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Georg Herwegh 18430217 Brief an Karl Marx

Georg Herwegh: Brief an Karl Marx

in Köln

Zürich, 17. Februar 1843

[Nach Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA). Dritte Abteilung. Briefwechsel, Band 1. Berlin 1975, S. 392]

Verehrtester Freund!

Das Beiliegende wird Ihnen genügend den Grund meines langen Stillschweigens klar machen, überhaupt die ganze Antwort auf Ihren vorletzten Brief enthalten. Mit Zürich ist es vor der Hand Nichts; wo ich selbst hinziehe, weiß ich nicht; zunächst allerdings nur zwei Meilen von hier. Ihre Briefe adressieren Sie nach wie vor nach Zürich. Sobald ich geheiratet, will ich eine Reise nach dem südlichen Frankreich und Spanien mit meiner Frau antreten. Für den Deutschen Boten nehme ich Ihre tätigste Mitwirkung in Anspruch; er erscheint unter allen Umständen, und es soll mir lieb sein, wenn Sie mir aus Ihrer Feder schon für das 1. Vierteljahr Beiträge senden; natürlich so schnell Sie können. Stellen Sie doch einige rücksichtslose, zensurwidrige Betrachtungen über das Verbot der Deutsch. J. und der Rhein. Zeit, an; es lässt sich so viel daran anknüpfen. – Das Beiliegende ist ohne Kommentar verständlich und den Schweizern, vor allem dem Liberalismus, der nur noch das Privilegium hat, Alles, was charakterlos ist, in seine Reihen aufzunehmen, muss tüchtig aufgetrumpft werden. Die Imbezillität unserer Politiker zeigte sich eminent darin, dass sie die Petitionen gar nicht begriffen, die eben behaupteten, dass die Regierung ihre Kompetenz überschritten.

Schicken Sie für den Deutschen Boten, was Ihnen nur immer auf der Seele brennt, bis ich etwas Bestimmteres für Sie ausfindig. Als Honorar kann Ihnen die Verlagshandlung 40 f für einen Oktavbogen bieten.

Ich hatte mich schon so gefreut, Sie diesen Sommer mit Ihrer Braut bei uns zu sehen. Auch das ist zu Wasser geworden. Von allen Seiten gehetzt – nun, das ist auch gut, man bekommt dadurch wenigstens das Gefühl, dass man existiert.

Der Ihrige

G. Herwegh.

Zürich, 17. Febr.

Herrn Dr. Marx

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