Karl Marx: Brief an Julius Fröbel in Zürich [Nach Marx Engels Werke, Band 27, Berlin 1963, S. 423 f.] Paris, 21. November 1843 rue Vaneau, Nr. 31, Faub. St.Germain Lieber Freund! Soeben ist Ihr Brief angekommen, aber unter ganz eigentümlichen Symptomen. 1. Fehlt alles, was Sie, wie Sie schreiben, beigelegt haben, mit Ausnahme von Engels Aufsatz. Dieser aber ist zerstückelt, daher unbrauchbar. Er beginnt von Nr. 5. 2. Waren die Briefe für Mäurer und mich eingewickelt in das Kuvert, was ich Ihnen beilege, was von St. Louis aus datiert ist. In denselben Umschlag waren die paar Seiten von Engels eingeschlagen. 3. Ist der Brief von Mäurer, der, wie der meinige, offen in dem beiliegenden Kuvert lag, ebenfalls von einer fremden Hand überzeichnet. Ich lege Ihnen das Stück, welches die Signatur enthält, bei. Es ist also nur zweierlei möglich. Entweder die französische Regierung hat Ihre Briefe und Ihr Paket erbrochen und interzepiert. In diesem Fall schicken Sie die vorliegenden Adressen zurück. Wir werden dann nicht nur einen Prozess gegen die französische Post entrieren, sondern zugleich das Faktum in allen Oppositionsblättern publizieren. Jedenfalls wird es besser sein, wenn Sie alle Pakete an eine französische Buchhandlung adressieren. Wir glauben indessen nicht, dass das französische Gouvernement eine Infamie begangen hat, die sich bisher nur die österreichische Regierung erlaubte. Bleibt also der zweite Fall, dass Ihr Bluntschli und Konsorten den Mouchard-Streich gespielt haben. Verhält sich die Sache so, dann müssen 1. Sie einen Prozess gegen die Schweizer anhängig machen und 2. wird Mäurer als französischer Bürger bei dem Ministerium protestieren. Was nun die Sache selbst anbetrifft, so ist es jetzt nötig: α) Dem Schüller einstweilen die Ausgabe des besagten Aktenstücks zu untersagen, da dies ein Hauptschmuck unsrer ersten Nummer1 sein muss. β) Schicken Sie den ganzen Inhalt unter der Adresse von Louis Blanc. Nr.2 od. 3, rue Taitbout. γ) Ruge ist noch nicht hier. Ich kann nicht wohl mit dem Druck anfangen, bis er angekommen. Die mir bisher von Hiesigen (Hess, Weill etc.) zugesandten Aufsätze habe ich, mit großem Embarras des Debates2, ablehnen müssen. Ruge kommt aber wahrscheinlich Ende dieses Monats. Wenn wir dann auch das von Ihnen versprochne Aktenstück haben, so kann der Druck beginnen. Ich habe an Feuerbach, Kapp und Hagen geschrieben. Feuerbach hat schon geantwortet. δ) Holland scheint mir der geeignetste Ort, wenn Ihre Mouchards nicht schon in diesem Augenblick das Gouvernement benachrichtigt haben. Wenn Ihre Schweizer die Infamie begangen haben, so werde ich sie nicht nur in der „Reforme", dem „National", der „Democratie pacifique", dem „Siècle", „Courrier", „La Presse", „Charivari", „Commerce" und der „Revue independante", sondern auch in der „Times" und wenn Sie wollen in einer französisch geschriebenen Broschüre angreifen. Diese Pseudo-Republikaner sollen merken, dass sie es nicht mit Kuhjungen und Schneidergesellen zu tun haben. Was das Büro angeht, so werde ich suchen, da ich eine neue Wohnung beziehen will, es als Akzidens dieser Wohnung zu akquirieren. Es wird geschäftlich und pekuniär das Passende sein. Entschuldigen Sie das Knöcherne dieses Briefes. Ich kann vor Indignation nicht schreiben. Ihr Marx In jedem Falle, der Streich mag von den Pariser Doctrinairs oder den Schweizer Bauernbuben ausgehen, werden wir Arago und Lamartine zu einer Interpellation in der Kammer bewegen. Wenn die Herrn Skandal machen wollen: ut scandalum fiat3. Antworten Sie mir schnell, denn die Sache pressiert. Da Maurer französischer Bürger ist, so wäre der Streich von Züricher Seite aus eine Verletzung des Völkerrechts, die ihnen, den Kuhjungen, nicht passieren soll. 1 „Deutsch-Französische Jahrbücher" 2 langwierigem Wortwechsel 3 möge es Skandal geben |