Bereits gekräftigte Parteien, insbesondere die Massenparteien, sollen aber auch auf entscheidende politische Massenaktionen durch besondere organisatorische Maßnahmen eingestellt sein. Bei Massenaktionen, Teilaktionen usw. ist ständig daran zu denken, dass die Erfahrungen dieser Bewegungen für eine immer festere Verbindung mit den breiteren Massen nachdrücklich ausgenutzt werden müssen. Die Verbindung mit den

Massen ist die Hauptsache. In den Betriebskonferenzen müssen die verantwortlichen Parteileiter mit den Betriebsvertrauensleuten, mit den Betriebsfraktionen, Gewerkschaftsfraktionen immer erneut die Erfahrungen der Massenaktionen besprechen, um ihr Verhältnis zu diesen Betriebsvertrauensleuten immer fester zu gestalten. Ein enges Vertrauensverhältnis der leitenden Funktionäre zu den Betriebsvertrauensleuten ist organisatorisch die beste Gewähr dafür, politische Massenaktionen nicht vorzeitig und immer nur in dem Umfange einzuleiten, wie die Umstände unter dem jeweiligen Einfluss der Partei es ermöglichen. Gestützt auf ein solches Netz bewährter Vertrauensleute in den Betrieben, hat eine ganze Reihe von Organisationen erfolgreiche Bewegungen geführt. Sehen wir uns die Revolution der Russen an, so wissen wir, dass in Petersburg durch ein solches Netz von Betriebsfraktionen, Betriebsvertrauensleuten und Zellen, die ganz eng mit der Leitung verbunden waren, die entscheidenden Kämpfe geführt wurden. Aber auch für Deutschland können wir sagen, dass die letzten entscheidenden Kämpfe im letzten Generalstreik vor Beendigung des Krieges 1917, in Mitteldeutschland, im Frühjahr in Berlin, im Winter 1918 in Berlin, die Novemberrevolution und die nachfolgenden Märzkämpfe ganz besonders nur deswegen ausgeführt und durchgeführt werden konnten, weil mehr und mehr sich ein festes Netz von Betriebsvertrauensleuten herausgebildet hat, der in engster Verbindung mit den politischen Leitern stand. Diese, die sich mit den Betriebsvertrauensleuten verbündet hatten, hatten den größten Einfluss auf die Massen. Ich erinnere wiederum daran, dass unter zahlreichen anderen Karl Liebknecht es war, der die engste Verbindung mit den Obleuten der Betriebe immer suchte. So sollen alle Parteien daran gehen, mit der größten Energie diese Verbindung durch die Betriebsvertrauensleute mit den Betrieben herzustellen. Größte Beweglichkeit wird dadurch garantiert. Wir haben in Deutschland gesehen, dass gerade durch diese sehr vollkommene organisatorische Verbindung, die nichts Mechanisches an sich hatte, sondern ganz aus der Bewegung hervorwuchs, die Betriebsvertrauensleute es waren, die imstande waren, die Massen in den notwendigen bewaffneten Kämpfen selbst voranzuführen. Im vorigen Jahre ist in Italien, kann man kritisch sagen, die Bewegung, die zweifellos eine revolutionäre war und in der Betriebsbesetzung ihren stärksten Ausdruck fand, durch den Verrat der Gewerkschaftsbürokratie und durch die nicht genügende Führung der Partei zugrunde gegangen. Aber man muss andererseits sagen, dass einer der Hauptgründe des Zusammenbruches der Bewegung war, dass man die Betriebe besetzte, ohne daran zu denken, durch Betriebsvertrauensleute eine intime Verbindungen mit allen Betrieben und der politischen Führung herzustellen. Also auch dort wäre durch ein wirkliches ausgiebiges Vertrauensmännersystem es möglich gewesen, die Aktivität weiterzuführen, zu einer wirklichen revolutionären Massenbewegung voranzutreiben, wenn zwischen diesen Gruppen die enge Verbindung bestanden hätte. Ich glaube auch, dass die Ausnutzung der großen englischen Bergarbeiterbbewegung möglich gewesen wäre, wenn die Englische Partei imstande gewesen wäre, durch die Betriebsvertrauensleute bei allen Belegschaften die engste Verbindung mit den Massen herzustellen.

Wir sehen, wie notwendig es ist, wegen der Ausnutzung der Situation ein solches wirklich aktives Netz von Betriebsvertrauensleuten, -fraktionen usw. zu bilden, die das Rückgrat aller wirklichen Aktivität der Parteien sind.

Durch solche Betriebsvertrauensleute und -fraktionen wird man nicht nur die Gesamtpartei aktiver machen können und sie befähigen, die Aktionen auszuführen, sondern auch die Arbeitermassen dadurch, dass sie eine Führung sehen, im Vertrauen zu dieser Führung stärken. Man wird sie dazu führen, dass sie gerade dieser Führung, die sich in enger Fühlung mit den Betrieben zeigt, das größte Vertrauen entgegenbringen.

Ich komme zu dem Kapitel über die Struktur des Parteiorganismus. Man kann es allgemein, so wie das Kapitel über die Presse, kürzer fassen, obwohl Sie verlangen könnten, dass man im Einzelnen über den Aufbau der Partei reden sollte. Aber wir reden nicht vom Aufbau des Parteiapparats, sondern von der Bewegung, von der Formierung unserer Truppen und unserer Gruppen. Wir können uns begnügen, über das Gerippe des Parteiapparats allgemeine Anweisungen zu geben, die sich bewährt haben. Auch hier soll man daran denken, dass die Organisation nur dann wirken kann, wenn sie sich von den Kraftzentren, von den Hauptstädten und Industriezentren ausbreitet. Es wäre falsch, wenn man jetzt von Moskau zurückkehren würde und sagen würde, dass man ein Netz von Organisationen über das ganze Land ziehen müsse; denn das würde dann unter Umständen so schwach werden, dass man die Kräfte nicht ausnützen könnte. Viel wichtiger ist es, für die Hauptstädte und Industriezentren, wo die Masse vorhanden ist, wo die Organisation wirklich von Bedeutung sein kann, Organisationen aufzubauen. Hat man in den großen Orten eine Organisation gefestigt, dann soll von den Zentren aus mit den überschüssigen Kräften das Netz der Organisation über die Umgebung ausgebreitet werden, aber immer nur so, dass erst, wenn an den einzelnen Orten ein Stamm vorhanden ist, die Ortsgruppen und neue Distrikte gebildet werden. Dadurch wird die Gewähr für die Leistungsfähigkeit der Organisation gegeben. Nicht die Partei hat die beste Organisation, die die meisten Ortsgruppen hat, sondern vielmehr diejenige, die viele leistungsfähige, starke Ortsgruppen hat, und auch nur dann, wenn sich diese Leistungsfähigkeit im Charakter der politischen Propaganda und Aktivität zeigt. Bei dem Ausbau der Organisation wird man oft mehr komplizierte Situationen vorfinden, vielleicht eine Häufung von großen Städten. Unter Umständen wird man sich auch auf die ländlichen Organisationen stützen müssen.

Wichtig ist noch, die Verbindung zwischen den Bezirken und den Leitungen in beweglicher Form herzustellen. Es ist dabei nicht nötig, eine hierarchische Konstruktion von Ortsgruppen, Kreisen, Bezirken, Oberbezirken und der Zentrale herauszustellen. Das könnte eine schwere Gefahr für die politische Beweglichkeit der Partei sein. Es kommt darauf an, alle Kraftzentren der Partei in lebendige Fühlung mit der Zentrale zu bringen, indem man das Land in Bezirke aufteilt, da, wo eine Reihe von Städten sich häuft, selbständige Bezirke schafft, die auch direkt Informationen von der Partei erhalten. Überhaupt ist die gegenseitige Information und Instruktion eine wichtige Aufgabe, die der organisatorische Apparat zu erfüllen hat. Es ist richtig, was Bela Kun darüber in seiner Broschüre sagt:

Es hat überhaupt in der Partei gefehlt die politische Korrespondenz und die ständige, unmittelbare und systematische mündliche Instruktion. Die natürliche Grundlage der Instruktion ist der systematische Informationsdienst."

Ein solcher gründlicher systematischer Informationsdienst, der das Leben ausmacht, muss die Partei vor Schablonisierung und Bürokratisierung schützen. Bela Kun sagt an anderer Stelle:

Nur ein solcher mechanisch gewordener, aber von den Schäden einer jeden Schablonisierung reiner Informationsdienst ermöglicht eine solche Informationstätigkeit, die die Arbeit der Partei völlig vereinheitlicht und eine wirkliche und feste Zentralisation schafft."

Durch diese laufende, regelmäßige, gute Information wird am besten neben der Arbeitspflicht der Bürokratismus überwunden.

Wir geben in unseren Leitsätzen über die Struktur auch noch eine Reihe von Anweisungen, wie der Aufbau der Parteizentrale geschehen soll, damit er beweglich ist. Ich möchte allen Parteien diesen Absatz 40 in Erinnerung rufen. Wir verweisen da auf die Arbeitsteilung. Wir machen darauf aufmerksam, dass die Arbeitsteilung in den Bezirken zentral durchgeführt werden muss. Aber auch da muss ein ständiger Wechsel der Kräfte vor sich gehen. Über den Wechsel der Kräfte noch ein Wort. Die Genossen, die lange Zeit als politische Sekretäre tätig waren, waren in dieser Tätigkeit mitunter sehr bürokratisch geworden. Es hat ihnen sehr gut getan, wenn wir sie von diesen Posten wegnahmen und sie zu Redakteuren machten. Andererseits waren die Redakteure geneigt, die Organisationsarbeit geringzuschätzen, und es war sehr gut, dass man die Redakteure auf solche Organisationsposten setzte und die Genossen von der Organisation in die Redaktion. Davon hatte die Partei unbedingt Nutzen: denn die früheren Redakteure arbeiteten in der Organisation vorzüglich, wie umgekehrt die gewesenen Sekretäre gut in der Redaktion arbeiteten. Aber auch bei Aktionen machten wir mit dem Wechsel solcher Funktionäre gute Erfahrungen. Funktionäre, die in den Bezirken, wo sie sich verwurzelt hatten, wo sie eng verbrüdert und verschwägert waren, absolut nicht zu einer Bewegung zu bringen waren, waren die besten Kräfte, wenn wir sie in einen anderen Bezirk versetzten. Und so war dieser Wechsel ein Mittel der Belebung der Partei. Es sind in diesem Kapitel doch eine Reihe von Änderungen, die Ihnen zugegangen sind.

Ich gehe nun zu dem letzten Absatz: legale und illegale Arbeit über. Die Überschrift des Absatzes ist irreführend, sie wird auch geändert werden. Es wird dort geschildert, dass illegale und legale Partei nicht zwei verschiedene Dinge sind, sondern wie sie ständig ineinander übergreifen. Hier müssen wir die Beschlüsse des 2. Kongresses ein bisschen korrigieren. Gen. Bela Kun hat in seiner Broschüre das Richtige getroffen, indem er sagt: „Die große organisatorische Aufgabe, die Einstellung der ganzen Partei in den Dienst der illegalen organisatorischen Vorbereitung zur Verwirklichung der revolutionären Kämpfe."

Der Genosse zeigt dann einige Beispiele, wie sich der illegale Apparat, der parallel lief, verselbständigt hat, in Berlin, wo dieser Apparat sich loslöste und sich in kriegerische Kämpfe in Mansfeld stürzte. „Es ist notwendig," sagt Kun, „dass die gesamte Organisation der Partei den Erscheinungen der Kämpfe so angepasst wird, dass sie sich schon aus der Natur ihrer organisatorischen Einstellung heraus weder organisatorisch noch politisch von der legalen Organisation, wenn auch nur für noch so kurze Zeit, loslösen kann." Er verwahrt sich dann gegen die Thesen, die da über die Aufgaben der Partei sagen: „Infolge des Belagerungszustandes, der Ausnahmegesetze haben diese Parteien nicht die Möglichkeit, ihre gesamte Arbeit legal zu führen," und er meint, dass es notwendig ist, einen illegalen Apparat herbeizuführen, indem er betont, dass der ganze Organisationsapparat der Partei auf legale oder illegale Tätigkeit der Partei eingestellt sein muss. Und wir versuchen, diese legale und illegale Tätigkeit deutlich werden zu lassen, damit jeder sieht, dass man schon die Organisationen für die legale und illegale Arbeit schulen soll. Nun wird einer sagen, es steht zu wenig darin. Sehr richtig. Der andere wird sagen: zu viel. Wir glauben, dass wir den Mittelweg gefunden haben, um darauf hinzuweisen, um das Ineinanderübergehen deutlich werden zu lassen. Nur wenn die Partei wirklich in der Lage ist, dieses Organisationsprinzip der Arbeitspflicht des demokratischen Zentralismus zu begreifen, wenn sie in der Agitation und Propaganda in der Durchführung der politischen Kämpfe, in der Bearbeitung der Presse als eine wirkliche Kampfgemeinschaft figuriert, wenn sie bei der Struktur ihres Parteiorganismus berücksichtigt, was wir gesagt haben, dann darf man annehmen, dass der nächste Kongress uns Parteien erleben lässt, die man wirklich mit dem Ehrentitel Kommunistische Parteien belegen darf.

Genossen, damit bin ich am Schluss des Hauptabschnittes meines Vortrages. Ich muss noch einige Worte, sagen über den Zweiten Abschnitt, der viel kürzer sein kann, über den organisatorischen Aufbau der Kommunistischen Internationale und ihr Verhältnis zu den angeschlossenen Parteien. Sie haben in der „Moskau" einen Vorschlag gefunden, den die Deutsche Kommunistische Partei in ihrer Parteiausschusssitzung vom 5. Mai machte. Auf Grund dieses Vorschlages haben mit Vertretern der Exekutive Verhandlungen stattgefunden, und es ist daraus jetzt eine Resolution geworden, die ich Ihnen zur Annahme vorlege, die alle wesentlichen Wünsche, die in der deutschen Resolution enthalten sind, wirklich erfüllt. Welches sind nun die Wünsche, die wir erfüllt haben möchten? Von einigen war schon die Rede, als wir den Gewerkschaftsbericht der Exekutive entgegennahmen. Diese Dinge wurden schon bei der Resolution erledigt, die beim Abschluss der Diskussion über den Bericht der Exekutive vorgelegt wurde. Es heißt in dieser Resolution: „Der Kongress erwartet, dass die Exekutive unter verstärkter Mitwirkung der angeschlossenen Parteien zur Herstellung eines besseren Verbindungsapparats und durch verstärkte Mitarbeit der Parteien in der Exekutive ihre steigende Aufgabe in noch größerem Maße als bisher zu erfüllen in der Lage sein wird."

Es wird weiter in dieser Resolution noch gefordert, dass die Parteien ihre besten Kräfte für die Exekutive als die Leitung der ganzen internationalen Kampfbewegung hergeben. Von diesem politischen Gesichtspunkte ausgehend, ist die Resolution, die ich Ihnen zur Annahme empfehle, entworfen. Ich werde sie zunächst verlesen und vielleicht noch einige kurze Worte der Begründung anführen. Die Resolution lautet:

Der III. Weltkongress stellt fest, dass in der Entwicklung der Kommunistischen Internationale der Zeitpunkt gekommen ist, von der Etappe der propagandistisch-agitatorischen Beeinflussung der Massen der kapitalistischen und Kolonialländer überzugehen zu einer immer straffer auszubauenden wirklichen politischen, organisatorischen Leitung der revolutionären proletarischen Kräfte aller Länder. Die Exekutive der Kommunistischen Internationale soll so ausgebaut werden, dass es ihr möglich wird, zu allen Aktionsfragen des Proletariats, wie z. B. zu den immer brennender werdenden Problemen der Massenarbeitslosigkeit, der gewaltsam konfliktschwangeren Verschärfungen der politischen Beziehungen der kapitalistischen Regierungen (wie Sanktionen und Durchführung von Sanktionen, Friedensverträge und des neuen Wettrüstens von Amerika, England und Japan) Stellung zu nehmen. Über die bisherigen Aufrufe hinaus zu solchen kritischen Fragen soll die Exekutive mehr und mehr dazu übergehen, Mittel und Wege zu finden, um die praktische Initiative für ein einheitliches organisatorisches und propagandistisches Auftreten der verschiedenen Sektionen zu den internationalen Streitfragen herbeizuführen. Die Kommunistische Internationale muss zu einer Internationale der Tat heranreifen, zur internationalen Leitung des gemeinsamen täglichen Kampfes des revolutionären Proletariats aller Länder. Voraussetzung dafür ist:

I. Die der Kommunistischen Internationale angeschlossenen Parteien müssen alles daran setzen, um mit der Exekutive die engste und eifrigste Verbindung aufrechtzuerhalten, sie müssen nicht nur die besten Vertreter ihres Landes für die Exekutive stellen, sondern mit Umsicht und Zähigkeit die dauernde gute Information der Exekutive betreiben, damit die Exekutive auf Grund wirklicher Dokumente und gründlicher Materialien zu den auftauchenden politischen Problemen Stellung nehmen kann.

II. Die angeschlossenen Parteien müssen sich immer mehr tatsächlich als Sektionen einer gemeinsamen internationalen Partei fühlen.

Sie müssen deshalb untereinander, insbesondere wenn sie benachbart sind und deshalb an den sich aus den kapitalistischen Gegensätzen ergebenden politischen Konflikten gleich stark interessiert sind, die engsten informatorischen und organisatorischen Verbindungen unterhalten, Durch gegenseitige Beschickung ihrer wichtigsten Konferenzen und durch den Austausch geeigneter leitender Kräfte kann dieses gemeinsame Aktionsverhältnis gegenwärtig am zweckmäßigsten angebahnt werden. Dieser Austausch leitender Kräfte muss unverzüglich zu einer obligatorischen Einrichtung aller irgendwie leistungsfähigen Sektionen werden.

III. Die Exekutive soll diese notwendige Verschmelzung aller nationalen Sektionen zu einer einzigen Internationalen Partei der gemeinsamen proletarischen Propaganda und Aktion dadurch fördern, dass sie in Westeuropa eine in allen wichtigeren Sprachen erscheinende Zeitungs-Korrespondenz herausgibt, durch die die Auswertung der kommunistischen Idee immer einheitlicher und klarer gestaltet werden muss, und die durch zuverlässige und gleichmäßige Informationen die Grundlagen für ein aktives gleichzeitiges Auftreten verschiedener Sektionen herstellen soll.

IV. Durch Entsendung bevollmächtigter Mitglieder der Exekutive nach Westeuropa und Amerika hat die Exekutive das Streben nach einer wirklichen Internationale des gemeinsamen täglichen Kampfes des Proletariats aller Länder organisatorisch wirksam zu unterstützen. Diese Vertreter hätten zur Aufgabe, das Exekutivkomitee mit den besonderen Bedingungen bekanntzumachen, unter denen die Kommunistischen Parteien der kapitalistischen und der Kolonialländer zu kämpfen haben, und sie hätten ferner dafür zu sorgen, dass diese Parteien in der engsten intimsten Verbindung sowohl mit der Exekutive als auch untereinander bleiben, um ihre gemeinsame Schlagkraft zu erhöhen. Die Exekutive soll ebenso wie die Parteien dafür Sorge tragen, dass der Verkehr zwischen ihr und den einzelnen Kommunistischen Parteien sowohl persönlich durch Vertrauensmänner, als auch durch schriftliche Korrespondenten häufiger und schneller vor sich geht, als es bisher möglich war, so dass zu allen großen politischen Fragen eine übereinstimmende Stellungnahme herbeigeführt werden kann.

V. Um diese außerordentlich gesteigerte Tätigkeit übernehmen zu können, muss die Exekutive erheblich erweitert werden. Der Kongress wählt den Präsidenten und beauftragt die Exekutive, drei leitende Sekretäre zu bestellen, die möglichst aus verschiedenen Parteien zu entnehmen sind. Neben ihnen sind die Mitglieder der Exekutive, die von den verschiedenen Sektionen nach Moskau entsandt werden, verpflichtet, durch ihre besonderen nationalen Abteilungen oder durch Übernahme der Bearbeitung ganzer Sachgebiete als Referenten sich an der Erledigung der laufenden Arbeiten der Exekutive und des Sekretariats zu beteiligen. Die Länder, die die stimmberechtigten Mitglieder der Exekutive stellen, werden vom Kongress durch besonderen Beschluss bestimmt, und so wird ihre Stimmenzahl durch Kongressbeschluss geregelt. Die Mitglieder des geschäftsführenden engeren Büros werden durch die Exekutive besonders gewählt.

VII. Der Sitz der Exekutivkomitees ist Russland, der erste proletarische Staat. Wenn möglich, sollte jedoch die Exekutive auch durch Konferenzen, die sie außerhalb Russland organisiert, ihren Wirkungskreis zu erweitern versuchen, immer fester die organisatorische und politische Führung der gesamten Internationale zu zentralisieren.

Diese Resolution empfehle ich Ihnen zur Annahme, nachdem eine Vorberatung darüber stattgefunden hat. Zu ihrer Erläuterung ist nicht viel zu sagen, nur möchte ich ganz besonders betonen, dass die Parteien sich wirklich entschließen müssen, ihre besten Kräfte der Exekutive zur Verfügung zu stellen, damit auch hierin verwirklicht wird, was die Resolution fordert, dass die einzelnen Vertreter in der Exekutive nicht nur als Referenten für ihre Länder, sondern auch als Sachverständige für bestimmte Probleme dienen sollen. Solche Kräfte brauchen wir. Wir können nicht weiter von Russland fordern, dass es alle diese Kräfte stelle, sondern wir müssen führende Genossen hierher schicken und dafür sorgen, dass die Exekutive aktiver wird. Es ist sehr billig, zu sagen, die Exekutive soll uns über diesen oder jenen Fall informieren, wie etwa über den Fall Levi, wo doch die Vertreter der Delegationen durch Deutschland durchgereist sind und zumindest 24 Stunden in Berlin weilten, wo sie sich hätten genau informieren können. Solche Einwände sind unzulässig in einer internationalen Partei, die sich kommunistisch nennt. Es muss eine engere Verbindung in der Internationale hergestellt werden, und die einzelnen Sektionen müssen alles tun, um eine solche engere Verbindung herbeizuführen. Gemeinsame Aktionen, gemeinsame Unterstützung können sehr verschieden aussehen. Man darf nicht daran glauben, dass überall gleichmäßig die Revolution sich herausbildet. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten der gegenseitigen Unterstützung in der verschiedensten Form der Aktion und der Propaganda. Wenn z. B. schon in einem Lande, große Demonstrationen stattfinden, so kann das andere Land durch die Presse, durch die Propaganda auf diese Demonstrationen Rücksicht nehmen.

Wenn in dem einen Lande Demonstrationen für irgendeine internationale Frage zu schweren Opfern und Kämpfen geführt haben, so können die anderen Länder sich wenigstens durch Parlamentsreden mit dem Nachbarproletariat unbedingt solidarisieren. Wenn große wirtschaftliche Kämpfe ausbrechen, in denen es noch nicht möglich ist, wirklich aktive Hilfe zu leisten, so muss durch die Nachbarländer ein Kampfgeist gehen, der die brüderliche Unterstützung der Arbeiter durch Aufrufe, durch Kundgebungen, durch Geldunterstützungen wirklich zum Ausdruck bringt. So wird es eine ganze Reihe von Möglichkeiten geben, die die Verbindung zwischen den nationalen Organisationen fester schmieden, nicht nur die Verbindungen der Exekutive mit den einzelnen Parteien. Die Bourgeoisie schafft sich eine solche Zentralisation. Ich habe schon auf dem Kongress der Gewerkschaftsinternationale darauf hinweisen können, dass kürzlich in Berlin erst wieder der Oberleiter des politischen Spitzeldienstes Staatsanwalt Weißmann eine Verhandlung mit dem Chef der französischen und englischen Geheimpolizei hatte, um eine Organisation für den Zweck zu schaffen, dass, falls Russland zusammenbricht oder sonst Verwicklungen entstehen, ein Entrinnen der kommunistischen Hetzer nicht möglich ist. Sie bereiten sich vor auf alle Fälle, sogar auf die ausgeklügeltsten und raffiniertesten Möglichkeiten. So müssen wir, wenn die internationale Bourgeoisie schon über alle Grenzen hinaus zu so komplizierten Vereinbarungen kommt, die Anfangsschritte machen für internationale Parteien, nicht nur durch Resolutionen, sondern durch praktische organisatorische Maßnahmen. Nur dann wird es wahr werden, dass die Internationale wirklich die Menschheit sein wird. (Lebhafter Beifall.)

Kommentare